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Deutsche Entomologische Zeitschrift
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herausgegeben
vom
Entomologischen Verein Iris zu Dresden.
Band XXVI Jahrgang 1912. Mit 3 Tafeln und vielen Textfiguren.
Redakteur: Dr. Denso.
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Inhalts - Uebersicht.
Max Rothke, Beiträge zur Kenntnis von Arctia figurata Drury und ihren Formen nebst einigen Betrach- tungen über deren Wesen und Bedeutung .
Otto Stertz, Beiträge zur a. nee der Insel Teneriffa RE
® Eine neue Form von Polia Alih Dup. aus Spanien
4 Drei neue ak eiden. Pormen Be: palaearkti schen Faunen-Gebietes
Eduard Schopfer, Beitrag zur Mikrolepidopteren- audn der Dresdner Gegend f
Prof. Dr. L. Courvoisier, Ueber Zeichnungs- An aonen bei Lycaeniden
Prof. Dr. H. Rebel, Beitrag zur Lepidopterenfauna inter: Aegyptens
W. Martini, Beiträge zur Kenbis. de Elbekiste, Hausen
= Grapholitha Hein. (Laspeyresia Meyr.) oxytro- pidis, eine neue Wicklerart aus Thüringen .
Kleine Mitteilungen A.Bang-Haas, Neue oder wenig bekannte UND Makrolepidopteren IV. . ..
Dr. A. Petry, Ueber die deutschen an Artemikis IcBen den Arten der Gattung Bucculatrix Z. nebst Beschreibung einer neuen Art
Dr. H. Zerny, Neue Heteroceren aus der Sammlung des k.k. naturhistorischen Hofmuseums in Wien
Dr. P. Denso, Palaearktische Schmetterlingsformen Leo Sheljuzhko, Eine neue Form v. Melitaea didyma O.
A. Bang-Haas, Neue oder wenig bekannte Pa nen Makrolepidopteren V.
Dr. Martin, Ein neuer Papilio aus Gelebes N C. Schrottky, Zwei neue Syntomiden v. Nord-Argentinien
Heinrich Neustetter, Neue oder Bes bekannte Cimo- tho&-Arten r
W. Martini, Ueber die eeriene che Hlsehisten Gruppe D.
Kleine Mitteilungen Dr. L. Martin, Ein seltener N
5 Zwei neue Euploeen aus Celebes Dr. Th. Sasse, Saturnia pyri Schiff. forma alticola Eduard Schopfer, Epiblema nisella Cl. und Varietäten
Seite
103—110
111—115
119— 124 125—136 137—138
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185—188 189 191— 196
196 — 200 201—203 204—207
W. Martini, Beiträge zur Kenntnis von Arten der Gattung Elachista
Dr. Walther, Lichtfangergebnis i. J. 1912
R. Seiler, Die Zucht von SROFOP DAUER nigra Hw. (aethiops O.). .
E. Miller, Neue Rhopalocera aus ee 1 2 Dr. L. Martin, Zwei neue Delias aus Celebes .
A.Bang-Haas, Neue oder wenig bekannte gi Makrolepidopteren VI. SE Ma: TER MAR
Franz Philipps, Einige interessante Aberrationen und Hermaphroditen meiner Sammlung .
Dr. Ernst Hartert, Gegen die Zulassung von Ausnahmen vom Prioritäts-Gesetz ee
Bücherbesprechungen Vereinsnachrichten
Verzeichnis neubesprochener Arten, Varietäten und Aberrationen N RE
Seite
208 - 211 211—215 216—219 220— 223 224—228 229—230 230—231 232 -235 I—IX XI— XIV
XV—XXVI
Heft 1, Seite 1—101 ist am 23. April 1912 erschienen.
2024201031880, 7, 294 Juno “ » du — 189, Oktober. 19125 a LI 235", ei A Tanner ol ae
Iris, Dresden, Band XXVI. left 1.
Derrkahle
Entemolsgische Zeitschrift ‚Aris”
herausgegeben
|| Entomologischen Verein Iris zu Dresden.
\ Jahrgang 1912. Erstes Heft.
1. April 1912" Redakteur: Dr. Denso.
Preis für Nichtmitglieder des Vereins: 7 Mark.
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BIST CH Berlin. N a R. Friedländer & Sohn.
Carl-Strasse 11.
Druckerei, Schlenkrich. Inh. Edwin Jeutzsch, Radehenl.
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«Kleine Mitteilungen ..
Inhalts- Uebersicht.
ER Rothke, Beiträge zur Kenntnis von Arokik figurata Drury und ihren Formen nebst einigen Betrach- tungen über deren Wesen und Bedeutung ..
Otto Stertz, Beiträge zur mE Fauna der
Insel Terier itta
Spanien N Drei neue Bompyeidbn: Moral des palacarkti- schen Fayunen-Gebietes s
and Schopfer, Beitrag. zur Nikrolepidopfen kun der Dresdner Gegend . N RL TEN ER
Prof. Dr. L. Courvoisier, Ueber Kachnimen Anehialipnen
bei Lycaeniden . .
Bu Dr. H. Rebel, ae Lepidopterentauna Unter- Aegyptens
w. Martini, Beiträge zur Kuna DS: Rlachista- Bann
2 Grapholitha Hein. (Laspeyresia Meyr .) OXytro- pidis, eine neue Wickierart aus Thüringen
Bücherbesprechungen’ . . . . !
Für die ok“ und den ‚Inhalt der in dieser Zeitschrift ver- Fr öffentlichten Aufsätze Da die Herren au oren allein verantwortlich.
Eine neue Form von Polia ER Dup. aus.
12,14 15—94 24-26 26-08... Ba 33-65. 6592 9995‘. 95—100 101 gi
In allen redaktionellen Angelegenheiten, die auf das Jahr 1912
Bezug haben, bitten wir, sich nur an den Redakteur Herrn Dr. Densß,
Hellerau b. Dresden, auf dem Sand, zu. wenden.
‚Naturalien- u. Alexander Heyne + * Buchhandlung Berlin-Wilmersdorf, Landhaus- Str. 26a
versendet auf Wunsch umsonst und portofrei die folgenden,
soeben erschienenen’ Listen:
Liste entomologischer Gerätschaften, 4 Seiten.
Verzeichnis von Büchern. entomologischen Inhalts,
allgemeiner Teil. 16 Seiten.
Auswahl von Büchern entomologischen Inhalts,
| für Liebhaber, Anfänger usw., 8 Seiten.
Max Rothke, Arctia figurata Dru. 1
Beiträge zur Kenntnis von Arctia figurata Drury und ihren Formen nebst einigen Betrachtungen über deren Wesen und Bedeutung.
Von Max Rothke. Scranton, PA. (Hierzu Tafel 1.)
Die Arctia-Arten neigen bekanntlich sehr zum vari- ieren. Fast noch mehr wie bei den palaearktischen Arten ist das bei den nordamerikanischen der Fall. Neben geogra- phischen Rassen treten auch an ein und derselben Oert- lichkeit innerhalb einer Art oftmals Aberrationen und auch konstante Varietäten auf. Dazu kommt, daß einige nahestehende Arten nicht in allen Fällen auseinander- gehalten werden können, weil unbedingt zuverlässige konstante Merkmale entweder in beiden Geschlechtern oder bei einem derselben fehlen. So sind, um nur ein Beispiel letzterer Art anzuführen, die 2% von A. radians WIk. und A. phalerata Harris auf den ersten Blick zu erkennen, die 55 der beiden Arten dagegen sind sich zuweilen so Ähnlich, daß es selbst einem gründlichen Kenner schwer fällt oder gar unmöglich ist, mit Sicher- heit anzugeben, welcher Art sie angehören. Der Fall kann namentlich dann eintreten, wenn solche zweifelhaften Exemplare von einer fremden Lokalität stammen. Diese Dinge erschweren das Studium der nordamerikanischen Aretia-Arten sehr, machen dasselbe aber gerade deswegen um so interessanter. Das einzige Mittel, einigermaßen Klarheit in dieser durch so viele farbenprächtige Arten ausgezeichneten Lepidopterengruppe zu erlangen und die Variationsmöglichkeit innerhalb einer Art kennen zu lernen, ist die Zucht. Nun bietet ja erfreulicher Weise die Zucht der Arctiiden im allgemeinen keine Schwierig- keit — wenn man Zuchtmaterial hat. Dieses läßt sich aber leider hier in Nordamerika nicht so leicht be- schaffen wie in Europa, wo namentlich in Deutschland, Oesterreich und der Schweiz, dank der vielen entomolo- gischen Fachblätter und des durch sie geschaffenen leb- haften Tausch- und Kaufverkehrs unter den Sammlern und Forschern vielleicht mehr Material in Umlauf gesetzt
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2 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
wird, als für die Erhaltung der Spezies in der freien Natur gut ist. Wer in Nordamerika weit abseits der eigentlichen Hochburgen der Entomologie wie New-York, Brooklyn, Newark, Washington, Philadelphia, Boston und anderen bevorzugten Plätzen wohnt und sich mit Lepi- dopterenzucht befassen will, ist fast ganz auf sich selbst angewiesen, falls es ihm nicht gelingt, mit gleichstreben- den Kollegen in dauernde Verbindung zu kommen. Deren scheint es aber nach meinen bisherigen Erfahrungen in diesem großen Lande nicht sehr viele zu geben, da ich mit meinen Tausch- und Kaufgesuchen in den wenigen periodischen entomologischen Fachblättern absolut keinen Erfolg hatte. Im Ganzen scheint die Zucht vom Ei ab noch verhältnismäßig wenig betrieben zu werden. Wo es geschieht, da sind es zumeist bevorzugte Gruppen, wie z. B. die Catocalen, mit deren Zucht sich doch schon manche befassen.
Mein leider vor einigen Monaten verstorbener sehr ge- schätzter Freund Dr. Otto Seifert in Mount Vernon, N.Y., war einer der wenigen, die sich fleißig der ex ovo Zucht widmeten. Namentlich waren es die Arctiiden, denen er sein besonderes Interesse zugewendet hatte. Er hat sich denn auch um die Kenntnis verschiedener nordamerika- nischer Arctiidenarten durch ausgedehnte und verschiedene Generationen hindurch fortgesetzte Zuchten verdient ge- macht Die Beschaffung des erforderlichen Materials bereitete aber auch ihm erhebliche Schwierigkeiten. Immerhin hatte er, dank einiger guter Verbindungen im Westen und infolge verschiedener von ihm nach Florida und den Catskill Mountains ausgeführter Reisen Gelegen- heit, Arten aus den verschiedensten Gegenden Nord- amerikas zu ziehen. Er begnügte sich aber nicht allein mit der Zucht, sondern stellte auch Temperatur-Experi- mente mit den Puppen und Kreuzungsversuche mit den Sehmetterlingen an, um einen ‚möglichst klaren Einblick in die Verwandschafts- und Abstammungsverhältnisse zu erlangen und die Variationsmöglichkeit der einzelnen Arten in ihrem vollen Umfange kennen zu lernen. Mit den Kreuzungsversuchen hatte er zwar, wie er mir seinerzeit schrieb, wenig Glück, mehr erzielte er durch die Temperaturexperimente. Die Resultate seiner Zucht- ergebnisse, welche namentlich einige kritische Arten wie radians WIk., phalerata Harris, nais, Dru., pro-
Max Rothke, Arctia figurata Dru. 3
xima Guer., ineorrupta Edw. und andere betrafen, hat er in verschiedenen Abhandlungen veröffentlicht. Tafeln mit ganzen Serien der von ihm ex ovo gezogenen Arten sind diesen Abhandlungen beigegeben und zeigen ein ziemlich vollständiges Bild von der Variabilität der betreffenden Arten. — Es ist nicht der Zweck dieser Arbeit auf jene Resultate näher einzugehen. Interessenten seien auf die Originalarbeiten verwiesen.!)
Eine der selteneren Arten aus dem östlichen Nord- amerika ist figurata Dru. Nach verschiedenen Autoren soll sie vorwiegend dem Süden angehören. In den Sammlungen scheint sie nur spärlich vertreten zu sein, .besass doch Dr. Seifert seinerzeit von dieser Art in seiner umfangreichen Arctiidensammlung nur ein Exemplar, das, wenn ich mich recht erinnere, aus der Gegend von Boston, Massachusetts, stammte. Vor einigen Jahren hatte ich zweimal Gelegenheit, diese interessante Art vom Ei ab zu ziehen. Beim ersten Zuchtversuch handelte es sich nur um eine kleine Zahl Eier, in deren Besitz ich durch einen glücklichen Zufall gelangt war. Ich erzielte damals sieben Schmetterlinge, über die ich aber jetzt keinen Aufschluß mehr geben kann. Ein Jahr später war ich selbst so glücklich, in einem günstig gelegenen Tale in der Umgebung von Scranton im nordöstlichen Pennsyl- vanien am 30. Mai ein © dieser Art, auffallender Weise bei hellem Tage, zu fangen, das mich auch mit einer größeren Anzahl Eier beglückte. Einen Teil derselben gab ich einem hiesigen Freund, dem ich die Eier vom Jahre vorher verdankte. Er hatte wenig Erfolg und brachte nur drei Raupen zur Verwandlung, von denen er zwei Schmetterlinge erhielt. Bei mir ging die Zucht entschieden besser und ich erzielte dank der sorgfältigen Pflege, die ich den Raupen widmete, rund 60 fast aus- nahmslos gut ausgebildete Exemplare.
Schon im Jahre 1907 habe ich über das Resultat dieser Zucht in einer amerikanischen entomologischen Zeitschrift kurz berichtet.2) Hier möchte ich dasselbe
I) Otto Seifert, Contributions to the knowledge of North American Arctiidae. Part I, I, III in Journal New-York Entomological Society, Vol. X. Part IV in The Canadian Entomologist, Vol. XXXVII, 1905.
2) M. Rothke, The Results of a breeding of Apantesis figurata Drury. In Entomological News, Vol. XVIIL, 1907.
4 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
eingehender behandeln und die erhaltenen Schmetterlinge von verschiedenen Standpunkten aus betrachten. Zu- nächst sei noch einmal kurz erwähnt, wie die Zucht be- trieben wurde.
Die jungen N zog ich bis zu einer gewissen Größe in kleinen Blechschächtelehen, wie man sie in den Apotheken erhält. Später gelangten größere Behälter zur Verwendung, in denen die Raupen aber gleichfalls bis zur Verwandlung fast völlig. vom Tageslicht abge- schlossen waren. Die Behälter standen in einem unge- heizten Wohnzimmer. Gefüttert wurde im Anfange Gartensalat, später meist Löwenzahn, einige erhielten Salat bis zur Verwandlung. Vorweg sei hier bemerkt, daß die verschiedenartige Fütterung von keinerlei nach- weisbarem Einfluß auf die Färbung der Schmetterlinge war, indem die gleichen Falter aus den getrennt be- triebenen Zuchten später hervorgingen. Die Verpuppung erfolgte Ausgangs Juli und Anfang August. Etwaige Experimente wurden weder mit den Raupen noeh mit den Puppen vorgenommen.
Ich habe leider seinerzeit versäumt, eine Beschreibung der Eier und der verschiedenen Raupenstände aufzu- zeichnen in der Annahme, daß diese schon bekannt seien. Das scheint jedoch nicht der Fall zu ‚sein, da Beuten- mueller in seiner Bearbeitung der Schmetterlinge von New-York!) nichts von der figurata-Raupe erwähnt, wogegen er bei den meisten anderen Arten Beschreibung und Nahrungspflanze. mitteilt. Als eine große Unter- lassungssünde sehe ich mein Versäumnis aus guten Gründen allerdings nicht an. Die Arectia-Raupen sind ja in ihrem Aeußeren und in der Lebensweise wenig differenziert, es herrscht da sehr viel Uebereinstimmung zwischen den verschiedenen Arten, selbst zwischen ferner- stehenden, wie ich das an den präparierten Raupen ver- schiedener von mir ex ovo gezogener Arten sehen kann. Zeichnung ist bei den Arctia- Raupen überhaupt nicht viel vorhanden und in der Färbung zeigt sich auch nur wenig Verschiedenheit. Zum Glück habe ich aber da- mals eine kleine Anzahl erwachsener figurata-Raupen präpariert resp. ausgeblasen, von denen sich noch drei
I Bar William Beutenmueller, Descriptive Catalogue of the Bomby- cine Moth found within fifty Miles of New-York City. New-York, 1908.
11 Se EIEREN
Max Rothke, Arctia figurata Dru,
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in meiner Sammlung befinden. Der Vollständigkeit wegen mag eine Beschreibung der Raupe und Puppe hier Platz finden.
Die Raupen meiner Brut variierten fast gar nicht; die drei in meiner Sammlung befindlichen stimmen in allen deutlich sichtbaren Teilen überein. Die Größe der ausgewachsenen Raupe beträgt bei gestrecktem Körper 4!/, cm. Die Grundfarbe bei diesen präpa- rierten Raupen ist wie bei allen anderen Arten meiner Sammlung ein schwach durchscheinendes dunkles sgraubraun, da auf der Bauchseite heller ist als wie auf der Rückenseite. Auf der Mitte des Rückens befindet sich eine etwas hellere schwach gelblich (oder rötlich, wenn man will) schimmernde Linie, die wahrscheinlich bei lebenden Raupen deutlicher sichtbar ist. Sie tritt auf den drei Brustringen schärfer hervor als auf den übrigen Segmenten; bei zweien meiner drei Exemplare ist sie auf den Bauchringen fast gar nicht mehr sicht- bar. Die Stigmen sind unbezeichnet, ebenso der Kopf. Letzterer, wie die hornigen Brustfüsse, der Nachschieber und die haaretragenden, kegelförmigen Warzen sind glänzend und tiefschwarz. Die Bauchfüsse sind bräunlich- ockergelb. Die Haare sind nicht sehr lang und stimmen darin mit denen von proxima Guer. überein, sind aber nicht so schwarz wie diese, sondern haben einen braungrauen Schimmer, ähnlich wie die Hautfarbe. Die Verpuppung erfolgt wie bei den anderen Arten in einem lockeren Gespinnst, in welchen die Körperhaare zum Teil mit verwoben werden. Manche meiner Raupen ver- puppten sich ganz ohne Gespinnst. Nach der Verwandlung haftet die abgestreifte Raupenhaut, ähnlich wie bei virgo Linn, persephone Grt. und vielleicht noch anderen Arten dem Puppenende an. Die Puppe selbst ist wie bei anderen Arctiidenarten von ziemlich stumpfer Form, dunkelschwarzbraun und schwachglänzend. —
Das Resultat meiner Zucht war in mehrfacher Be- ziehung ein sehr bemerkenswertes. Es entwickelten sich nämlich in Zeichnung und Färbung der Hinterflügel sehr verschiedenartige Tiere, wie aus der zu dieser Ab- handlung gehörigen Tafel zum Teil zu ersehen ist. Das unter Fig. 14 dargestellte Exemplar ist die Mutter sämt- licher auf der Tafel photographisch abgebildeten
6 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
Schmetterlinge. Das %& des Elternpaares ist leider un- bekannt. Kurz zusammengefaßt gingen folgende Haupt- formen aus der Zucht hervor:
a) Hinterlügel rot mit schwarzem Saumband und länglichem schwarzen Fleck oberhalb der Mitte nahe am Vorderrande: 7 38 und 2 99. Tafel I Fig. 1, 2.405 und ’ıl®:
Dieselbe Form wie vorige, aber Grundfarbe der Hinterffügel gelb statt rot: 4 &8 u. 3 29. Tafell, Bie.77,28 und 11:
Hinterlügel schwarz mit spatelförmigem rotem Fleck im Saumteile der Flügel. Der Fleck variiert in der Größe sehr bis zu völligem Ver- schwinden (Fig. 22); bei einigen Exemplaren tritt noch ein kleiner rundlicher Fleck oberhalb der Mitte der Flügel hinzu: 12 &5 und 15.9%. Tafel I Fig. 6, 122114, 115,,,16,218 2021.00 23;
d) Dieselbe Form wie vorher, aber mit gelbem statt rotem Fleck: 885 und 9 9977 Varel’ Tr Eiesar 19, 17.4192 und 2%
Fig. 22 mit ganz schwarzen Hinterflügeln rechne ich ebenfalls zu der letzteren Form, da die Färbung der hellen Zeichnungen auf den Vorderflügeln sehr hell, beinahe weiß ist, wie es bei fast allen gelben Exemplaren der Fall ist. Unter der ganzen Serie befand sich nur ein einziges Exemplar mit vollständig schwarzen Hinterflügeln. Es ist der extremste Typus der Form mit gefleckten Hinterflügeln. Einige Exemplare der Gesamt- serie kommen ihm sehr nahe, so die Fig. 19 und 24. Drei der gezogenen Stücke zeigen Neigung zum Albinis- mus, wie auf der Tafel zu sehen ist, und zwar bei Fig. 10 und 11 auf den Vorderflügeln und bei Fig. 12 auf den Hinterflügeln.. In den Abbildungen tritt das nicht so deutlich in Erscheinung wie bei den Originalen. Bei Fig. 10 z. B., das leider ein Krüppel ist, sind die Vorderflügel hellgrau. Die drei Stücke gehören zudem
drei verschiedenen Formen an.
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Die gelben Exemplare zerfallen wiederum in zwei Gruppen, inhellockergelbe und dunkelocker- gelbe. Letztere haben einen ganz schwachen blass- rötlichen Schimmer und wiegen der Zahl nach vor. Ich
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M. Rothke, Arctia figurata Dru.
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habe in meinem damaligen kurzen Bericht in der Entomological News den Ton als fleischfarbig bezeichnet und betrachtete diese Exemplare gewissermaßen als Mittelform zwischen den hellgelben und den roten. Dieses . ist nicht ganz korrekt. Eine genaue Untersuchung der Schuppen unter der Lupe hat mich anders belehrt. Es sind im Grunde genommen zwei verschiedene gelbe Formen. Bei den hellgelben Exemplaren sind alle Schuppen hellockergelb, bei den dunkelgelben kommen hellockergelbe und dunckelockergelbe vor, jedoch nicht se, daß dieselben etwa zweifarbig sind oder gemischt auftreten, sondern die Schuppen am Vorderrande, an der Wurzel und zum Teil in den Flügelfalten, sowie die Haare am Innenrande sind hellockergelb, die übrigen Schuppen dunckelockergelb. Der Zahl nach über- wiegen die letzteren, da sie einen größeren Raum der Flügelfläche einnehmen. Bemerken möchte ich hier noch, daß der schwarze Flügelsaum in der gebänderten Form bei einigen Stücken schmäler, bei anderen breiter ist. Die Grundfarbe der Vorderflügel ist bei allen Exemplaren schwarz mit schwachem bräunlichen Schimmer. Die hellen Längs- und Querstreifen sind nur bei einem Exemplar reinweiß und zwar bei dem albinistischen, Fig. 11, bei allen übrigen haben diese einen mehr oder weniger wahrnehmbaren rosaroten Schimmer; am stärksten tritt dieses hervor bei den Originalen der Fig. 15 und 16. Die Zeichnung selbst ist wieder sehr variabel. Der Längs- streifen vor dem Innenrande wie auch der hintere Quer- streifen sind bei allen Exemplaren immer vollständig vorhanden, der vordere Querstreifen nahe der Flügel- wurzel dagegen nur teilweise, ja manchmal fehlt er ganz, so in Fig. 6 und 24. Die =-Zeichnung im Saumteile der Vorderflügel ist nur bei wenigen Stücken vollständig, so in Fig. 13, 15, 16, bei den meisten ist nur ein spitz- winkliger Ansatz > in der Mitte des Querstreifens zu sehen. Auch die Breite der Streifen wechselt sehr. Bei einigen Exemplaren tritt sogar ein schmaler Streifen dicht am Innenrande der Vorderflügel auf, so bei den Fig. 13. und 16. Bei Fig. 15 ist dieser ganz schwach angedeutet. Diese Zeichnungsvermehrung weisen also gerade diejenigen Exemplare auf, welche auch die volle =-Zeichnung besitzen. Auch bei einem nicht abgebildeten Stück meiner Serie ist das deutlich zu erkennen. Bei
8 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
diesen vier Exemplaren ist ferner eine schwache An- deutung einer farbigen Vorderrandslinie an der Wurzel der Vorderflügel vorhanden, welche beim ausgeprägtesten Exemplar, Fig. 16, nicht ganz bis zum vorderen Quer- streifen reicht. Wir gewinnen daraus die Erkenntnis, daß die Zunahme der Vorderflügelzeichnung bei figurata successive erfolgt. Mit den Zeichnungen auf den Hinterflügeln steht nun die Ab- oder Zunahme der Vorderflügelzeichnung in gar keinem ursächlichen Zu- sammenhange. Bei dem oben erwähnten nicht abge- fildeten Exemplar mit reicher Zeichnung auf den Vorder- bügeln zum Beispiel sind auf den Hinterflügeln nur zwei kleine verschwindende Fleckchen vorhanden, ähnlich wie bei Fig. 19. Dagegen fehlt bei dem Exemplar mit ganz schwarzen Hinterflügeln. Fig. 22, die =&-Zeichnung auf den Vorderflügeln fast völlig. Nun befindet sich aller- dings unter den Formen mit gebänderten Hinterflügeln kein Stück, welches die S-Zeichnung vollständig hat; aber es ist zu berücksichtigen, daß unter den gezogenen 60 Exemplaren überhaupt nur vier diese Zeichnung vollständig aufweisen, und daß ein weit überwiegender Prozentsatz der Schmetterlinge, annähernd dreiviertel, der gefleckten Form angehört. —
Es bestand bislang hinsichtlich der Nomenklatur bei figurata Dru. und ihrer nächsten Verwandten phyllira Dru. und deren Formen einige Ungewissheit, wie aus der Literatur hervorgeht. Ich glaube aber an- nehmen zu dürfen, daß das Resultat meiner Zucht einiges zur Klarstellung beigetragen hat. Die aus der Zucht in beschränkter Zahl hervorgegangene Form mit schwarz gesäumten Hinterflügeln ist unzweifelhaft die typische figurata Dıu. Zwar ist mir Drury’s Original- beschreibung unbekannt, die gezogenen Exemplare '\ stimmen aber, abgesehen von kleinen Abweichungen in der variablen Oberflügelzeichnung, sehr gut mit der von Holland in seinem Moth Book!) auf Taf. XV. Fig. 12 gegebenen Bild überein. Indes ist fast bei allen das schwarze Saumband breiter als in der Abbildung. Die Frage ist nun, wozu gehört die Form mit gefleckten Hinterflügeln ? Und wozu gehören die gelben Exemplare?
I) W. Holland, The Moth Book, A popular guide to the know- ledge of the Moth of North America, New-York 1903.
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M. Rothke, Arctia figurata Dru. 9
Dyar in seinem großen Kataloge!) führt unter den No. 890, 891 und 892 drei naheverwandte Arten auf: phyllira Dru., celia Saunders und figurataDru. Bei phyllira finden wir dort zwei Varietäten ver- zeichnet: excelsa Neum. und favorita Neum,, während bei celia und figurata Varietäten fehlen. Smith in seinem Katalog?) ist ihm hierin gefolgt. Beu- tenmueller gibt in seiner bereits oben zitierten Arbeit über die Bombyciden New-Yorks figurata, celia und excelsa als Varietäten von phyllira an. Holland wiederum folgt in seinem „Moth Book“ Dyar, jedoch mit dem Unterschied, daß er einfach excelsa Neum. und favorita Neum. als Synonyme von phyllira be- trachtet.
Man ersieht aus diesen kurzen Angaben, daß in der Literatur da noch ziemlich Verwirrung herrscht, woraus der Schluß zu ziehen ist, daß diesen Autoren wenig Material der betreffenden Arten und Varietäten zur Ver- fügung gestanden hat. Die von Beutenmueller in seiner Fauna New - York’s gegebene kurze Diagnose von excelsa passt nun ganz vortrefflich auf die von mir gezogene Form mit rot gefleckten Hinterflügeln. Nun hat aber Dyar diese Varietät zu phyllira gestellt und betrachtet figurata als gesonderte Art. Otto Seifert, der über ein reiches Arctiidenmaterial verfügte, schrieb mir seinerzeit auf meine Anfrage, daß er nach der an Hand habenden Literatur und nach dem im American- Museum of Natural History (New- York) und in seinem Besitz befindlichen Material (welch letzteres inzwischen durch einige Exemplare obiger Zucht vermehrt worden war) zu folgendem Resultat komme:
figurata Dru., Hinterflügel rot mit schwarzem Saumband.
var. excelsa Neum., Hinterflügel schwarz mit großem roten Mittelfleck.
var. celia Saunders, Hinterflügel goldgelb mit sehr breitem schwarzen Saumband.
!) Harrison G. Dyar, A list of North American Lepidoptera and key to the literature of this order of Insects. Washington, 1902.
2) John B. Smith, Check list of Lepidoptera of Boreal America. Philadelphia, 1903.
10 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
Auch nach diesen etwas kurz gefaßten und allgemein gehaltenen Diagnosen kann man die gefleckte Form meiner Zucht als excelsa Neum. ansehen und die gelben figurata eventuell als celia Saunders. Um nun möglichst volle Klarheit zu erhalten, wandte ich mich kurz vor Abfassung dieser Arbeit noch an Professor Beutenmueller in New-York und Dr. Dyar in Washington und sandte beiden eine Originalphotographie der dieser Arbeit beiliegenden Tafel ein. Ich erbat mir dabei ihre nunmehrige Ansicht nach der gegenwärtigen Sachlage der Dinge. Beide Herren entsprachen meinem Wunsche sofort. Prof. Beutenmueller schrieb mir, daß er sich jetzt nicht mehr genau entsinne, welchem Autor er bei Abfassung seiner Arbeit gefolgt sei, jedenfalls täte ich besser, mich an Dr. Dyar’s Einteilung zu halten, da er in Arctiiden nicht genau Bescheid wisse. Dr. Dyar be- merkte in seinem Briefe, „er glaube jetzt, daß er in seinem Kataloge var. excelsa falsch plaziert habe. Er schlösse sich Dr. Seifert’s Einteilung an, mit der Ausnahme, daß celia Saunders von figurata zu trennen sei und als eigene Art geführt werden müsse, da celia aus dem Norden stamme, wo figurata bis jetzt noch nicht gefunden worden sei.“ — Ich selbst kenne eelia nicht, kann mir somit kein Urteil darüber erlauben und schließe mich deshalb seiner Auffassung
an. Darnach wäre die Nomenklatur wie folgt zu berichtigen: TTrüUheT jetzt Asphytllira'Dru. A. figurata Dru. var. excelsa Neum. var. excelsa Neum. var. favorita Neum. A. celia Saund. A. celia Saund. A..phyllira Dre
A. figurata Dru. var. favorita Neum.
Figurata haben wir jedenfalls als die Stammform an- zusehen, da es ja verschiedene Arten sowohl in der nearktischen und auch in der palaearktischen Region im Genus Arctia mit schwarzgesäumten Hinterflügeln gibt. Es ist mir aber sonst keine Art oder Varietät be- kannt, welche solche Zeichnungscharaktere auf den Hinterflügeln besitzt wie excelsa. Die aus der Zucht hervorgegangenen gelben Exemplare könnte man, falls sie eine Bezeichnung verdienen, ihrem charakteristischen
'M. Rothke, Arctia figurata Dru. 1:1
Kennzeichen entsprechend forma flava nennen. Allerdings hätten wir dann eine figurata flava und eine excelsa flava. Doch derartigen Be- nennungen dienen ja mehr einer leichteren und schnelleren Bezeichnung bestimmter Formen, die, meine ich, so kurz und präzise als möglich gefaßt werden sollten, wissen- schaftlich haben sie ja wenig Wert. Wollte man dem Beispiele mancher Lepidopterologen folgen und jede kleinste Abweichung berücksichtigen, so könnte man mit leichter Mühe aus dem Materiale obiger Zucht noch ein halb Dutzend Formen benennen. Aber wozu das? Ich denke es genügt vollkommen, wenn die Haupttypen mit Namen belegt werden. —
Faßt man die auf der Tafel dargestellten Bilder der beiden Hauptformen figurata und excelsa näher ins Auge, so fällt es auf, dass Uebergänge resp. Mittel- formen zwischen denselben gänzlich fehlen. Auch ist zu beachten, daß der farbige Fleck bei excelsa sich gerade dort befindet, wo bei figurata alles schwarz ist. Für mich unterliegt es deshalb keinem Zweifel, daß wir in der var. excelsa einen konstanten Typus vor uns haben, der bei einer fortgesetzten Paarung mit figu- rata nicht erlischt, sich auch nicht mit der Stammform vermischt, sondern seine Merkmale konstant auf einen Teil der Nachkommensechaft vererbt, daß wir es also bei dieser Form mit einer Mutation im De Vries’schen Sinne zu tun haben. Diese Vermutung wurde schon vor längerer Zeit in mir rege, ich wollte aber nicht so ohne Weiteres mit diesem Gedanken hervortreten, da mir der untrügliche Beweis, der nur durch fortgesetzte Zucht erlangt werden kann, dafür fehlt, und weil mich unlieb- same Erfahrungen vorsichtig gemacht haben. Ich wandte mich deshalb an meinen hochverehrten Freund Professor Dr. Standfuss in Zürich und bat ihn um sein Gutachten in dieser Sache. Unter den Entomologen aber kenne ich keine kompetentere Persönlichkeit, die in einer solchen Frage ein maßgebendes Urteil abgeben kann, wie gerade Professor Standfuss, hat er doch durch seine in jeder Beziehung so prächtige Arbeit über Aglia tau L. und deren Mutationen fere nigra Th. Mg. und melaina Gross im vorvorigen Jahrgang dieser Zeit- schrift gezeigt, wie sehr er sich für diese Dinge interessiert und wie er mit außerordentlichem Fleiß und Geschick
1% Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
und in exaktester Weise den wissenschaftlichen Problemen nachzuspüren weiß, um deren Lösung herbeiführen zu helfen. !)
Nun, auch Prof. Standfuss glaubt, daß ich mit meiner Ansicht recht habe, daß bei den vorliegenden Formen diskontinuierliche Vererbung vorliegt, und daß wir es hier mit Zeichnungs- und Färbungscharakteren zu tun haben, die hinsichtlich ihrer Vererbung den Mendelschen Regeln folgen. Standfuss nimmt sogar an, daß hier von vornherein zum mindesten zwei allelomorphe Paare von Charakteren des Färbungskleides in Rechnung zu ziehen seien: 1) Rot und gelb, wobei rot dominant, gelb rezessiv sein dürfte. 2) Der überwiegend gesch wärzte Hinterflügel der mut. excelsa gegenüber dem nur am Saume geschwärzten der Grundform figurata. Bei letzterem werden höchstwahrscheinlich die Charaktere von excelsa dominant und die von figurata rezessiv sein, wie dies wohl meist, wenn nicht immer, bei vorwiegend geschwärzten Formen gegenüber weniger geschwärzten oder andersfarbigen bei einer Mischpaarung der Fall ist. Die vielen Kreuzungen, welche Standfuß besonders mit Aglia tau und deren dunklen Mutationen ferenigra und melaina vorgenommen hat, haben ja auch stets das gleiche Resultat ergeben. ?)
Faßt man das Zahlenverhältnis der aus obiger Zucht hervorgegangenen figurata und excelsa Exemplare näher ins Auge, so glaube ich, daß
!) Ich möchte an dieser Stelle Herrn Professor Standfuss auch öffentlich dafür Dank. sagen, daß er als einer der ersten in unseren entomologischen Zeitschriften die Schmetterlingsaberrationen bezw. -varietäten von diesem wissenschaftlichen Standpunkte aus betrachtet, wie es von hervorragenden Botanikern bei den Pflanzenvarietäten schon seit Jahren geschehen ist. \
Aber nicht nur die Entomologen allein sind diesem bedeutenden Forscher Dank schuldig. Mir scheint. daß seine nun schon über ein Menschenalter hindurch betriebenen gründlichen und mit so seltener Sachkenntnis ausgeführten vielen wissenschaftlichen Experimente mit Schmetterlingen und deren bedeutsame Ergebnisse in den Kreisen der Zoologen und Botaniker die ihnen gebührende Beachtung noch nicht gefunden haben.
2) Vergl. seine diesbezügl. größ. Arbeit: M. Standfuss, „Chaero- campa (Pergesa) elpenor L. ab. daubi Niep. und einige Mitteilungen über Wesen und Bedeutung der Mutationen, illustriert an Agliatau L.“ — „Iris“, Dresden, Band XXIV, Heft 8 und 9.
M. Rothke, Arctia figurata Dru. 13
man darnach fast einen Schluß auf das männliche Exemplar des Elternpaares ziehen darf. Das weibliche Exemplar (Fig. 14) ist ja eine excelsa. Nach der üblichen Auffassung einer solchen Sachlage, wie die in diesem Falle gegebene, würde man für das väterliche Exemplar höchstwahrscheinlich ein figurata 5 an- nehmen. Zieht man aber das Mendelsche Gesetz der alternativen Vererbung in Rechnung, so ist das nicht möglich; denn darnach wäre bei einer solchen Paarung der figurata-Typus in der ersten Generation der Nachkommenschaft für das Auge wenigstens völlig aus- geschaltet worden, um dann erst bei fortgesetzter Paarung von zwei aus jener Verbindung hervorgegangener Indivi- duen unter den Nachkommen den figurata-Typus wieder erscheinen zu lassen und zwar zu ein viertel der Gesamtzahl der Abkömmlinge. Ein solches Zahlen- verhältnis liegt nun gerade bei obiger Zucht zwischen den figurata-und excelsa-Exemplaren vor, nämlich 16 zu 44. Dieses Verhältnis ist allerdings nicht ganz genau, es müßte 15 zu 45 sein; aber solche kleine Ab- weichungen von der Regel können ja bei derartigen Kreuzungen vorkommen. Auch ist in Rechnung zu ziehen, daß nur ein Teil der Brut sich bis zu Schmetter- lingen entwickelte, wodurch höchstwahrscheinlich diese kleine Verschiebung in: dem Zahlenverhältnis herbei- geführt wurde. Darnach läßt sich nun schließen, daß das männliche sowohl wie das weibliche Exemplar des Elternpaares zu excelsa gehörte. Beide waren aber nieht rasserein, sondern besaßen in ihren Keimdrüsen neben 50°/, Keimzellen der Varietät auch 50°, Keim- zellen der Stammform, vorausgesetzt natürlich, daß beide von einem Mischpaare einer rassereinen figurata und einer rassereinen excelsa abstammten;, wobei es dann gleichgültig ist, welchem Geschlecht die eine oder die andere Form angehörte, da das Geschlecht nach- gewiesenermaßen in dieser Beziehung keinen Einfluß auf die Nachkommenschaft ausübt. Ein solcher ziemlich weit- gehender Rückschluß mag etwas gewagt erscheinen, ist aber doch, meine ich, wenn man das obige auffallende Zahlenverhältnis in Betracht zieht, auf Grund der Mendelscehen Vererbungsregeln nicht ganz unberechtigt.
Anders liegen die Dinge freilich, wenn man einen Vergleich in der Individuenmenge zwischen den roten und
14 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
gelben Exemplaren zieht. Es gingen aus der Zucht 36 rote und 24 gelbe Exemplare hervor. Das ist ein ganz anderes Verhältnis wie 3 zu 1. Hier noch einen Rück- schluss zu wagen, wäre doch wohl nur ein Tappen im Dunkeln.
Die reiche Mannigfaltigkeit in der Zeichnung der Hinterflügel, die sich unter den excelsa Exemplaren vom mütterlichen Typus (Fig. 14) an mit grossem spatel- förmigem Fleck bis zu völligem Verschwinden desselben (Fig. 22) zeigt, gibt auch zu verschiedenen Deutungen Anlass, ieh glaube aber nicht, dass auf Grund des aus nur einmaliger Zucht gewonnenen Materials bei der- artigen Spekulationen etwas brauchbares herauskommt. Deshalb wäre es gewiss von hohem Interesse gewesen und hätte möglicherweise weitere Einblicke in die Ab- stammungs- und Vererbungsfrage der verschiedenen Formen gebracht, wenn die Zucht hätte fortgesetzt werden können. Leider aber versagten die verschiedenen 5% und 99, die ich von beiden Formen zu Paarungszwecken verwendete, aus mir unbekannten Gründen völlig. Mangel an Erfahrung meinerseits und deswegen vielleicht ver- kehrte Handhabung war nicht die Ursache des Misslingens, da ich mehrfach sowohl bei nordamerikanischen Arten wie auch bei europäischen aus Innzucht hervorgegangene Individuen der Gattung Aretia mit gutem Erfolge sich habe paaren lassen. Uebrigens paaren sich ja die Arctiiden auch in der Gefangenschaft in der Regel leicht.
Ich hatte immer noch gehofft. ein glücklicher Zufall würde mir noch einmal ein @ im Freien in die Hände spielen. Bis jetzt waren aber alle meine Bemühungen vergeblich. Ein einziges mal fand ich seitdem ein ab- geflogenes figurata 5 am elektrischen Licht.. Die Hoffnung gebe ich indessen noch nicht auf. \
Den verschiedenen Herren, die mich durch ihre Aufklärungen bei dieser Arbeit freundlichst unterstützt haben, möchte ich auch an dieser Stelle verbindlichen Dank sagen.
Otto Stertz, Makrolepidopteren Teneriffas. 15
Beiträge zur Makrolepidopteren - Fauna 3 der Insel Teneriffa.
Von Otto Stertz. Breslau. (Hierzu Tafel I.)
In den Jahren 1908 und 1909 nahm ich von Anfang März bis Anfang April Aufenthalt in Orotava auf der Insel Teneriffa, um dort in der milden, heilkräftigen Frühlingsluft Erholung zu suchen, die ich auch fand. Ich mietete mich in dem grossen Hotel „Humbolds Kurhaus“ ein, dessen Lage die denkbar schönste ist. Auf einem grossen, steilabfallenden Lava-Vorsprung steht es inmitten der üppigsten Blumen- und Gartenanlagen echt tropischen Gepräges, etwa 250 Meter über dem zu dieser Jahreszeit in steter, wildtosender Brandung befindlichen Ozean und der eigentlichen Stadt Puerto Orotava.
Von der langen, breiten Hotelterrasse geniesst man einen überwältigenden Ausblick nordwärts auf das Meer und die freundliche Stadt, nach Westen auf den mächtigen Tigaiga- Rücken und den gewaltigen berühmten Pie de Teide, am Fusse des Tigaiga auf das Städtchen Realejoalto.
Das eigentliche Hotelgebäude entsendet nach Süden zu zwei lange Seitenflügel, die dadurch einen grossen Ehrenhof bilden. Von hier aus bietet sich dem staunen- den Auge der Blick auf das weite fruchtbare und vulkanisch zerrissene, berühmte Orotavatal bis zu dem etwa 1300 Meter hohen Cumbre-Gebirge. Dieses teilt die Insel in eine nördliche, gemässigte, fruchtbare und eine südliche echt afrikanische, tropische, wenig frucht- bare Hälfte.
An den Ehrenhof des Hotels schliesst sich ein grosser Palmenpark an, in dem auch die englische Kirche (guter Fangplatz) erbaut ist, rings herum liegt eine Anzahl englischer Villen und Landsitze, eingebettet in paradiesische Gärten. Jede Wand und jede Mauer ist hier mit Blüten der tiefroten Bougainvillia und scharlachroten Geranien überzogen.
16 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
Oestlich vom Hotelpark liegt der alte, von dem Schweizer Wildprett angelegte botanische Garten, der ausser etwa 40 verschiedenen Palmenarten auch ansehn- liche Exemplare des Drachenbaums enthält. Auf Fuss- wegen mit Ueberschreitung des Baranco Martianez ist der Ausflug nach dem botanischen Garten ein lohnender, besonders auch in entomologischer Hinsicht. Der An- blick all dieser Wunder hinterlässt bei dem Naturfreunde bleibende, tiefe Eindrücke.
Meine entomologische Tätigkeit durfte mit Rücksicht auf meine Rekonvaleszenz nur sehr beschränkt sein, trotzdem gelang es mir, das Meiste der an sich geringen Artenzahl der Inselfauna zu erbeuten.
Dieses günstige Ergebnis verdanke ich wesentlich dem Umstande, dass ich vier an der Hotelfront für mich leicht zugängliche grosse Bogenlampen zum Lichtfang zur Verfügung hatte.
Nieht unerwähnt will ich lassen, dass von diesen Lampen nur eine, die nordwestlich gelegene von Insekten zahlreich besucht wurde, während an den übrigen drei Lampen so gut wie nichts zu erbeuten war.
Unter meiner Ausbeute befanden sich nicht weniger als 6 für die Insel neue Arten und eine Tephroelystia nov. spec.
In den folgenden Zeilen will ich über meine Fang- ergebnisse berichten; wo nichts besonders gesagt ist, gilt für den Fang die Zeit vom 10. März bis Anfang April in beiden Jahren.
Pieris brassicae L. var. cheyranthi Hb. In der Um- gebung des Hotels vereinzelt. Auf der Fahrstrasse nach Icod flog die Art in Massen an einer steilen wenig zu- gänglichen Stelle. Die grünen Puppen fand ich verein- zelt an Agaven und zog den Falter.
Pieris rapae L. var. leucotera Stef. Ueberall und häufig.
Pieris daplidice L. Auf trockenen Wiesen am bota-
nischen Garten und am Strande häufig. Die var. b elli- dice Ochs. traf ich auf Teneriffa nicht an.
Colias edusa F. Ueberall vereinzelt, auf den trockenen Wiesen am botanischen Garten häufiger. Die
Otto Stertz, Makrolepidopteren Teneriffas. {7
ab. helicee Hb. und helieina Obth. erbeutete ich eben- falls in einigen Exemplaren.
Gonepteryx cleobule Hb. Vereinzelt in der Um- gebung von Orotava; die Art fliegt sehr hoch und ist schwer zu fangen. Sie muss an anderen Lokalitäten nicht zu weit von ÖOrotava gemein sein, denn als ich dem Apotheker am Ort (ein Sammler für alles) Auftrag gab, mir von der Art eine Anzahl zu besorgen, sandte er mir 2 Tage darauf ins Hotel 70 Exemplare, die noch spannweich waren. Ich war nicht wenig darüber erstaunt.
Pyrameis ataianta L. Sehr selten unter der nach- folgenden Art anzutreffen.
Pyrameis indieca Hbst. var. vuleaniea God. In den Parkanlagen des Hotels häufig, wo man sie an den Orangeblüten leicht fangen kann. Auf einer Dorfstrasse bei den Palmeros fand ich die Raupe auf Brennessel in Anzahl; die schönen Falter entwickelten sich während der Heimfahrt auf dem Ozean.
Pyrameis eardui L. Ueberall nur vereinzelt.
Pyrameis virginiensis Dru. Anfang März 1 Exemplar bei Tacaronte.
Danais chrysippus L. var. eanariensis u. ab. aleippus F. Nicht häufig und seines hohen Fluges wegen schwer zu erbeuten. Anfang April fand ich in dem Baranco Martianez an einem blumenreichen Abhange die Raupen, Puppen und Falter in Anzahl, eben so die von Danais plexippus.
Pararge aegeria L. var. xiphioides Stgr. Ueberall häufig, seltener im 2 Geschlecht.
Epinephele jurtina L. var. fortunata Alph. Anfang April 1908 in Santa Cruz 1 & und 19.
Chrysophanus phlaeas L. Vereinzelt auf trockenen Wiesen, die Art variiert hier sehr in der Grösse und dem Aussehen. Ich erbeutete auch einige schöne Exemplare der var. eaeruleopuncta Stgr.
Lampides boetieus L. Häufig in dem Baranco hin- ter dem Friedhof.
Lampides webbianus Brulle. Am 20. März 1908 in einem Baranco bei Icod in sehr geflogenem Zustande
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18 Deutsche Entom. Zeitschrift Iris. Dresden 1912.
angetroffen. Die Flugzeit des Falters dürfte im Dezbr.— Februar sein.
Lycaena Iysimon Hb. var. Sehr häufig in dem Baranco hinter dem Friedhof.
Lyeaena astrarche Bgstr. var. eramera Eschh. Im Baranco Martianez vereinzelt, am 20. März 1908 in einem Baranco bei Icod in Anzahl.
Adopaea christi Rbl. Anfang April 1909 1 Expl. im botanischen Garten.
Protoparce convolvuliL. var. batatae Christ. Einige Exemplare am Licht erbeutet.
Deilephila tithymali B. Nicht selten am Licht. Ich fand die erwachsenen Raupen an Euphorbia Canariensis; die Falter entwickelten sich im Dezember bis Februar. Ein prächtiges tief dunkles 2 kam am 24. Dezember 1909 aus.
Deilephila lineata F. var. livorniea Esp. In 6 Exem- plaren am Licht. Bis dahin war das Vorkommen der Art auf Teneriffa nicht erwiesen.
Uhaerocampa celerio L. Nicht selten am Licht. Macroglossa stellatarum L. Ueberall angetroffen.
Dasychira fortunata Rghfr. Nur ein © Exemplar am 25. März 1909. Die Art ist sicher in den höher be- waldeten Gebirgslagen häufig.
Agrotis pronuba L. ab. innuba Tr. Einige auffallend dunkle Stücke am Licht.
Agrotis spinifera Hb. Häufig am Licht und an Mauern sitzend angetroffen. Agrotis ypsilon Rott. Selten am Licht. \ Agrotis trux Hb. In wenigen sehr abgeflogenen Stücken am Licht in der Form var. lunigera Steph.
Agrotis saueia Hb. Häufig am Licht, an manchen Abenden in störender Menge.
Agrotis canariensis Rbl. (Tafel II,,Fig. 6 und 7.) Diese interessante Art, der ich ganz besondere Aufmerk- samkeit zuwandte, erbeutete ich im März am Licht in
Otto Stertz, Makrolepidopten Teneriffas. 19
563 9, die ziemlich von einander abweichen. Der Ver- such mit 2 99, eine Eiablage zu erzielen, misslang.
Mamestra maderae Baker (Tafel II, Fig. 8). Diese für Teneriffa neue hochfeine Art fing ich in einem @ Exempl. am 22. März 1908 am Licht.
Perigea eireuita Gn. In wenigen Stücken am Licht.
Hadena atlanticum Baker (Tafel II, Fig. 9 und 10). Ich erbeutete diese Art vom 10. bis Ende März 1908 und 1909 in einer kleinen Anzahl am Licht. Ich wiederhole hier die von mir Herrn Professor Dr. Rebel gemachten und von ihm in XXIV. B.d. A. des K.K. Hofmuseums veröffentlichten Mitteilungen. Am 10. März 1909 erzielte ich von der Art eine Eiablage, die Räupchen kamen nach 6 Tagen heraus; sie nahmen gern welken Salat. Am 8. April wurden die bereits ca. 1 cm langen smaragd- grünen Räupchen über Nacht von Ameisen angefallen und verzehrt. Nur aus einer unbeachtet gebliebenen Raupe, die ihre Nahrung mit den von mir gezogenen Prodenia littoralis fand, entwickelte sich am 6. Novbr. 1909 ein kleines sehr dunkles ©.
Brotolomia wollastoni Baker (Tafel II, Fig. 13). Diese sehr interessante für Teneriffa ebenfalls neue Art er- beutete ich am Licht Anfang April 1908 in 2 99 Expl. Das von mir dem K. K. Hofmuseum überlassene Stück ist in dem XXIV. B.d. A. des K. K. Hofmuseums auf Tafel XI, Fig. 19, abgebildet.
Callopistria latreillei Dup. In einem abgeflogenen Exemplar am Licht, März 1908.
Prodenia littoralis BB Sehr häufig; an manchen Abenden zu hunderten am Licht. Ich zog den Falter in Anzahl aus dem Ei. Er entwickelte sich nach drei- wöchentlicher Puppenruhe im Juli und August.
Sesamia nonagrioides Lef. In einigen sehr grossen Exemplaren am Licht im März 1908.
Leucania loreyi Dup. In einem Exemplar am Licht, Anfang April 1908.
Leucania vitellina Hb. Die Art kam an manchen Abenden so häufig ans Licht, dass der Fang anderer
20 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
Arten unmöglich wurde. Die Falter sind bis tief leder- braun gefärbt.
Leucania uaipuneta Hw. Auch diese Eule kam manchmal recht häufig an die Lampe.
Caradrina exigua Hb. Vereinzelt Anfang März auch in der ab. pygnıaea Rohr.
"_Caradrina selini B. var. rebeli Stgr. (Tafel II, Fig. 14 u. 15). Vereinzelt im März und April am Licht fast nur im © Geschlecht. Ich zog diese Art 1909 aus dem Ei. Die Eiablage erfolgte in den ersten Apriltagen. Aus den rundlich weissen Eiern schlüpften nach 8 Tagen die Räupchen, den.n ich als Futter welken Salat, Brot und Apfelschalen sab. Von Mitte bis Ende Juni erfolgte ihre Verwandlung zur Puppe, die Falter erschienen nach 6—7 Wochen. Gestalt, Behaarung und Warzenbildung d. R. waren wie bei jener von Caradrina quadripunc- tata oder selini. Der Kopf glänzend braun-schwarz, der Rücken dunkelgraubraun, unter der Lupe gesehen heller gerieselt, auf den Subdorsalen wie bei d. R. von Caradr. morpheus schwärzliche Keilfleekchen. Die übrigen Zeichnungen ganz undeutlich. Die Bauchseite matter grau.
Caloecampa exoleta L. Anfang April 2 sehr grosse lebhafı gefärbte Stücke am Licht.
Caeullia elattariae Esp. Anfang April 1908 ein stark geflogenes © dieser für die Insel Teneriffa neuen Art.
Eutelia adulatrix Hb. In wenigen Stücken am Licht.
Heliothis dipsacea L. Ein © dieser Art von ausser- ordentlich dunkler Färbung der Vorderflügel und lebhaft gel»en Zeichnung der Hinterflügel. Anfang April 1908 am Licht.
Heliothis peltigera Schiff. und Jarmigera Hb. Von beillen Arten wenige Stücke am Licht, von den euro- päischen nicht abweichend.
Galgula partita Gn. Nicht zu häufig am Licht stets nur im & Geschlecht. Im Baranco Martianez und auf eier dürren Wiese am botanischen Garten { scheuchte ich sie am Tage in beiden Geschlechtern auf.
Otto Stertz, Makrolepidopteren Teneriffas. 21
Cosmophila erosa Hb. Einige Exemplare Anfang April 1909 in Santa Cruz am Licht.
Abrostola tripartita Hufn. (Tafel II, Fig. 16). Ver- einzelt in mehr oder weniger stark geflogenen Exempl. gegen Mitte März am Licht. Die Art unterscheidet sich von der europäischen durch wesentlich kleinere Figur und hellere Färbung.
Plusia aurifera Hb. Häufig am Licht. Ich zog die Art aus den auf Salat gefundenen Raupen.
Plusia signata F. Nur 3 sehr stark geflogene Stücke am Licht Anfang April 1909.
Plusia chalcytes Esp. Machte sich an manchen Abenden ebenfalls durch zu reichlichen Besuch am Licht unangenehm bemerkbar.
Plusia gamma L. Kam vereinzelt ans Licht.
Plusia eircumflexa L. Vereinzelt am Licht. Auch diese Art zog ich ans den an Salat gefundenen Raupen; die Falter erschienen im Mai und Juni.
Plusia ni Hb. Kam häufig ans Licht; vereinzelt waren sehr dunkel gefärbte Exemplare darunter, wie südamerikanische.
Pseudophia tirhaca Cr. Ein stark geflogenes 9 im März 1908 am Licht.
Apopestes exsiccata Led. Leider erbeutete ich von dieser feinen Art nur ein stark geflogenes & Mitte März 1908. Sicherlich fällt ihre Flugzeit in frühere Monate.
Hypena lividalis Hb. und obsitalis Hb. Sowohl am Licht wie am Tage überall häufig.
Eucrostes simonyi Rbl. (Tafel II, Fig. 18). In weni- gen Stücken am Licht im April.
Acidalia guancharia Alph. (Tafel II, Fig. 17). Diese feine Geometride erbeutete ich in Anzahl am Licht. Es gelang mir leider nur eine kleine Zucht aus dem Ei; der grösste Teil derselben erfror mir auf meinem Landgut in Jannowitz im Riesengebirge Ende Mai in einer starken Frostnaeht.
Sterrha sacraria L. Diese Art flog in. dem Baranco hinter dem Friedhof häufig im Sonnenschein,
223 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
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worunter manchmal die schöne ab. sanguinaria Esp. vorkam.
Larentia ferrugata Cl. Von dieser für die Insel neuen Art fing ich 2 Exemplare Anfang April 1908 am Licht.
Larentia fluviata Hb. (Tafel II, Fig. 19). Sehr häufig am Licht. Ich zog sie in Anzahl aus dem Ei; zu meiner Freude erhielt ich aus dieser Zucht am 9. Juli 1909 einen Zwitter, links &, rechts 9.
Larentia numidiata Stgr. Einige ziemlich geflogene Stücke am Licht.
Tephroelystia stertzi nov. spec. Rbl. Von dieser neuen Art erbeutete ich ein ziemlich geflogenes & Exemplar am 26. März 1909 am Licht. Auch Herr Gustav Leo Schulz, Berlin erbeutete gegen Ende April 1909 ein besseres Stück.
Die Beschreibung Professor Rebels, Band XXIV der Ann. d. K.K. Hofmuseum, Wien, p. 338 Taf. XI, Fig. 6, gebe ich im nachstehenden wieder:
Am nächsten steht sie bicoloria Baker von Madera. Fühler hell bräunlich, sehr kurz bewimpert und dunkel geringt, die Palpen kurz, die Beine hell mit dunkel geringten Gliederenden, die Hinterschienen mit 2 Paar Sporen. Der Hinterleib gleich dick, am Ende abgestutzt, hellgrau, am Rücken mit Spuren rotbrauner Beschuppung.
Die Vorderflügel sehr gestreckt mit scharfer Spitze und schrägem Saum, zeigen eine weissliche Grundfarbe. Eine schwarzgraue (wie es scheint von der Basis aus- gehende) Beschuppung bildet in der Mitte eine nach aussen gleichmässig bogig begrenzte Mittelbinde. Auch das breite Saumfeld zeigt unterhalb des Vorderrandes und im Innenwinkel zerrissene Flecke schwarzgrauer Be- stäubung. Am Innenrand und schwächer auch längs des Vorderrandes finden sich die Spuren rotbrauner Be- schuppung. Die Hinterflügel ebenfalls weissgrau mit vom Innenrand ausgehenden schwärzlichgrauen Staubbinden, deren breiteste schon nahe der Basis liegt. Der Saum aller Flügel fast ganzrandig, mit Spuren einer schwarzen
Otto Stertz, Makrolepidopteren Teneriffas. 23
Randlinie. Die Unterseite vorwiegend weissgrau, glänzend. Vorderfiügellänge 10, Exp. 20 mm.
Die Type überliess ich dem ebenso berühmten wie hochverehrten Eupitheeienforscher Herrn Karl Dietze in Jugenheim.
Tephroelystia roederaria Stfs. (illuminata loan). Von dieser seltenen Art erbeutete ich 1 Exemplar Ende März 1908. Es zeichnete sich durch hellere Färbung aus und ist viel grösser als Algier-Stücke.
Tephroelystia tenerifensis Rbl. Diese feine Art fing ich öfters am Licht. Am Tage scheuchte ich sie in einem offenen Schuppen an ‘der englischen Kirche auf.
Tephroclystia pumilata Hb. und var. insulariata Stt. kamen in Anzahl ans Licht.
Tephroelystia boryata Rbl. Selten am Licht, immer erst Anfang April.
Phibalapteryx centrostrigaria Woll. In wenigen Exemplaren im April am Licht. Am Tage scheuchte ich 2 frische Stücke aus dürrem Laub im Hotelgarten auf.
Hemerophila abruptaria Thnbre. ro Inden Dämmerung an Blüten erbeutet. Für die Insel Teneriffa neu.
Boarmia fortunata Blach. (Tafel II, Fig. 20 und 21). 2 &58 am Licht im April 1908. 1 stark lädiertes 2 fand ich am 4. März 1908 in Funchal auf dem Monte. Von meinem Freunde Gustav Leo Schulz, Berlin, der nach mir Teneriffa aufsuchte, erhielt ich Ende April 1909 25 Raupen dieser Art, welche ich an Eiche grosszog. Die sehr träge Raupe ging Anfang bis Mitte Juni in die Erde, die Falter erschienen von Anfang bis Mitte Juli und zwar 8 5 und 7 9%.
Tephronia sepiaria Hufn. Erbeutete ich in Villa Orotava an Mauern sitzend.
Aspilates collinaria Holt Withe (Tafel II, Fig. 22). Diesen seltenen und interessanten Spanner erbeutete ich in5 & und 1 9 am Tage durch Aufscheuchen auf einer Wiese am botanischen Garten, ein 5 Exemplar in einem Baranco bei Icod.
24 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
Rhyparia rufescens Brulle (Tafel II, Fig. 24). Diese schöne Art kam 1908 nur einmal in einem typischen rötlichen Exemplar ans Licht. Im März 1909 erbeutete ich 4 &, welche auf aschgrauem bis chocoladenbraunem Grund über den ganzen Oberflügel stark schwarz ge- sprenkelt sind. Die Hinterflügel von derselben Färbung sind saumwärts im ersten Drittel ebenso gesprenkelt. Ich fand unter den Raupen von Pyr. vulcanica eine solche obiger Art, leider wurde die Puppe auf der Heim- reise beschädigt.
Geraretia poliotes Hmps. (Tafel II, Fig. 23). Von dieser kürzlich nach einem 9 beschriebenen neuen Arctie erbeutete ich Anfang April 1908 den bis dahin noch un- bekannten $ am Licht.
Lithosia albicosta Rghfr. Diese niedliche Lithosie erbeutete ich nicht selten am Licht.
Psyche cabrerai Rbl. Leere 4eckige Säcke dieser Art fand ich in Anzahl im März an den Felsen von La- paz. Den Falter konnte ich trotz aller Aufmerksamkeit nicht entdecken.
Am Schluss dieses Aufsatzes möchte ich noch an dieser Stelle Herrn Professor Dr. Rebel in Wien, der sich der Sichtung meiner Teneriffa-Ausbeute in liebenswürdiger Weise unterzog, meinen besten Dank aussprechen.
Eine neue Form von Polia dubia Dup. aus Spanien. von Otto Stertz. Breslau.
(Hierzu Tafel II.)
Polia dubia Dup. nov. var. johni (Tafel II, Fig. 11 und 12) Stertz. Von dieser schönen Eule erhielt ich von Herrn Kurt John in Gross-Deuben 8 Paare, die nach seiner Angabe in Escurial bei Madrid Anfang September 1911 gefangen wurden. Da die nov. var. von den be- kannten Polia dubia-Formen stark abweicht, will ich sie im Nachstehenden beschreiben:
Otto Stertz, Neue Form von Polia dubia Dup. 5
Sie steht am nächsten der var. lutescens Tur,, die mir nur im Bilde, Tafel 5 Fig. 37 und 38 in Turatis Arbeit „Nuove Forme di Lepidotteri“ III 1909 p. 92, vor- liegt. Seine var. lutescens hat einen gelbrosa Grund- ton ähnlich wie Polia venusta B. Beider var. johni ist dieser lichtgelblich-weiss, von dem sich die zarten Zeichnungen und die schwärzliche Bestäubung charak- teristisch abheben, besonders im männlichen Geschlecht. Das Wurzelfeld ist vom Innenrand bis zum Medianast von der Farbe des Grundtons, darüber bis zum Vorder- rand dunkel beschuppt, letzteres ist auch in der Mittel- binde der Fall, besonders in der unteren Hälfte. Paralell mit der äusseren meist sehr scharf aus- gezackten Begrenzung des S-förmigen Mittelfeldes läuft eine helle Binde in der Grundtonfarbe, die mehr oder weniger mit einer Punktreihe durchsetzt ist und sich kurz vor dem Apicalteil verdunkelt. Eingefasst ist diese Binde saumwärts von einer gewellten Schattenlinie, hinter der die kräftigen Limbalpunkte sichtbar sind. Fransen sind gescheckt und die zum Teil hell gekörnte Ringmakel ist fast bei allen Stücken sichtbar.
Die Oberflügel beim © sind im allgemeinen wohl etwas dunkler und die Zeichnungen nicht so klar wie die des 5 Geschlechtes. Hinterflügel beim & heller als die der Stammform, jedoch mit saumwärts zunehmender dunkler Bestäubung und dunkler Saumlinie und deutlicher Schattenbinde in der Mitte; die des % dunkler, ähnlich wie bei ab. typhonia Mill. Unterseite aller Flügel wie bei der Stammform, nur etwas heller. Kopf, Thorax und Hinterleib der Grundfarbe angepasst, bei 6 45 am Afterbüschel nur schwarze Behaarung wahrnehmbar. Figur, Fühler, Palpen und Beine wie die der Stammform, weshalb die Zugehörigkeit zu dieser wohl sicher anzu- nehmen ist.
Ich benenne diese schöne Eule zu Ehren des sehr rührigen Lepidopterologen und Schwärmerzüchters Herrn Kurt John in Gross-Deuben.
Beim Schluss dieser Beschreibung werde ich von Herrn Rudolf Püngeler auf Guen&es Arbeit p. 40 Nr. 723 über Polia caerulescens B. und Guene6es var. A. aufmerksam gemacht. Caerulescens B. fällt mit dubia Dup. zusammen, was schon Staudinger im Kata-
26 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
log „Staudinger und Rebel“ 1901 p. 179 bemerkte; er- stere ist eine aus der Provence stammende weissgraue Form mit bläulich aschgrauem Mittelfeld und Aussen- rand.
Dagegen lag Guene&e offenbar für die kurze Be- schreibung seiner var. A. ein aus Madrid stammendes männliches Exemplar meiner var. johni vor.
Ich füge hier noch den Wortlaut seiner Diagnose bei: A.
D’un ton legerement jaunätre saupoudre d’atomes noirs, avec l’espace median et deux taches costales d’un gris-noir fonce un peu olivätre. Tous les dessins plus saillants, et les lignes et la reniforme mieux deta- chees en blanc; inferieures aussi plus noires.
Madrid, Coll. Feisth. Un 2.
Drei neue Bombyciden-Formen des palaearktischen Faunen - Gebietes
Von Otto Stertz. Breslau.
(Hierzu Tafel Il und III.)
Phalera bucephala Esp. nov. var. tenebricosa Stertz. (Tafel II, Fig. 5.) Von dieser neuen Form liegen mir 4 gezogene 99 vor, welche mir Herr J. Kostial in Wiener-Neustadt sandte. Nach seiner Angabe zog er sie aus einer kleinen Anzahl Raupen, die er aus der Um- gebung von St. Petersburg erhielt.
Grösse des Falters 44 mm. Farbe der Oberflügel gleichmässig dunkel quecksilbergrau, die äussere Be- grenzung des Mittelfeldes ist viel weniger gezackt und der grosse Apical- Mondfleck ist rundlicher als bei der Stammesart. Charakteristisch ist das gänzliche Fehlen der Makel bei allen Stücken.
Hinterflügel dunkler, gelblich rauchgrau, wurzelwärts dunkler bestäubt, Unterseite aller Flügel ebenfalls dunkler, rauchig und die braunen Zeichnungs - Elemente viel schwächer ausgeprägt. Stirn und Kragen lebhaft leder-
Otto Stertz, Neue paläarktische Bombyeiden-Formen.
106) -ı]
braun, der Hinterleib gelblich rauchfarben. Ich nehme an, dass die var. tenebricosa einer sehr begrenzten Lokalform angehört.
Lasiocampa davidis Stgr. (Tafel III, Fig. 1 und 2) nov. ab. schulzi Stertz, Aus einer Zucht, die Herr Dr. Lück, jetzt in Berlin, vor zwei Jahren für Rechnung eines Sammlers, welcher sich vorübergehend im Jordan-
tal (Jericho) aufhielt, aus den ihm gesandten Cocons
besorgte, wurden mir von davidis Stgr. ca. 100 Paare zur Durchsicht übergeben.
Ich bin deshalb in der Lage, die eingehende Be- schreibung Dr. Staudingers: Iris, Jahrg. 1894 p. 265 über diese so sehr abändernde Art durch meine Beobachtungen ergänzen zu können: Grösse der 55 37—48, die der 99 40—57 mm. Grundton der Falter ist überwiegend gelblichweiss (sahnefarben); etwa !/, derselben weichen davon ab und nehmen einen gelben (etwa wie bei Las. decolorata Klg.) bis bräunlichrosa Ton an. Bei sol- chen Stücken tritt der kleine weisse Fleck am Ende der Mittelzelle deutlich hervor.
Von meiner ab. schulzi liegen mir 3 35 und 5 99 vor. Bei dieser ist die Färbung aller Flügel rein gelblich- weiss und der kleine weisse Fleck ist ganz verschwunden, die Binden fehlen ganz und sind nur bei einem Paare kaum noch erkennbar. Die Unterseite aller Flügel ist ebenfalls einfarbig.
Ich benenne diese aparte Form nach meinem Freunde Herrn Gustav Leo Schulz, Berlin.
Lasiocampa serrula Gn. var. palaestinensis Stgr. (Taf. III, Fig. 3 bis 5) nov. ab. seileri Stertz. Auch von der var. palaestinensis Stdgr. lagen mir aus der oben erwähnten Zucht ca. 120 Paare vor, die ich eingehend studierte. Von derselben lagen Staudinger damals für seine Beschreibung: Iris, Jahrg. 1894 p. 263 nur wenige 5 & von sehr kleiner Figur vor.
Sie werden wohl aus Mangel an Futter in der Ent- wickelung zurückgeblieben sein, denn Paulus selbst er- zählte mir, dass das Heranschaffen der Futterpflanze aus dem Jordantal recht schwierig war.
Die Faltergrösse des mir vorgelegenen Materials war: 85 39—48, 99 45—55 mm. Der Grundton, besonders im
283 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
männlichen Geschlecht, ändert ungemein ab und zwar von einem lebhaften lichten grau und graublau bis zum schmutzigen ledergelb, bei einzelnen Stücken ist der Innenteil der Oberflügel bis zur Wurzel braun, besonders im weiblichen Geschlecht; dann aber ist der schmälere äussere Teil bis zu den Fransen gleichmässig heller.
Bei meiner ab. seileri, von der mir 6 && und 699, zum Teil aus den Sendungen des Herrn Paulus stammend, vorliegen, ist der Aussenteil (Binde) des Oberflügels gelblichweiss bis zum Rand, ungefähr von dem Grund- ton der davidis;, dicht vor den Fransen ist eine leichte graue Bestäubung wahrnehmbar. Der innere Teil bis zur Wurzel ist dann meist lichtgrau, nur bei 2 && lebhaft hellbraun. Die Hinterflügel sind der Färbung der Oberflügel angepasst, heller, sie sehen denen der davi- dis recht ähnlich und so macht diese Form den Eindruck eines Ueberganges zu dieser.
Ich benenne diesen recht schönen interessanten
- Falter nach meinem Freunde R. Seiler in Blasewitz.
Soweit hier von Interesse, möchte ich noch auf einige Irrtümer im Seitz’schen Werke aufmerksam machen. Auf Tafel 25 stellt die Abbildung von Lasioc. davidis Stgr. diejenige von Lasioc. grandis ab. sapiens Stgr., ö auf Tafel 26 die Abbildung von josua Stgr. diejenige von serrula var. palaestinensis & und var. palaesti- nensis & und 9, diejenige von davidis Stgr. & und 9 vor. Die Abbildung von decolorata Klg. 9 ist ziem- lich verfehlt, denn der Grundton des © dieser Art ist sahnefarben oder zartgelb.
Beitrag zur Mikrolepidopteren - Fauna der Dresdener Gegend.
Von Eduard Schopfer. Dresden. Als Nachtrag zu meinem im Jahre 1907 aufgestellten
Mikra - Verzeichnis (s. Iris, Bd. XX, Heft 4) lasse ich weitere 95 Arten aus Dresden und Umgegend folgen, so-
Ed. Schopfer, Mikrolepidopteren-Fauna von Dresden. 29
dass die Artenzahl der selbst gesammelten Klein- schmetterlinge nunmehr 523 beträgt. Kleine Spazier- gänge im Weichbilde der Stadt liefern meist bessere Fangergebnisse als weitläufige Sammeltouren. Arten, die ich in der Lössnitz ganz einzeln antraf, fand ich an Gartenmauern und Bretterzäunen des Stadtgebietes in Anzahl. Als ein überraschend ergiebiges und dazu sehr naheliegendes Sammelgebiet ist die Räcknitzer Höhe zu bezeichnen, auch die Gegend um Mockritz, Nöthnitz und Kaitz, vornehmlich aber die dort überall an der Landstrasse und an den Wegen stehenden Obstbäume: alte, jahrzehnte lang bekannte Aepfel-, Kirsch- und Birnbäume, die, zwar im Kampfe mit der Blutlaus sieg- reich geblieben, durch die Angriffe der inneren Feinde schliesslich mulmig geworden, einzeln von der Bildfläche verschwinden, um jüngerem Ersatze Platz zu lassen. Es ist kaum glaublich, wie lohnend das regelmässige Ab- suchen dieser Bäume sich zeigt. Besonders zahlreich sind Tortriciden anzutreffen, wie Capua reticulana, einige Arten der Gattungen Caeoecia, Pandemis, Olethreu- tes, Notocelia, Epiblema thapsiana, Cnephasia wahlbomiana, Grapholita woeberiana, einzeln nur die schöne Pamene regiana, sowie rhediella und Carpoeapsa pomonella. Swammerdamia pyrella, Argyresthia cornella, ephippella und goedartella sind häufig, einzeln dagegen conjugella. Die Gele- chiiden sind durch scalella, alburnella und luceul- lela vertreten, ebenso Recurvaria leucatella und nanella. Sehr zahlreich zeigt sich Endrosis lacte- ella. Borkhausenia schaefferella und formosella, letztere durch helle Färbung auffallend. Sceythris chen- opodiella ist nicht selten, häufiger schon$Blasito- daena hellerella. Wir erwähnen noch einige Co- leophora, Gracilaria- und Ornix- Arten, darunter guttea häufig, ferner Lithocolletis- Arten, sowie Lyo- netia clerkella. Nicht selten sind Buceculatrix- und Nepticula- Arten, ferner in Baumritzen ruhend Ochsenheimeria vacculella. Scardia boleti und Tinea granella sind regelmässig in Anzahl, lapella dagegen nur einzeln anzutreffen.
Von grösseren Faltern sind Schwärmer, Eulen und Spanner vertreten, unter letzteren z. B., Opistho- graptis luteolata, Semiothisa alternaria, die rein
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schwarze Form von Chloroelytis reetangulata» auch Nola cueculatella.
Mit der Zucht von Lithocolletis- und Nepticula- Arten habe ich in diesem Jahre begonnen und kann daher eventuelle Ergebnisse erst nachträglich verwenden. Gute Dienste leisten beim Sammeln die Tabellen von Dr. Sorhagen in „Beiträge zur Auffindung und Bestim- mung der Raupen der Mikrolepidopteren“ (s. Berliner Entom. Zeitschrift Bd. XXVII, 1883, Heft 1).
Pyralidae. Phyeitinae,
Zophodia convolutella Hb. April. Einzeln in der Lössnitz.
Salebria fusca Hw. Juni. Am Auer aus Gebüsch geklopft (1),*) ferner ein Stück Dresden - Bergstrasse an einer Gartenmauer gefunden.
Hydrocampinae.
Nymphula stagnata Don. August. Einzeln bei Moritz- burg. Ausserdem erhielt ich von Herrn Dr. Husadel ein Q© dieser Art mit gleichem Fundorte bezettelt.
Scopariinae.
Scoparia murana Curt. Am 31. Mai im Rabenauer Grund (1).
Pterophoridae.
Oxyptilus tristis Z. Juli. Bei Kötzschenbroda (1). Tristis unterscheidet sich zunächst von pilosellae und ericetorum durch veränderte Lage des schwarzen Schuppenwulstes der dritten Hinterflügelfeder.
Alueita tetradaetyla L. Juli. Bei Kötzschenbroda- Himmelsbusch (2).
Pterophorus lithodactylus Tr. August. Je ein Stück bei Räcknitz, Kötzschenbroda und Zitzschewig.
Stenoptilia pelidnodaetyla Stein. Juni. Bei Kötzschen- broda und Zitzschewig (2).
Tortrieidae. Teortrieinae.
- Acalla literana L. November. Bei Kötzschenbroda- Himmelsbusch (1).
*) Die eingeklammerten Zahlen geben die Anzahl der erbeuteten Stücke an.
Ed. Schopfer, Mikrolepidopteren-Fauna von Dresden. 34
A. schalleriana F. Am 18. 8. 1910 erhielt ich ein Stück durch Abklopfen von Buchenästen in der Dresdner Heide. Ein zweites Stück mit schwarzem Üostalfleck, v. comparana Hb. vom Wolfsberg (Sächsische Schweiz) empfing ich von Herrn Dr. Heusinger. Conchylinae.
Gonchylis implieitana Wck. Am 31. 8. 1911 im Grossen Garten (1).
Olethreutinae.
Cnephasia incertana Tr. Juni. Kaitzergrund (1). In der Zeichnung einer wahlbomiana ähnlich, hat jedoch dunkle Hinterflügel wie nubiliana.
Evetria resinella L. Juni, Juli. In Anzahl in der Dresdner Heide.
Olethreutes umbrosana Frr. Ein Stück klopfte ich aus Gebüsch in der Nähe der Spitzgrundmühle.
Steganoptycha nanana Tr. Mai. Bei Zitzschewig- Steinbruch (2).
Gypsonoma neglectana Dup. Juni. Je ein Stück bei Kaitz und Zitzschewig. Diese Art besitzt eine grosse Aehnlichkeit in der Zeichnung mit incarnana, ist aber grösser.
Epiblema semifuscana Stph. Juli. Einzeln im Kaitzer Grund. Kleiner als solandriana mit helleren Hinter- flügeln.
Grapholita funebrana Tr. Mai. Der Falter flog auf- gescheucht in Anzahl im Steinbruche bei Zitzschewig.
G. eoronillana Z. Mai, Juni. In Anzahl bei Zitz- schewig.
Pamene ochsenheimeriana Z. Am 15. Mai 1909 auf dem Wege zwischen Tharandt und Edle Krone (2).
Yponomeutidae. Argyresthiinae.
Argyresthia conjugelila Z. Juli. Räcknitz (2). Der mendica ähnlich. Im allgemeinen ist conjugella dunkler und glänzender, die Strieme ist gelblich und die Vorderflügel sind stärker gesprenkelt.
A. ephippella F. Juni-August. Zahlreich bei Räck- nitz. Den ganzen Sommer sassen die Falter gesellig an
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den alten Kirschbäumen des Dorngrabens hinter Räcknitz. Etwas weiter oben bei Pestitz war cornella heimisch. Ich zählte an einem Stamme 26 Stücke dieser Art.
Plutellidae.
Plutellinae. Cerostoma asperellum L. Juli. Einzeln in der
Lössnitz. Ein Stück von Neubert bei Zitzschewig gefangen.
Theristis mucronella Sc. ab. obseurella. m. Diese Form beschrieb ich bereits kurz in meiner früheren Liste (s. Iris, Bd. XX, S. 285). Zwei Stücke aus Wachwitz dienten mir als Unterlage. Ein am 20. April 1910 in der Lössnitz gefundenes drittes Exemplar, ferner ein Stück von Neubert dortselbst im Februar gefangen, sowie drei in der Dr. Staudingerschen Sammlung befindlichen Stücke bestätigen die Beständigkeit dieser Form, die ich ab. obscurella benenne, um diese schöne Abart hervor- zuheben.
Unter 30 mucronella habe ich direkte Ueber- gänge zu obscurella nicht finden können.
Mucronella wurde zuerst von Scopoli im Jahre 1763 in Entomologia Carniolica beschrieben, seine Diagnose lautet: „Alae omnes lanceolatae, mucronatae, nitidae, concolores, pallidae,;, anticae longitudinaliter fusco- sublineatae.“ Dem Autor hat zu seiner Beschreibung nur ein Exemplar vorgelegen, wahrscheinlich ein @. Im Hübnerschen Werke ist mucronella & abgebildet, mit
bis über die Mitte des Flügels reichendem, scharf schwarzen
Streifen. Die neuerdings im Spulerschen Werke gelieferte Abbildung würde, in natürlicher Grösse gehalten, die gewöhnliche Form des Falters gut veranschaulichen.
Neben dem erwähnten schwarzen Streifen, welcher
beiobscurella bis an die Fransen des Aussenrandes ‘
reicht, besitzt diese noch nahe dem Vorderrande einen ebensolchen Streifen, der sich bis zur äussersten Flügel- spitze, die Fransen schwarz färbend, hinzieht. Der von beiden Streifen gebildete Zwischenraum ist mehr oder weniger dicht schwarz bestäubt. Beide Geschlechter sind bei dieser Abart vertreten.
Die lichten Gespinste der Räupchen von mucronella sind in der Lössnitz an Pfaffenhütehen, Evonymus europaeus nicht selten. Im Juli sind die im Gespinste
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Ed. Schopfer, Mikrolepidopteren-Fauna von Dresden. 33
nicht mehr zahlreich vorhandenen lebhaften Räupchen erwachsen und zum Mitnehmen geeignet.
Gelechiidae. Gelechiinae.
Platyedra vilella Z. Am 30. 5. 1910 ein Stück an einem Bretterzaun der alten Strasse bei Räcknitz.'
Gelechia mulinella Z. Juni. Im Rabenauer Grund (1).
6. virgella Thnbg. Mai. Einzeln bei Lindenau- Lössnitz.
6. humeralis Z. Ende September. Bei Zitzschewig. (1). Herr Prof. Dr. Rebel in Wien hatte die Güte, das Stück zu bestimmen. Ferner Lössnitzgrund (1) im März.
G. saltuum Z. Mai. Einzeln in der Dresdner Heide.
Chrysopora stipella Hbh. var. naeviferella Dup. Diese Art erzog ich aus der spiessförmigen Melde, Atriplex hastata L., die ich im Herbst eintrug. Sämtliche Stücke gehörten der var. naeviferella (ohne gelbe Binden) an. Dieselbe Pflanze lieferte auch eine Anzahl Stücke von hermanella. Während letztere Falter sämtlich im Früh- jahr erschienen, dauerte es bei stipella von Mai bis Ende September. Diese Art scheint demnach nur eine Generation zu haben, jedoch zwei Flugzeiten.
Oecophorinae.
Epigraphia steinkellneriana Schiff. Mai. Ein Stück fand ich im Saubachtale und erhielt ein Stück aus Cosse- baude von Herrn Dr. Husadel.
Während die ähnliche avellanella bei uns nicht selten ist, ist steinkellneriana hier noch wenig ge- funden worden. Nach Sorhagen findet man den Falter von Anfang April bis Mai. In warmen Jahren früher. Er ruht an den Stämmchen der noch unbelaubten Sträucher dicht über der Erde am Tage und fliegt erst in der Dunkelheit.
Borkhausenia formosella F. Juli, August. Dieser hübsche Falter fand sich in der Lössnitz nur einzeln, da- gegen war er in den Abendstunden zahlreich an Bäumen der Landstrasse zwischen Räcknitz und Kaitz.
Elachistidae. Seythridinae. Scythris fusco-euprea Hw. Juli. Im Grossen Garten (1).
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S. chenopodiella Hb. Juni, Juli. In Anzahl an Gartenzäunen der Alten Strasse bei Räcknitz, ferner an einer Scheune bei Coschütz und in der Dresdner Heide.
Momphinae.
Blastodaena hellerella Dup. Juni, Juli. Zahlreich an Baumstämmen bei Räcknitz, Pestitz, Coschütz.
Anybia epilobiella Roemer. Am 9. September 1910 fing ich ein Stück an einem Fenster des Gartenhauses im Restaurant Fischhaus, Dresdner Heide.
Spuleria aurifrontella Hb. Am 18. 5. 1910 klopfte ich aus Gebüsch bei Zitzschewig drei Stücke dieser Art.
Coleophorinae.
Ein grosser Prozentsatz Coleophora-Raupen liefert nicht den Falter sondern Schlupfwespen. Ich musste daher eine Anzahl Raupensäcke, die mir zweifelhaft er- schienen, vorläufig weglassen. Im Jahre 1911 waren die Räupehen besonders stark angestochen.
Goleophora limosipennella Dup. Am 22. Juni bei Nieder-Lössnitz, Himmelsbusch (1).
C. fiavipennella H.S. Juli. Baumwiese (1).
Ü. viminetella Z. Juni. Baumwiese. Die zweifarbigen Säcke an Erle, Anfang Oktober.
C. nigricella Stph. Juli. In Anzahl an der Baum- wiese und in der Dresdner Heide.
G. paripennella Z. Juni, Juli. In Anzahl bei Räcknitz und an der Baumwiese.
C. bilineatella Z. Am 25. 5. 1910 bei Zitzschewig (1).
C. serenella Z. Juni, Juli. Zahlreich in der Lössnitz. Die Säcke fand ich bei Zitzschewig sowohl an Traganth, Astragalus glyeyphillus L., als auch an der Blasenschote, Colutea arborescens L. zahlreich. Die Falter schlüpfen einzeln noch bis Ende Juli.
C. palliatella Zk. Juli. Einzeln bei Zitzschewig und Kaitz. Die pistolenförmigen Säcke sind ganz mit grauer Haut überzogen und mit lockeranliegenden Seitenklappen versehen. Himmelsbusch an Stämmen.
C. betulella Hein. Juli. Bei Zitzschewig (2). Die kleinen, braunen Pistolensäcke mit weisslichen Endklappen an Stämmen.
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C. anatipennella Hb. Juni, Juli. Bei Zitzschewig (3). Die schwarzen Pistolensäcke mit schwärzlichen End- klappen an Weissdorn.
GC. hemerobiella Sc. Bei Zitzschewig (3). Die geraden, braunen Säcke, am Ende dreiseitig, im Mai an Weissdorn.
'C. onosmella Brahm. Juni. Im Steinbruche bei Zitzschewig (2).
C. flavaginella Z. Mitte Juni. Bei Kaitz (1).
Elachistinae. Elachista poae Stt. Am 8. 5. 1910 bei Zitzschewig (1).
Gracilariidae. Gracilariinae.
Gracilaria elongella L. März, April. Ueberwinterte Stücke bei Zitzschewig und an der Baumwiese nicht selten. Ein Exemplar mit dunkelbraunen Vorderflügeln, mit schmaler heller Strieme am Vorderrande bei Zitschewig.
Ornix anguliferella Z. Am 17. April 1910 bei Zitzschewig (1).
Lithocolletinae.
Lithoecolletis roboris Z. Mai. In Anzahl bei Zitzsche- wig und Baumwiese.
L. amyotella Dup. Mai. Einzeln im Priessnitzgrund und bei Mockritz.
L. hortella F. April, Mai. Einzeln bei Zitzschewig und Dresden, Trinitatis - Friedhof.
L. tenella Z. Mai. Bei Zitzschewig (1).
L. abrasella Z. Am 2. Sept. beim Himmelsbusch (3).
L. alniella 2 Am 15. 5. 1910 in Anzahl bei Tharandt.
L. nigriscentella Log. Am 15. 5. 1910 bei Tharandt (1).
L. insignitella Z. Am 20.5. 1910 im Saubachtale (1).
L. salieicolella Sircom. Mai. Heide- Radebeul (2).
L. cerasicolella H.S. Juni. Bei Räcknitz an Kirsch- bäumen (2).
L. spinicolella Z. Mai, Juni. In Anzahl bei Döltzschen und Räcknitz.
L. eoncomitella Bk. Am 26. 5. 1910 bei Kaitz (2).
L. mespilella Hb. Juni. Heide - Radebeul (2).
L. eorylifoliela Hw. April, Mai. In Anzahl bei Mockritz und Zitzschewig.
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L. betulae. Z. April, Mai. In Anzahl bei Nöthnitz und Zitzschewig.
I. klemannella F. Mai. Bei Zitzschewig (3).
L. emberizaepennella Bouche. Juli, August. Einzeln bei Ränitz und Kaitz.
L. pastorella Z._ Am 22. 5. 1910 bei Mockritz an Weiden (2).
L. populifoliella Tr. Mai—August. Zahlreich an Grartenmauern beim Linkeschen Bade in Dresden -Neust.
L. tremulae Z. August. In Anzahl im Grossen Garten an Stämmen.
Lyonetiidae. Lyonetiinae.
Lyonetia elerkella L. Von April bis Oktober überall im Stadtgebiete an Gartenzäunen in Anzahl zu finden. Baumwiese, Lössnitz. Die an Fäden gespannten Gespinst- röhren des Falters in gerollten Birken- und Eichen- blättern, sowie an Kirschbäumen. Vermutlich kommt die dunkle Form ab. aereella Tr., die im zeitigen Früh- jahre, sowie zahlreich Anfang Oktober frisch geschlüpft gefunden wird, vorherrschend in der 2. Generation vor. Im Laufe des Sommers fand ich nur helle Stücke.
Phylloenistinae.
Phylloenistis suffusella Z. August. Beim Linkeschen Bade in Dresden-Neustadt (2).
Buceulatrix thoracella Thnbg. Mai bis September. Zahlreich im Stadtgebiete, wo Linden stehen. Ueberall an Gartenzäunen die Bergstrasse entlang bis Räcknitz. Die weisslichen, gerippten Cocons an Stämmen, Strassen- bahnmasten und Blättern der Sträucher. Auch im Grossen Garten.
B. erataegi Z. Mai bis September. Zahlreich bei Zitzschewig. Die Cocons in Menge an Bretterzäunen in der Nähe von Weissdornhecken.
B. boyerella Dup. Juli. Einzeln an Gartenzäunen der alten Strasse bei Räcknitz.
Nepticulidae.
Nepticula ruficapitella Hw. Am 28. Mai 1910 bei Döltzschen (1).
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N. minuseulella H.S. Juni. Einzeln bei Räcknitz an Obstbäumen.
N. oxyacanthella Stt. Juni. Einzeln bei Zitzschewig.
N. marginicolella Stt. Am 15.5. 1910 bei Tharandt (1).
N. basalella Hs. August. Im Grossen Garten an Buchen nach starkem Regen (5).
N. salieis Stt. Mai. In Anzahl bei Zitzschewig an Espen. Die Falter sind sehr lebhaft und bleiben nur kurze Zeit rein.
N. sericopeza Z. Mai—Juni. Dresden - Bergstrasse, Räcknitz und Mockritz nicht selten.
Tineidae. Öchsenheimeriinae. Ochsenheimeria vacceulella F. Juli. In Anzahl bei Räcknitz. Am Tage ruht der Falter in Rindenspalten der Bäume. Von den übrigen Arten der Gattung unter- scheidet sich vacculella durch die unverdiekten Fühler. Tineinae. Diplodoma marginepunctella. Stph. Mai, Juni. Einzeln im Priessnitzgrund, Zitzschewig und Himmelsbusch. Den länglichen Sack, mit einer lockeren Schutzhülle um- schlossen, habe ich wiederholt eingetragen, ohne jedoch den Falter zu erzielen. Dagegen hat Herr Amtstierarzt Möbius ein Exemplar des Falters erzogen.
Trichophaga tapetzella L. August. Am Licht gefangen im Konzerthaus Zoologischer Garten (1).
Tinea fuliginosella Z. Juli. Abends in den Strassen der Stadt fliegend. Der Falter ist dunkler als pellio- nella mit nur einem Punkte auf dem Vorderflügel.
T. misella Z. Juli im Stadtgebiet. Am Fenster eines Abortes fand ich zwei frische Stücke dieser Art.
T. columbariella Weck. Anfang August. (1). Der Falter fliegt in der Dämmerung um die Häuser. Er ist ebenfalls pellionella ähnlich, aber einfarbig gelb- braun, ohne dunkle Zeichnungen. Die Raupe soll in Taubenschlägen vorkommen.
T. pallescentella Stt. Juni, Juli. Zwei Stücke am Fenster meiner Wohnung. Die Bestimmung dieser Tinea verdanke ich Herrn Professor Dr. Rebel in Wien.
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Tineola biselliellla Hummel. Juli. Ueberall in Wohnungen. Von eolumbariella unterscheidet sich biselliella hauptsächlich durch die Flügelform.
Adelinae.
Nemotois cupriacellus Hb. Am 30. Juli 1911 im Grossen Garten (1).
Adela rufimitrella Sc. Juni. Ein 9 bei Zitzschewig.
Mieropterygidae.
Mieropteryx aruncella Sc. Juni. In einem Stein- bruche bei Hosterwitz. (1)
Ueber Zeichnungs-Aberrationen bei Lycaeniden. Von. Prof. Dr. DL. Oourvoisier. "Basel:
Schon mehrmals (s. Mitteilungen d .schweiz. ent. Ges. 1903. p. 18—25; ferner Zeitschr. f. wiss. Ins. Biol. 1907, Heft 1—-3; namentlich Ent. Zeitschr. Frankfurt 1911 Nr. 14) habe ich Beobachtungen über Zeichnungs- Aber- rationen bei Lycaeniden veröffentlicht und Vorschläge für deren Benennung gemacht. Entsprechend den Fort- schritten meiner Kenntnisse und Erfahrungen habe ich auch Aenderungen und Verbesserungen meiner Nomen- klatur vorgenommen. Anlässlich der im Mai 1910 ab- gehaltenen sehr gelungenen Ausstellung der Soeiete lepidopterologique in Genf habe ich dort mein ganzes System durch eine Tabelle mit Schemata der einzelnen Aberrationen, sowie durch Tafeln mit photographischen Abbildungen meiner Typen zu veranschaulichen gesucht.
Wer diese Abberationen auf Grund eines etwas grösseren Materials eingehender studiert, der erkennt bald, dass’ sie nicht regellos auftreten, sondern etwas Gesetzmässiges an sich haben, indem sie sich bei den verschiedensten Arten in gleicher Weise wiederholen. Man kann bei ihnen auch gleichsam verschiedene Richtungen unterscheiden: Formen, welche gegenüber den gewöhnlichen Exemplaren eine Art von Bereicherung und solche, welche im Gegenteil eine Verarmung dar-
L. Courvoisier. Lycaeniden-Aberrationen. 39
stellen. Zu den ersteren gehören diejenigen, welche eine Vergrösserung, Vermehrung, Verschmelzung, zu den letzteren diejenigen, welche ein Verschwinden von Flecken, Augen, Binden etc. aufweisen.
Es mag allerdings etwas gewagt erscheinen, hier von Gesetzen und Richtungen, von Bereicherung und Ver- armung zu reden, so lange wir über Wesen und Be- deutung der normalen Flecken und Augen so wenig wissen, wie es bis jetzt der Fall ist. Sind sie als blosse Verzierungen aufzufassen, die vielleicht gar nur dazu da wären, das Auge des Menschen zu erfreuen, etwa wie man früher die bunten Farben der Blumen in erster Linie als Schmuck der Natur betrachtete? Oder spielen sie als Erkennungszeichen im Verkehr der Geschlechter eine Rolle? Oder sind sie etwa eigentliche Organe, die im Haushalt der kleinen Wesen eine unsrer Erkenntnis bis jetzt sich gänzlich entziehende Funktion ausüben? (An letzteres liesse sich denken, weil das Mikroskop uns lehrt, dass die Schuppen im Bereich der Augen etc. meist nicht nur anders gefärbt, sondern auch anders ge- formt sind, als in der Umgebung.) *
Ebenso gering sind unsre Kenntnisse hinsichtlich des Wesens der Aberrationen. Stellen sie vielleicht Miß- bildungen dar? Dieser Gedanke drängt sich einem auf, wenn, wie ich es vielfach beobachten konnte, ein Falter einen einzelnen mißgestalteten Flügel und gerade nur an diesem entweder einen Mangel an Augen oder um- gekehrt sogar eine Vermehrung und reichliche Ver- schmelzung von solchen aufweist.
Sollten aber etwa bei der Entstehung der Aber- rationen phylogenetische, atavistische Einflüsse im Spiel sein? Etwa in der Weise, dass die von der Flügelwurzel gegen den Aussenrand, parallel zu den Adern. verlaufen- den Streifen, welche wir als Konfluenzen zu bezeichnen pflegen, Ueberreste wären aus einer früheren Periode, wo die Zeichnung noch eine radiär-streifige, nicht in einzelne Flecken aufgelöste war? Oder umgekehrt in der Weise, dass die Bildung von Streifen das letzte Ziel der Entwicklung wäre, das zunächst durch das Auftreten von
*) Notiz während des Druckes: Wie die Ent. Zeitsch Fkft. 1912 Nr. 50. p. 260 meldet, hat ja neuerdings Vogel gewisse Sinnesschuppen auf den Schmetterlingsflügeln entdeckt.
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neuen Zwischenpunkten zwischen den regulären Augen und zuletzt durch deren Verschmelzung zu Strichen er- reicht würde ?
Wir stehen hier jedenfalls einer Menge von Rätseln ratlosgegenüber und müssen ehrlich gestehen: „ignoramus.“ Aber aus dem „ignoramus“ darf nicht ein „ignorabimus‘ werden. Unermüdliche Forschung muss auf diesem noch
so dunklen Gebiete endlich Aufklärung bringen. Und was uns nicht gelingt, werden unsere Nachfolger er- reichen!‘ Unsre Aufgabe muss sein, ihnen durch An- sammlung von möglichst reichlichem Beobachtungs- material die Grundlage zu schaffen, auf der jede Natuı- wissenschaft sich aufbauen muss. Sodann werden wir die einzelnen gemachten Beobachtungen sichten und in gewisse Gruppen einordnen müssen, welche vorläufig nur zur Uebersicht dienen sollen, später aber, mit Ver- mehrung unserer Kenntnisse, vielleicht einer Aenderung unterworfen werden müssen. Das ist die Stelle, wo ich meine Hebel ansetzen möchte Dieses Ziel verfolgen alle meine bisherigen Mitteilungen über Lycaeniden- Aberrationen.
Die betreffenden Gruppen und die in denselben untergebrachten Formen müssen aber der Uebersichtlich- keit wegen Namen erhalten. Und nun ist es wohl klar, dass, wenn man hier Ordnung haben will, man nicht eine regellose Nomenklatur anwenden darf, sondern dabei ge- wissen Grundsätzen folgen muss... Allgemein gilt in den Naturwissenschaften die Vorschrift, dass innerhalb einer und derselben Gattung jede Art ihren eigenen Namen haben soll, weil doch jede ihre eigenen Charaktere hat.
Soll aber auch bei den Aberrationen so gehandelt werden, trotzdem es sich immer sicherer herausstellt, dass jeder Typus derselben sich bei den verschiedensten Spezien in genau gleicher Weise wiederholt? Meiner Ansicht nach nicht! Bis jetzt ist aber vielfach so ver- fahren worden; und einzelne Autoren waren gross darin, dass sie, wenn eine und dieselbe Abweichung ihnen bei immer neuen Arten begegnete, auch immer wieder neue Namen dafür erfanden, welche zum Teil doch alle die gleiche Bedeutung hatten. (So nannte z.B. Oskar Schultz eine fast oder ganz augenlose Form bei
L. Courvoisier. Lycaeniden-Aberrationen. 41
alciphron: viduata, bei gordius: mutilata, bei hippotho&: decurtata und orba, bei phlaeas: spoliata.)
Nun bringt aber ein solches Verfahren, zumal bei der heutzutage überhand nehmenden Sucht, sich selber durch Benennung jeder noch so unscheinbaren neuen Abänderung zu verewigen, eine lawinenhaft anschwellende Vermehrung der Bezeichnungen. Es ist sogar dem Spezialisten, der sich nur mit einer einzelnen Kamilie beschäftigt, heut kaum mehr möglich, die in zahllosen Zeitschriften und Werken zerstreuten neuen Namen vollständig zu regist- rieren oder gar im Gedächtnis zu behalten. Und damit nehmen die Anlässe zu Prioritätsstreitigkeiten bedeutend zu.
Dazu kommt, dass diese Namen oft recht unglücklich gewählt sind. So ist es z. B. gewiss nicht nachahmens- wert, wenn einzelne Aberrationen. Ortsnamen erhalten haben, welche den falschen Glauben erwecken können, die betreffende Form sei eine Eigentümlichkeit einer be- stimmten Lokalität (pheretes f. maloyensis Rühl, tithonus eros f. petrividendus Favre, gordius f. diniensis Ober- thür). Oder wenn aus Freundschaft, Anerkennung und Dankbarkeit Namen von Personen erteilt werden, welche zu den betreffenden Aberrationen auch nicht die mindeste Beziehung haben (bellargus f. krodeli Gillmer damon f. gillmeri Krodel; icarus f. courvoisieri Hirschke, phlaeas f. kochii Strand, tityrus f. strandi Schultz). Schlimmer aber ist es, wenn die Namen direkt irre führen, indem sie etwas ganz anderes aussagen, als was man erwarten sollte. So wenn Aigner eine bellargus- Form „pauci- puncta“, kleinpunktig tauft, weil sie statt 2 Wurzelaugen der Vorderflügel nur eines hat, und einen damon „caeca“ während er doch die Vorderflügelaugen hat und nur der Hinterflügelaugen entbehrt. Oder wenn Fuchs eine an- geblich augenlose Form von semiargus „caeca“ nennt, während sein in meinen Besitz übergegangener Original- typus derselben an beiden Vorderflügeln noch Bogenaugen aufweist; oder endlich, wenn manche Autoren und Händler leichthin von „Konfluenz“ reden in Fällen, wo es sich um blosse Verlängerungen und keineswegs um Ver- bindungen von Augen handelt.
Gegenüber solcher gedankenlosen Zersplitterung und teilweise verkehrten Namengebung, welche alles eher als Wissenschaftlichkeit ist, habe ich zunächst grund-
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sätzlich auf eine einheitliche Nomenklatur gedrungen. Gleiche Aberration — gleicher Name — das ist mein Ziel und mein Vorschlag, der hoffentlich in nicht allzu ferner Zeit allgemein anerkannt und befolgt sein wird. Und überdies sollen die Bezeichnungen rationell sein, d.h. das Wesen einer Aberration möglichst genau angeben!
Gillmer hat (Gub. Ent. Zeitschrift 1. April 1904) in einem freundlichen Referat über meine erste Arbeit darauf hingewiesen, dass vor mir Tutt bereits „diesen gleichen Gesichtspunkt geltend gemacht und bei Neu- benennungen angewandt“ habe. Das ist aber nur zum Teil richtig. Tutt’s erstes Werk kannte ich damals nicht und kenne es heut noch nicht. Aber beim Studium seines seit 1905 erscheinenden, leider durch seinen Tod unter- brochenen Riesenwerks (Nat. Hist. of the Brit. Buttfl.) erkennt man zwar sehr wohl, dass auch ihn der Gedanke an Vereinheitlichung der Aberrationen - Namen geleitet hat. Man ertappt ihn jedoch auf zahlreichen Inkonse- quenzen. Die Ausdrücke: extensa, juncta, conjuncta, radiata, striata, lineata etc. braucht er z. B. (um nur diese zu erwähnen) keineswegs nach einer bestimmten Regel, vielmehr einerseits mehrere derselben für dieselbe Form, andrerseits den gleichen für verschiedene Formen, bald für Verlängerungen, bald für allerlei Ver- schmelzungen von Augen. Ja mit „radiata“ bezeichnet er überdies bei phlaeas eine Form, bei welcher auf der Oberseite der Hinterflügel die rote Randbinde strahlen- förmige Fortsätze in den Diskus hineinschickt. Eine wirkliche Einheitlichkeit ist also bei Tutt (wie übrigens später noch nachgewiesen werden soll) nicht zu finden.
Indem ich nun seit 1903 unablässig bemüst war, an Stelle der bisherigen inkonsequenten, verfahrenen Nomen- klatur eine einheitliche, logisch ausgebildete zu setzen, habe ich wohl bei manchen Fachkollegen den Verdacht eines Revolutionärs erweckt. Bis zu einem gewissen Grad verdiene ich auch in der Tat diesen Verdacht. Ich habe es zunächst als selbstverständlich betrachtet, dass meine Aberrationen - Namen für alle die Spezien gelten sollten, die ich 1903 und 1907 bei jeder einzelnen Aberration als in meinem Besitz befindlich, oder von mir beobachtet aufgeführt hatte. Weiter schwebte mir als
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Ziel vor, dass meine Namengebung künftighin wenigstens da befolgt werden dürfte, wo es sich um Neubenennungen von individuellen Abweichungen handeln kann bei Arten, bei welchen ich solche damals noch nicht gekannt und benannt hatte. Endlich hielt und halte ich es auch für denkbar, dass meine vereinfachte und einheitliche Nomen- klatur an die Stelle so vieler älterer, zum Teil unter sich bereits synonymer, vielfach unverständlicher oder gar ver- kehrter Benennungen treten könnte. Das könnte unbe- schadet aller Prioritäten dadurch geschehen, dass allfällige frühere Namen jeweilen in Klammern beigesetzt würden.
Nun hat Gillmer im oben erwähnten Referat aller- dings zuerst erklärt: „Es ist zu wünschen, dass in Zukunft bei Neubenennungen in der Lycaeniden-Gruppe auf die Vorschläge des Herrn Courvoisier Rücksicht genommen werde, damit die Bezeichnungen hier einheitlicher werden.“ Aber sofort scheint ihn diese Konzession zu reuen, wenn er wenige Sätze später sagt! „Uebermäßiges Schablonisieren macht die Nomenklatur der Aberrationen eintönig, was auf die Dauer ebenfalls verdriesst.“ Und später vermeidet er glücklich diese Eintönigkeit, indem er am Schluss des Referates für mehrere Arten gewisse Aberrationen, die ich bei andern Arten schon benannt hatte, ohne jede Rücksicht auf meine Vorschläge mit ganz neuen Namen versieht. — Dampf (Deutsche Ent. Nat.-Bibliothek 15. Aug. 1911) in einem kurzen Referat über meine „Lycaeniden Basels“ (Vhdl. d. naturf. Ges. Basel 1910) bezeichnet ebenfalls eine einheitliche Be- nennung der Aberrationen als wünschenswert, aber erst: „sobald uns die Varietätsgesetze bei den verschiedenen Arten klar geworden sind.“
Diese beiden Kollegen würden also keinen Nachteil darin erblicken, wenn auf unbestimmte Zeit hinaus die alte ziellose und egoistische Namengeberei weiter ge- schleppt und sogar weiter gepflegt würde. Den meisten Entomologen aber dürfte es viel verdriesslicher sein, sich für die gleichen Aberrationen bei jeder Spezies immer wieder neue, als bei allen Spezien nur einen und den- selben Namen zu merken.
Jenen, wie mir scheint, allzu vorsichtigen Aeusserun- gen gegenüber möchte ich es als eine im Interesse der Sache erfreuliche und für mich ermutigende Tatsache
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bezeichnen, dass von anderer Seite meine Bemühungen um die Herstellung einer einheitlichen Aberrationen- Benennung begrüsst und unterstützt werden. So hat OÖberthür (Etud. de Lep. comparee Fasc. III. 1909 Preface) dieselben anerkennend erwähnt. Zu besonderem Dank aber bin ich Prof. Rebel (neueste Auflage von Berge’s Schmetterlingsbuch 1910) sowie Vorbrodt (Schmetterlinge d. Schweiz 1911) verpflichtet, welche beide meine Bezeichnungen der Besprechung der Lycae- niden-Aberrationen zu Grunde legen. Der Letztgenannte hat sogar meine oben erwähnte Genfer Tabelle mit den schematischen Bildern seinem Buch einverleibt. Von diesen beiden Werken verspreche ich mir, dass sie als kräftiger Sauerteig zunächst auf die deutschen und schweizerischen, später auf weitere Fachkreise wirken und sie für die von mir vertretene Sache gewinnen werden.
Der nachfolgenden Darstellung meines nomen- klatorischen Systems muss ich folgendes vorausschicken:
Ich nenne konsequent:
die Gegend der Flügelwurzel. . . . Basis. 5 2 des Mittelmondes . . . Centrum. He h der Bogenaugen . . . . Discus. Randmende . . . Limbus.
” ”
Ferner gestehe ich, dass es mir für eine Reihe kom- plizierterer Konfluenzen heut so wenig, wie am Schluss meiner letzten Arbeit im Sommer 1911, hat gelingen wollen, kurze und doch treffende Bezeichnungen auszu- klügeln; dass ich für sie vielmehr äbnlich, wie dies OÖberthür, Favre und Tutt getan haben, zusam- mengesetzte Worte habe wählen müssen. Im Ubrigen behalte ich die alte Einteilung bei und unterscheide:
Ueppige, bereicherte Formen — Formae luxuriantes.
I) Formae crassipunctae — mit allseitig vergrösserten Augen II) Formae elongatae — mit einseitig verlängerten Augen a) Forma basi-elongata — mit verlängerten Wurzel-
augen b) F. centro-elongata — mitverlängertiem Mittelmond e) F. disco-elongata — mit verlängert. Bogenaugen
d) F. sagittata — mit verlängerten Randmonden
L. Courvoisier. Lycaeniden-Aberrationen. 45
III) Formae confluentes — mit Verschmelzungen von Augen
A.Confluentiae simplices - einfache, innerhalb einer Zelle a) F. basijuneta — zwischen Wurzelaugen
b) F. centrojuneta — zwisch.Wurzelauge u. Mittelmond e) zwischen Wurzelaugen und Bogenaugen
1) F. semiarcuata — unvollständiger Bogen in
hinterster Zelle des Vorderflügels 2) F. arcuata — vollständiger Bogen an gleicher
Stelle
3) F. biareuata — doppelter Bogen an gleich. Stelle
4) F. eostojuneta — längs des Vorderrandes des Hinterflügels
5) F. retrojuneta — in der drittletzten Zelle des Hinterflügels
6) F. imojuncta — in der zweitletzten Zelle des Hinterflügels
d) F. discojuneta — zwisch. Mittelmond u. Bogenauge e) ©. limbojuneta — zwisch. Bogenauge u. Randmond
B. Confluentiae multiplices - mehrfache Verschmelzungen.
a) F. bi-centrojuncta i) F. arcuata-costo-retrojt. b) F. diseo-costojuncta k) F.areuata-retro-imojun. e) F. costo-retrojuneta I) F. quadruplex
d) F. limbo-retrojuneta m)F.parallela
e) F. arcuata-retrojuneta n)F.digitata
f) F. areuata-imojuncta o)F.radiata
g) F. tri-basijuneta p) F.extrema
h) F. arcuata-centro-retrojuneta
C. Confluentiae transversae — quer von Zelle zu Zelle
IV) Formae excedentes — Ueberzählige Formen
A. Formae basi-auctae — überzählige Wurzeiaugen a) F. basi-tripuneta — 3 (statt 2!) Wurzelaugen b) F. basi-quadripuncta — 4 c) F. basi-quinquepuncta — 5 d) F. basi-novopunceta — neue h
B. Formae centre-auctae — Ueberzählige Mittelmonde a) F. lunulata — neuer Mittelmond b) F. bilunata — verdoppelter Mittelmond
©. Formae disco-auctae — pluripunctae — überzählige Bogenaugen
Eh
46 Deutsche Entom. Zeitschrift Iris. Dresden 1912.
Verarmte Formen — Formae privatae.
I) Formae parvipunctae — mit: verkleinerten Augen II) Formae reductae — mit verminderter Augenzahl
A. Formae basi-reductae — fehlende Wurzelaugen
a) F. basi-unipuneta — nur I (statt 2!) Wurzelauge b) F. basi-impuneta — kein (statt 2!) Wurzelauge
B. Formae disco-reductae — fehlende Bogenaugen
a) F. paueipuneta — Fehlen vieler Augen b) F. caeca — Fehlen aller Augen.
Zu obigem Schema seien folgende Erläuterungen und Bemerkungen gestattet:
Formae luxuriantes.
I. Formae crassipunctae.e Der Name bedarf kaum einer Erklärung oder eines Bildes. Selbstverständlich gilt er nur für Fälle von aussergewöhnlicher und all- gemeiner Vergrösserung normaler Punkte und Augen und zwar nach sämtlichen Richtungen. Favre (Faune du Valais Suppl. p. 4) bezeichnete diese Aberration bei orbitulus als: „F. subtus-punctis-fortissimis.“ — Diese Fälle sind selten (In meinem Besitz! 4 aegon, 1 christophi, 1 jcarus, 1 escheri, 3 bellargus, 1 coridon, 1 meleager).
Il. Formae elongatae Formen mit Verlängerung von Augen nur nach einer Richtung, so dass Keile, Keulen, Striche entstehen.
a) F. basi-elongata. (Genfer Schema Litt. Ila.) Die Wurzelaugen verlängern sich zuweilen beträchtlich (T. IV F.1 icarus 2). Tutt brauchte hierfür bei icarus (IV. p. 170) einfach den Ausdruck „elongata“. (In meinem Besitz: 10 icarus, 1 bellargus. 1 coridon).
b) F. centro-elongata. Von mir nie beobachtet, von Tutt bei einem coridon nur beschrieben, nicht abge- bildet (IV.p. 40), er nennt sie „extensa-discoidalis“. Da- bei war der Mittelmond zu einem sogar doppelten, radial verlaufenden Strich verwandelt: Meine Bezeichnung ' „eentro-elongata“ erscheint klarer und passt besser in meine Nomenklatur.
ce) F. disco-elongata — mit verlängerten Bogen- augen (Genfer Schema Lit. IIb). Hier finden sich alle
L. Courvoisier. Lyeaeniden-Aberrationen. 47
Uebergänge von geringen oder mäßigen, nur auf einzelne oder wenige Augen beschränkten, bis zu beträchtlichen und vielfachen Verlängerungen der Bogenaugen, wobei zuweilen wundervolle Bilder entstehen (T. IV, F. 2 semiargus &, schon in meiner Arbeit 1903 abgebildet). Die Literatur enthält viele hierauf bezügliche Angaben, Darstellungen und Namen.
Ich führe folgende an:
aegon „radiata“ Tutt (l.e.IIL.T.4.F.18) optilete „subtus-radiata*“ Favre (l.c. Suppl.p.4) eversmanni „amplificata“ Schultz (Gub. E. Ztschr. 06 SA.) iearus „extensa“ Tutt (l.e.IV.p. 164) coridon „extensa*“ Tutt (l.c.IV. Taf.2F.12) bellargus „postico-striata“ Tutt (l.c. II. p. 352) damon „extensa“ Krodel (Allg. Ztschr. E.04F.19) alexis (ceyllarus) „radiata*“ Favre (l.c.p.5) = „subtus-radiata“ Oberthür (Etud.XX. 189 T.3 melanops „subtus-radiata“ R (ib. F. 36) [F.23 e „marchandii (false!)“ Gerhard (T.15.F.1.a.b.) semiargus „striata“ Wheeler (Bttfl. Switzld. 1903 h „striata“ Tutt (1. e>IH. T.A2R.6) 1 [p>26 Fi „lineata“ »„: (l.c.IIl'p. 268) argiolus „subtus-radiata“ Oberthür (l.c.T.3.F.24) ir „subtus-radiata“ Blachier (Bull. lepid. Geneve minima „striata“ Tutt (II. T.4F.8)(1909T.10F.2) virgaureae „guttata“ Schultz (Gub. E. Ztschr. 1904) alciphron „constrieta“ 5 (ib. 1905) sordius „subtus-fere-radiata“ Oberthür (l.ce.T.5,F.78) phlaeas (ob.) „supra-radiata“ x (l.c.T.5 F.74) tityrus (dorilis) „cuneifera“ " (Etud. Fase. IV. 1910 T. 43 F. 335.)
Schon diese Liste kann recht deutlich die bei der Benennung der Aberrationen herrschende Konfusion und Inkonsequenz veranschaulichen. Denn wenn für eine und dieselbe Form in 22 Fällen 10 und sogar für einzelne vom gleichen Autor 3, ja 4 verschiedene Namen erteilt werden, so ist das eine Verwirrung, die nicht vom Guten sein kann und dringend nach Abhilfe ruft.
d) F. sagittata (im Genfer Schema Lit. II. ce.) Pfeilförmige Verlängerungen der Randmonde gegen die Bogenaugen hin, hauptsächlich am Hinterflügel be- obachtet (T.IV F. 5 argus ö). Eine ähnliche Form nannte
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Tutt bei argus (III. p. 186) „euneata“. (In meinem Besitz ausser dem abgebildeten argus 5 argulus.)
Ill. Formae confluentes. Hier sind alle Formen auf- gezählt, die ich bis jetzt kenne von Vereinigung von Punkten und Augen zu Strichen. Der Uebersichtlichkeit wegen scheide ich streng die einfachen, einzelnen, von den mehrfachen.
A. Formae confluentes simplices (Uniconfluentiae). Sie finden nur an einer Stelle, in einer Zelle statt, oft aber symmetrisch.
a) F. basijuneta — zwischen Wurzelaugen (neu!) Bei unsern Ohrysophanus-Arten zeigt die Mittelzelle des Vorderflügels 2 Wüurzelaugen in einer Linie mit dem Mittelmond. Seltenerweise verschmelzen sie zu einem Stück. Ein Beispiel findet sich bei Tutt (I.T.13.F.13) von phlaeas abgebildet unter dem irreführenden Namen „disco- juncta*, die Konfluenz betrifft ja nicht den Discus, son-
dern die Basis — also „hasijuneta“. Von einer gleichen Aberration bei tityrus berichtet mir Herr R. de Saussure in Genf. Selbst beobachtet habe ich sie nie. — Bei
icarus, bellargus, coridon ete. kommt es zu einer Ver- schmelzung von verdoppelten Wurzelaugen der Mittel- zelle des Vorderflügels so häufig, dass man hier kaum mehr von Aberration reden kann. Eventuell würde auch hier der Name „basi-juneta“ zutreffen (T. IV. F.8 coridon).
b) F. centrojuneta — zwischen einem Wur- zelauge und dem Mittelmond. (Genfer Schema Ill. A. a) Von mir isoliert erst ein Mal beobachtet bei einem böhmischen icarus @ (T. IV, F.4). Auch Gerhard bildet (T. 38 F.9) einen icarus von dieser Form ohne Namen ab. Tutt nennt eine ähnliche Abweichung bei icarus (IV. p. 167) einfach „confluens“. Oberthür bildet (Etud. 1910 T. 38 F. 252, 253) $ und @ aegon mit dieser Aberration am Hinterflügel ab, nennt sie aber nach der Lokalität, wo er sie erbeutete: „plou- harnelensis.“ — Jedenfalls äusserst seltene Fälle!
ec) Konfluenzen zwischen Wurzel- und Bo- genaugen.
1) F. semiarcuata (Genfer Schema II. A.b. 4). Unvollständige, an einer oder zwei Stellen unterbrochene
L. Courvoisier. Lycaeniden-Aberrationen. 49
Bogenbildung zwischen den hintersten Wurzel- und Bogenaugen des Vorderflügels (T. IV F. 8 coridon, rechts) Esper bildete diese Aberration von icarus (T. 50 F. 3) als „Polyphemus Varietas“ ab, Herrich-Schäffer dieselbe von coridon (F. 362); Gerhard kopierte diese letztere (T. 38 F. 4). Sie ist bei icarus und coridon ver- hältnismässig häufig, bei anderen Arten selten. (In meinem Besitz: 3 orion, 1 tithonus, 60 icarus, 5 bellar- gus, 30 coridon.)
2) F. arcuata (Genfer Schema III. A. b. 5). Voll- ständige Bogenbildung zwischen den hintersten Wurzel- und Bogenaugen der Vorderflügel (T. IV F.8 coridon & links). Diese Form hat schon Petiver (Pap. Brit. 1715 T.6F.2) von icarus abgebildet. Esper (T.51 F. 4) hat sie bei bellargus als „Tiphys“ bezeichnet. Freyer (N. Beitr. T.651 F.2,3) malte ein solehes Pärchen von icarus. Gerhard (T.32F.4) nannte bei einem Pariser Q von der Form syngrapha die Aberration: „parisiensis.“ — Bei icarus hat ihr 1873 Pincitore den lange Zeit übersehenen Namen „melanotoxa“ (die schwarzbogige) gegeben; 1878 ist sie von Weymer als „arcuata“, 1903 von Andre als „regnieri“, 1903 von Favreals „areua“, 1906 von Aigner als „confluens“ bezeichnet worden. [Der von Esper (T. 50 F. 2 icarus 9) erteilte Name „polyphemus“ den z.B. Leonhardt und Seitz vor- anstellen, kommt hier garnicht in Betracht, denn er be- zieht sich nicht auf die einfache Form „arcuata“, sondern auf die Multikonfluenz, die ich später als „costo-retrojuneta‘ schildern werde] — Verity (Bull. Soc. Ent. Ital. 1910 T.1 F.20) bildet eine hierher gehörige Form von coridon als „arcuata forma nova“ ab, übersieht aber, dass ich schon 1903 den Namen für coridon gegeben habe. (In meinem Besitz: 4 orion, 2 tithonus, 1 eröides, 1 amor,
. 3 venus, 50 icarus, 8 bellargus, 41 coridon, 1 syngrapha,
1 albicans.)
3) F. biarcuata (Genfer Schema III. A. b. 6). 2 Bogen zwischen hintersten Wurzel- und Bogenaugen der Vorder- flügel (T. IV F.9 coridon Q). Herrich-Schäfferhat diese Aberration von icarus (Fig. 362, Oberthür hat sie (Etud. xx. T. 3 F. 27) von bellargus, Tutt hat sie (IV. T.2 F.17) von coridon abgebildet und (IV. p. 168) von icarus erwähnt. Sie ist äusserst selten. (In meinem Besitz: 3 icarus, 4. coridon.)
*4
50 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
4) F. costojuneta (Genfer Schema Lit. III. A. b. 1). Vorderstes Wurzel- und vorderstes Bogenauge des Hinterflügels vereinigt. (T. IV F.5 orion 2, schon 1907 von mir abgebildet F. 6). Der Name stammt von Tutt, der ihn für solehe Vorkommnisse bei aegon (II. T.4 F. 19) bellargus (Ill. T. 42 F. 8), eoridon (IV.p. 41) braucht. — (In meinem Besitz: je 1 aegon und argus einseitig, je 1 baton, orion, escheri, coridon, damon, iphigenides, sowie 2 bellargus und 2 thersamon beiderseitig.)
5) F. retrojuneta (Genfer Schema III A.b.2 retro- juncta a). In der drittletzten Hinterflügelzelle sind Wurzel- und Bogenauge, resp. die hier meist stehenden 2 Bogen- augen. verschmolzen (T. IV F. 6 pylaon 9). — Tutt hat hierfür wiederholt, bei bellargus (III. T.42 F.6) coridon (IV. T.2 F. 7) .jearus.-(1V.'p. 172): den. ’Ausdruck 7 base juneta“, der aber unglücklich gewählt’ ist, da niemand den hinteren Teil, sondern jedermann die Wurzel der Flügel als Basis zu bezeichnen pflegt. (In meinem Besitz: 6 aegon, 4 argulus, 1 phanorum, 2 pylaon, 1 baton, 7 icarus, 2 coridon, 1 arion, letzterer in meiner Arbeit 1907 Taf. 1 F. 7 abgebildet.)
6) F. imojuncta (Genfer Schema Ill. A. p. 3 re- trojuncta b.. Wie vorige Form, aber die Konfluenz in der zweithintersten Hinterflügelzelle (T. IV F.7 arion &). Meines Wissens noch nirgends erwähnt. (In meinem Be- sitz: je 2 lyeidas, icarus, arion.)
d) F. diseojuncta (Genfer Schema III. A. e). Ein schwarzer, Strich verbindet den Mittelmond mit einem Bogenauge des Vorderflügels (T. IV F. 10 semiar- gus ©). Fine solche Abbildung bringt Oberthür (Etud. xx. 1. 3. F. 39) von tithonus; Tutt gibt sie von phlaeas (I. T. 13 F.4 u. 14); er nennt die eine „infra- extensa*, die andre „infra-radiata“. [Was Tutt bei phlaeas (I. p. 380 T. 13 F. 13) „discojuneta“ nennt, sollte besser „basijuneta“ heissen, da es sich um Verschmel- zung zwischen 2 Wurzelaugen handelt, und man doch die Flügelwurzeln nicht als Discus. sondern als Basis zu bezeichnen pflegt]. Ebenfalls eine höchst seltene Aber- ration. (In meinem Besitz: je 1 aegon, bellargus, semiar- gus, sowie I arion Oberseite.)
e) F. limbojunecta (im Genfer Schema nicht enthalten). Verschmelzung zwischen einem Bogenauge
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L. Courvoisier. Lycaeniden-Aberrationen. 51
und dem zugehörigen Randmond, bis jetzt von mir nur am Vorderrand des Hinterflügels isoliert beobachtet, aber natürlich an allen möglichen Stellen denkbar. (T. IV F. 11 lyeidas 5, 1907 schon als F. 12 abgebildet), ebenfalls selten (in meinem Besitz: je 1 argus, cyparissus, coridon, hippotho& einseitig, je ein argulus, lyeidas beidseitig.) — Herr Prof. Blachier in Genf teilt mir mit, dass er einen icarus 5 mit einer Confluentia „limbojuncta“ in der Spitze des rechten Vorderflügels besitze. Will man dafür einen besonderen Namen geben, so könnte er am besten „apieijuncta“ lauten.
B) Multiconfluentiae. — Confluentiae multiplices.
a) F.bi-centrojuncta (Genfer Schema Typus a). Wiederholung der oben beschriebenen Form „centrojuncta“ am Vorder- und Hinterflügel (T. IV F. 12 gordius 3). Ich kenne sie bis jetzt aus keiner Beschreibung oder Ab- bildung und besitze nur 3 entsprechende Exemplare von gordius: 1 & und 19 zeigen dieselbe an allen 4 Flügeln, 1 5 an beiden Vorderflügeln und an einem Hinterflügel.
b) F. diseo-costojuneta (neu). Kombination von „aAiscojuneta* und „costojuncta“. Bis jetzt mir nur be- kannt aus Oberthürs Bild von tithonus (Etud. xx. T. 3 F. 39), wo sich am Vorderflügel Mittelmond und drittes Bogenauge, am Hinterflügel vorderstes Wurzel- und Bogenauge vereinigt finden; der Autor nennt das
„subtus-radiata“.
ec) F. costo-retrojuncta (Genfer Schema Typus b). Kombination von „costojuncta“ und „retrojuneta“ (T. IV F. 13 argulus ö). Dieselbe ist bei Oberthür (Etud. xx. T. 4 F, 52) von argus unter der Bezeichnung „subtus- maculis - partim - extensis“ abgebildet. Ich selbst habe meinen argulus schon 1907 (F. 15) wiedergegeben. (In meinem Besitz ausserdem: Il aegon, 1 icarus, 1 sephyrus.)
d) F. limbo-retrojuneta (neu). Kombination von „limbojuneta“ und „retrojuneta“ am Hinterflügel; mir ebenfalls nur bekannt aus einem Oberthür’schen Bild (T. 4 F. 62) von aegon, als „radiata“ bezeichnet.
e) F. arcuata-retrojuncta (Genfer Schema Typ. e). Kombinationen des bekannten Bogens am Hinterrand des
_ Vorderflügels mit Konfluenz in der dritthintersten Hinter-
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flügelzelle (T. IV F. 14 icarus 9). Diese Konfluenz-Kombi- nation, und nicht die einfache „arcuata“ hat Esper „polyphemus“ genannt (T.50 F. 2); sie betraf auch ein icarus ©. Ausser diesem Esper’schen und meinen eigenen, schon 1907 (F. 14) gegebenen Bild kenne ich kein anderes. (In meinem Besitz: 7 icarus, 1 bellargus, 1 coridon.)
f) F.areuata-imojuncta (Genfer Schema Typus d). Der vorigen ähnlich, aber die Konfluenz am Hinterflügel in der zweitletzten Zelle (T. V F. 15icarus 9%). Das ab- gebildete Stück ist das einzige mir bekannte.
g) F.tri-basijuncta (neu). Ein von mir erst im Sommer 1911 erworbenes Unicum: ein aegon %, das am Hinterflügel zwischen 3 Wurzelaugen einerseits, zwischen vorderstem Bogenauge, Mittelmond und zweithinterstem Bogenauge andrerseits prächtige Verbindungen auf- weist (T. V F. 16).
h) F. areuata-centro-retrojuncta (Genfer Schema Typus e). Am Vorderflügel ein Wurzelauge mit dem Mittelmond verschmolzen; dazu F. arcuata und retro- juneta (T. V F. 17 icarus 2). Ebenfalls Unicum!
i) F. arceuata-costo-retrojuncta (Genfer Schema Typus fJ. Vorderflügelbogen, F. costojuncta, retrojuncta (T. VF. 18 icarus 2). Wiederum Unicum! (vgl. 1907 F. 18).
k) F. arcuata-retro-imojuncta (Genfer Schema Typ.g). Vorderflügelbogen; dazu Konfluenzen in 2 hinteren Hinterflügelzellen (Taf. V F. 19 icarus 9, vgl. 1907 F. 19). Ich besitze noch ein zweites, weniger schön ausgeprägtes icarus © dieser Form.
l) F. quadruplex (Genfer Schema Typus h). Vier- fache Konfluenz!: am Vorderflügel lange Verbindung zwischen 2 Wurzelaugen + F. arcuata; am Hinterflügel F. costojuncta + retrojuncta (T. V F. 20 hbellargus 9, 1907 schon als F. 20 abgebildet). Unicum!
m) F. parallela (Genfer Schema Typus i). Hier ver- schmelzen das dritte und vierte Bogenauge des Vorder- Nügels mit dem Mittelmond durch parallel gerichtete Streifen (T. V F. 21 bellargus 4). Tutt gibt unter der Bezeichnung: „extensa -conjuneta“ (I. Taf. 13 F. 7, 8) Bilder von 2 phlaeas, welche meine Aberration „parallela “
L. Courvoisier. Lycaeniden-Aberrationen 53
und überdies einige verlängerte Bogenaugen zeigen, wie sie sich bei den meisten meiner hierher gehörigen Stücke auch finden. (In meinem Besitz: 1 argus und 1 arion Oberseite; 1 cleobis, 1 lyeidas, 3 bellargus, 1 coridon Unterseite, 5 virgaureae, 3 phlaeas Oberseite.)
n) F. digitata (Genfer Schema Typ. k). Bei recht ausgeprägten derartigen Aberrationen entsteht durch einfache oder doppelte Verschmelzung von Wurzelaugen mit dem Mittelmond, ferner des letzteren mit dem dritten und vierten Bogenauge, endlich meist durch begleitende Verlängerungen weiterer Bogenaugen im Vorderflügel eine Figur, die einigermassen dem Skelett einer Hand mit Fingern gleicht; daher der Name (T. V F. 22 icarus
‘9. Tutt bringt (IV.T.2F.5) ein Bild von coridon, das
er „antico-juneta“ nennt, und bei welchem zwar von der durch diesen Namen angedeuteten Vereinigung keine Rede ist, das aber gleichsam einen Anlauf zeigt zur Entstehung meiner Form „digitata“. Denn sowohl Wurzel- als Bogenaugen sind in der Richtung gegen den Mittel- mond so verlängert, dass sie beinahe. aber nicht ganz mit ihm sich verbinden. Aehnlich ist das Bild von bellargus bei Oberthür (Etud. 1910 T.19F.62) „radiata“ genannt. Man könnte hier beinahe von „F.semidigitata“ reden. — Dagegen bildet Oberthür (Etud.xx. T.3 F. 28) von bellargus eine „subtus-partim-radiata“, ferner von icarus (ib. T.4 F.43) eine „subtus-radiata“, endlich von aegon (Et. 1910 T. 38 F. 251) eine „radiata“ ab, welche genau meiner „digitata“ entsprechen. Letzteres Bild zeigt sogar überdies eine analoge Aberration am Hinterflügel. (In meinem Besitz: je 2 tithonus, icarus, bellargus und coridon.)
o) F.radiata (Genfer Schema Type). Der Ausdruck „radiata“ ist in älterer und neuerer Zeit von vielen Autoren für die allerverschiedensten Aberrationen verwendet worden, so besonders von Oberthür und Tutt. Niemand hat ihn aber bis jetzt konsequent für eine be- stimmte Form gebraucht, wie es doch rationell und praktisch gewesen wäre. Ich habe nun den Namen streng derjenigen Form vorbehalten, bei welcher mehr- fache bis vielfache Konfluenzen zwischen Bogenaugen und zugehörigen Randmonden, also mehrfache „Confluentiae limbojunctae“, bestehen. Die daraus hervorgehende
54 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
Figur ist eine „strahlige“, wie es der Wortlaut des Namens angibt. Auf den ersten Blick gleicht sie derjenigen, welche bei multipeln Elongationen der Bogenaugen ent- steht (meine T.IV F.2). Die betreffenden Bilder gehören zum Schönsten, was man auf diesem Gebiete beobachten kann, und ein Rahmen voll solcher „Radiatae“ ist eine wahre Augenweide (T. V F. 23 rutilus 2). Darum haben sie von jeher mehr, als manche andere unscheinbarere, aber doch ebenso interessante Konfluenzen die Aufmerksamkeit der Entomologen erregt, und wir treffen Erwähnungen und Darstellungen derselben schon bei alten Autoren. Folgende Aufzählung der mir bekannt gewordenen Beschreibungen, Abbildungen und Benennungen mag, obschon sie kaum vollständig sein dürfte, davon eine Vorstellung geben:
argus „Var.“ Herrich-Schäffer (F.247) ‘ Copie: Gerhard (T. 38 F.5) | ebenso: Krodel (Allg. Ent. Z. 1904 F.21) a „subtus-radiata“ Oberthür (Etud.xx.T.24 F.53)
aegon Bellier (Ann.Soc. Ent.France 1858 p.307) orbitulus „striata“ Reverdin (Bull. Lep.Geneve 09 T.10 F.3) sephyrus „variete“ Lederer (Ann. Soc.Ent.Belg. 1865 T.3 F.2) chiron Esper (T.SOF.3) „ „subtus-radiata“ OÖberthür (l.c. T.4F.50) hs „pilzii“ Schultz (Berl. Ent. Ztschr. 1905) tithonus (eros) Bellier (l.c.p. 307) medon (astrarche) „radiata“ Blachier (Bull. Lep.Geneve 1908 T.I9F. 8) »„ „subtus-radiata“ Öberthür (l.c.F.51) iearus J. Chr. Schäffer (1766 Icon T.255 F.4,5) »„ „subtus-radiata“ Oberthür (l.c.T.4 F. 43) „ „subtus-maculis-extensis“ ,„ (ib. F. 44) RN ALOE N (Etud. 1910 T. 41 F. 298) n Aradiata“ = (ib.F. 299) » „radiata“ Blachier (l.c.F.9) „o,striata® Tutt (IV.p. 165) »„ nigrocuneata“ Lacreuze (Bull.Lep.Genevei909T.9F.1) escheri $&% (2) „radiata“ Oberthür (Etud. 1909 T.20 F. 74 u. 80) 5, „radiata“ Turati-Verity (Bull. S. Ent. Ital. 1910 bellargus „conjuneta“ Tutt (II.T.42F.15) [T:1:2,16) arion „Aberr.“ | Herrich-Schäffer (F. 519, 520) “ Copie voriger: Gerhard (T.38 F.a. b.) » „eoalescens“ Gillmer (Soe, ent. 1904)
lysimon „mora“ Swinhoe (Pr. 2.8. 1884 T.47 F.7)
L. Courvoisier. Lycaeniden-Aberrationen. 55
hippotho& Esper (T.100 F. 2) 5 Engramelle (T.73 F.93 g.) n Bergsträsser (T.6S F.5) E Meigen (T.40 F.1 ec.) 5 „Abart“ Freyer (N. Beitr. T.163 F. 3) 5 (4) „eonfluens“ Gerhard (T.SF.1a-d.4 versch. Formen) z (2) „eonfluens* Oberthür (Et.xx. T.5 F.80, 81) E Einicke (Ent. Ztschr. Stuttgt. :910 Nr. 14) alciphron „radiata“ Turati-Verity (l.c.p.274) sordius „rondoui“ OÖberthür (Etud. 1910 T.38 F. 246) ochimus „strigifera* Schultz (Gub. Ent. Ztschr. 1905 S,A.) rutilus „sagittifera* Hormuzaki (Vhdl. zool.-bot. Ges. Wien & „nigrolineata“ Verity (Entomol. 1904 p. 57) [1877 p.12) phlaeas „striata“ Gillmer (Gub. Ent. Ztschr. 1904 S. A.) tityrus (2) „radiata“ Oberthür (Etud. 1910 T. 43 F. 332, 333) r „strandi“ Schultz (l. c.)
Diese Liste ist lehrreich: sie zeigt, dass bei 12 Lycaena- und bei 7 Chrysophanus - Arten eine und die- selbe Aberration in 48 Fällen beobachtet resp. beschrieben worden ist. Aber man lernt aus derselben zugleich sehr deutlich eine bunte Musterkarte von Namen kennen, die für diese einzige Form erteilt worden sind: 12 Autoren haben bei 16 Arten in 55 Fällen 15 verschiedene Be- nennungen angewendet; mehrere Autoren haben die gleiche Aberration 2 Mal, einer hat sie 3 Mal, einer 5 Mal verschieden getauft. Sie hat bei icarus allein 6 verschiedene Namen erhalten. Von irgendwelcher Uebereinstimmung in der Nomenklatur ist also keine Rede. Immerhin überwiegt im Register die Bezeichnung „radiata“, die fast ebenso häufig vorkommt, wie alle anderen zu- sammen; sie ist die von Oberthür mit Vorliebe, von Blachier und Turati einzig gebrauchte. Das ist auch der Grund, weshalb ich sie, obschon sie ja an sich nicht eindeutig ist, für diese Aberration gewählt habe. (In meinem Besitze: je 1 aegon, lyeidas, superba, titho- nus, hylas (in meiner Arbeit 1907 F. 23 abgebildet), iphi- genides, ochimus; je 2 argus, icarus, meleager 59, 3 gordius, 3 euridice, 4 rutilus, 6 tityrus, 9 hippotho£.)
p) F. extrema (Genfer Schema Typ. m). Die höchste denkbare Konfluenz: Kombination von „centrojuncta, parallela und radiata“, oder von „digitata und radiata“, indem dabei an einer oder mehreren Stellen durch-
56 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
gehende Verschmelzung vom Wurzelauge durch Mittel- mond und Bogenaugen bis zu den Randmonden, meist begleitet von andern Konfluenzen und von Elongationen, besteht. (T. V F. 24 aegon 9, 1907 noch in Fig. 24 als argus bezeichnet.) — Von entsprechenden Bildern bei anderen kenne ich nur icarus © „subtus - radiata“ bei Oberthür(Et.xx. T.4F.43 links) und bellargus „striata “ bei Tutt (III. T.42 F.16). Es ist offenbar wieder eine der seltensten Formen. (In meinem Besitz: je 1 aegong, icarus @ unvollständig, icarus @ vollständig, tityrus 9.)
Ill. C) Formae transversae. — Quere Konfluenzen. Alle bisher besprochenen Konfluenzen verbinden nur Augen, die innerhalb der gleichen Zelle stehen. Die ver- bindenden Striche verlaufen also zwischen den Gefässen, ihnen parallel. Allerdings gibt es an jedem Flügel eine Stelle, wo auch quere Verschmelzungen auftreten. Das ist am Vorderflügel die hinterste Zelle mit dem siebenten und achten, am Hinterflügel die dritthinterste Zelle ebenfalls mit dem siebenten und achten Bogenauge. Diese Augen stehen überhaupt sehr dicht beisammen und sind vielleicht ebenso häufig zu einem kurzen Strichelchen verschmolzen, als getrennt. Man kann also hier überhaupt nicht mehr von Aberration reden. Ausnahmsweise ist dieses Zwillingspaar, zumal am Hinterflügel, etwas weiter aus- einander gerückt und die Lücke durch einen dicken, hakenförmigen Strich überbrückt. Dann kann von Kon- fluenz gesprochen werden, die auch einen eigenen Namen verdient. So nennt Tutt bei argiolus (I. p. 398) und semiargus (Ill. p. 261) diese Aberration: „enigrum“.
Die jetzt zu besprechenden Konfluenzen sind ganz anderer Art: sie kreuzen die Gefässe, die Striche verlaufen quer, von Zelle zu Zelle. Derartige Verbin- dungen sind auch schon beschrieben und benannt worden, aber nur von der Oberseite. Zuerst hat Strecker (Cat. Amer. Lep. 1878 p. 101) eine solche Aberration von hypophlaeas „fasciata“ getauft. Dabei waren auf den Vor- derflügeln alle schwarzen Punkte sehr verlängert und unter sich zu einem breiten, den Discus quer durchziehenden Band vereinigt. Genau gleich war wohl die von Strand (Nyt. Mag. f. Nat. 1902 p. 165) als „kochii“ bezeichnete phlaeas-Aberration. Dem Wesen nach damit überein- stimmend war auch die phlaeas-Form, die Tutt (I. p. 362)
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L. Courvoisier. Lycaeniden-Aberrationen. 57
„Juneta“ nennt; nur dass die verbundenen Flecken nicht verlängert waren und statt einer Binde ein Zickzack bildeten. Hierher gehört auch die von Schultz (Gub. Ent. Ztschr. 1904 p. 233) getaufte, wenig auffällige Form „subfasciata“ bei gordius, deren Original Seitz (T. 77 b. F.3) abgebildet hat. — Von der Unterseite sind mir keine Beschreibungen bekannt. 1907 habe ich in einer Fussnote (p. 34) zuerst den Fall erwähnt, wo ich bei ei- nem semiargus des Basler Museums .zwischendrittem und viertem Bogenauge des rechten Hinterflügels einen kurzen, dicken Verbindungsstrich entdeckte. Ein Holz- schnitt, der aber schlecht ausfiel, sollte diese Aber- ration illustrieren. Seither sind folgende Exemplare in meinen Besitz gelangt: ein arcas & mit genau der gleichen, eben bei semiargus beschriebenen Querver- bindung, ein tithonus (eros) & mit symmetrischer Kon- fluenz zwischen zweitem und drittem Bogenauge jedes Hinterflügels; ein aegon & mit Verschmelzung mehrerer mittlerer Bogenaugen aller Flügel; endlich eine hervor- ragend schöne Aberration eines hylas &, bei dem beider- seits sämtliche Bogenaugen der Vorderflügel, ferner am rechten Hinterflügel das zweite bis sechste, am linken das dritte bis sechste Bogenauge zu ununterbrochenen schwarzen Zickzacklinien verbunden sind (T. V F. 25).
IV) Formae excedentes. — Ueberzählige Formen. Sie entsprechen den „Formae supernumerariae“ meiner Arbeit von 1907.
A) F, basi-auctae — mit überzähligen Wurzelaugen.
Hierher gehören zunächst gewisse Aberrationen, welche nur bei den schon normal mit Wurzelaugen ausgestatteten Arten auftreten können, indem entweder eines der beiden anscheinend gesetzmässigen Augen, und zwar bald das vordere, bald das hintere, oder beide sich verdoppeln, eventuell eines derselben sich verdreifacht. Demgemäss habe ich die entstehenden Formen bezeichnet als:
a) F. basi-tripuncta b) F. basi-quadripuncta ec) F. basi-quinquepuncta. Für sie bedarf es wohl keiner Abbildungen. Sie sind
übrigens im Ganzen nicht besonders häufig, namentlich nicht „quadri-* oder gar „quinquepuncta“. (In meinem
58 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
Besitz tripuncta: 2 baton, 4 orion, 1 orbitulus, 3 tithonus, 4 eroides, 40 icarus, 44 bellargus, 30 coridon, 4 arion. — quadripuncta: 2dicarus, 2eroides, 29 bellargus, 40 eori- don, quinquepuncta: 2 icarus 9.)
d) F. basi-novopuncta, mit ganz neuen Wurzel- augen. So nenne ich Fälle, wo bei Lycaenen, welche normal der Wurzelaugen entbehren, solche ausnahms- weise auftreten; oder, wo bei CGhrysophanusarten, welche normal nur in der Mittelzelle 2 mit dem Mittelmond in einer Linie stehende Wurzelaugen besitzen, entweder zwischen dieser oder im hinteren Teil der Vorderflügel- wurzel ein neues Auge erscheint. (In meinem Besitz: 1 aegon, 2 hylas, 1 escheri, 2 alexis [cyll.], 2 gordius, 2 rutilus.)
B) Formae centro-auctae.
a) F. lunulata — mit neuem Mittelmond. Hier- her gehört eine tithonus- (eros-) form aus Kuldja, welche Staudinger mir 1894 in litt. als „stigmatifera“ be- zeichnet, aber später meines Wissens nie beschrieben hat. — Von der montanen Form der hippotho®, der euridice (eurybia) wird zuweilen behauptet, der & entbehre im Vorderflügel eines Mittelmondes, wie ihn die Ebenenform trägt. Wäre das die Regel, so würden die mit Mond versehenen euridicen-S5 Aberrationen sein und den Namen „lunulata“ verdienen. Tatsächlich scheint, wenn ich nach meinem Material urteilen darf, jene Behauptung unrichtig zu sein. Denn ?/, meiner etwa 50 euridice 55 besitzen den Mond. — Dagegen kommen bei anderen Arten ge- legentlich Vorderflügelmonde vor, die sie gewöhnlich entbehren. (In meinem Besitz: 12 coridon 4, 4 damon 85, 10 semiargus &4, 24 virgaureae &&.)
b) bilunata — verdoppelter Mittelmond. Aus- nahmsweise erhält der normale Mittelmond der Unterseite des Vorderflügels einen Nebenmond (T. V F.20 bellargusQ® links).
©) Formae disco-auctae — mit überzähligen Bogenaugen.
F. pluripuncta. Diese Form, bei der zwischen Mittelmond und normalen Bogenaugen oder auch längs der letzteren nach aussen hin neue Punkte auftreten, hatte ich 1907 unter den „Formae supernumerariae“ auf-
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L. Courvoisier. Lycaeniden-Aberrationen. 59
gezählt, ohne sie besonders zu benennen. Rebel hat sodann (Berge’s Schmetterlingsbuch 1909 p. 66, 67 etc.) bei einer Reihe von Arten einen angeblich von mir für solche Aberrationen erteilten Namen „multipuncta“ an- geführt, den ich aber nie vorgeschlagen habe. Neuerdings habe ich nun (Genfer Schema und Tabelle bei Vorbrodt Lit.IV.C.) die Bezeichnung „pluripuncta“ gewählt, welche treffender ist, indem sie nicht nur angibt, dass viele, sondern dass mehr Punkte als normal vorhanden seien. Ich halte sie auch für genauer, als 3 andere für diese Abweichung erteilte Namen: Tutt tauft sie bei bellar- gus (III. T.42 F. 13) und coridon (IV.T.2F.4) „addenda“, eine ähnliche bei coridon (ib. F. 6) „glomerata“; Gillmer (Gub. Ent. Ztsehr. 1907 p. 88) nennt sie bei icarus „excessa“,
(T. V F.26 amandus %. In meinem Besitz: 3 aegon, 1 argus, 1 baton, 1 Iycidas, 2 cyparissus, 2 orbitulus, 1 ehiron, 1 phyllides, 7 tithonus, 1 medon, 7 jicarus, il amandus, 6 hylas, 20 bellargus, 9 coridon, 1 iphige- nides, 1 melanops, 2 alexis (ceyll.), 2 arion, 3 virgaureae, 1 rutilus, 5 tityrus.)
Formae privatae. — Verarmte Formen.
Im Gegensatz zu den luxurierenden Aberrationen, unter welchen eine ganze Menge einzelner Formen auf- gezählt wurde, tritt bei den verarmten die Zahl der Möglichkeiten sehr zurück. Es kann sich hier nur um Verkleinerung oder Verlust dieser oder jener Funkte oder Augen handeln.
I) Formae parvipunetae — kleinäugige Formen. Sie stehen direkt den „Formae crassipunctae“ gegenüber. Denn bei ihnen ist die Zahl der Bogenaugen auch un- verändert, aber ihre Grösse mehr oder weniger vermindert. Der von mir für solche Fälle gewählte Name ist zuerst von Fuchs (Stettin. Ent. Z. 1580 p. 116) für eine ent- sprechende argiolus-Aberration erteilt worden. Hierher gehört aber z.B. auch die von Bienert (Dissert. p. 29) benannte icarus-Form „persica*. — Natürlich soll diese Bezeiehnung nur angewandt werden in Fällen, wo die Verkleinerung eine sehr erhebliche und allgemeine ist (T. V F. 27 persica ö). Man trifft sie im Ganzen sehr selten. (In meinem Besitz: 2 argulus. 4 persica, 6 coridon, 1 damon, 1 argiolus-Original von Fuchs!)
60 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
Il) Formae reductae — mit verminderter Augenzahl. 1907 habe ich alle derartigen Aberratiöonen zusammen als „paucipunctae“ bezeichnet. Jetzt trenne ich 2 Gruppen, solche, wo der Verlust die Wurzel- und solche, wo er die Bogenaugen betrifft.
A) F. basireductae. — Fehlen der Wurzelaugen. — Sie bilden den direkten Gegensatz zu den „Formae basiauctae“. Es handelt sich dabei fast nur um die Wurzelaugen der Vorderflügel, für welche, wie schon erwähnt, bei den Arten, wo sie regulär vorkommen, die Zweizahl maß- gebend zu sein scheint: ein vorderes Auge steht im Grund der Mittelzelle, ein zweites in der hintersten Zelle. |An den Hinterflügeln beträgt die Normalzahl 4: eins in der vordersten, eins in der mittleren, eins in der dritt- letzten. das letzte in der hintersten Zelle, Diese Hinter- flügelaugen sind aber bei Lycaenen oft durch blaue oder grüne Wurzelbestäubung verdeckt. Sonst scheinen sie fast nur bei allgemeinem Augenverlust zu fehlen.| Für unsere Betrachtung handelt es sich also fast nur um die Vorderflügel von: baton, orion, orbitulus, anteros, titho- nus, icarus, bellargus, coridon und arion. Hier gibt es:
a) F.basi-unipumeta mit nur einem Wurzelauge. b) F. basi-impuncta ohne Wurzelauge.
Schon älteren Autoren sind solche Defekte aufgefallen. So bildet z. B. Esper (T.79 F.1) ein an der Wurzel blindes coridon 9, ferner (T. 55 F. 2 u. 6) 2 bellargus 5 ab, den einen mit nur einem, den andern ohne Wurzelauge; endlich (ib. F.5) einen icarus & ohne solches, und alle bezeichnet er eben dieses Mangels wegen als „Ab- änderungen!“ Auch bei Engramelle (T.39 F.82 a) findet sich ein coridon mit nur einem und (ib. F. 82 e) ein bellargus ohne Wurzelauge. Herrich-Schäffer (F. 246) malte eine icarus „Varietät“ ohne ein solches. — Auch mehrere ‚Namen sind für solche Fälle gegeben worden, meist im Glauben, es handle sich um eigene Arten. So nannte Meigen (I. T.48 F.2) den an der Wurzel einäugigen icarus „iphis“; Gerhard folgte ihm mit Bild und Namen (T. 28 F. 1b). Den an der Wurzel ganz blinden icarus taufte Scriba (Inal. f. Ent. 1795) „iearinus‘, Freyer (N.Btr. T.676F.1, 2 52) „alexiee“; Gerhard (T.28F.2 b) „thersites“. — Spätere Autore2
L. Courvoisier. Lycaeniden-Aberrationen. 61
haben es freilich für überflüssig gehalten, diese blos individuellen Abweichungen abzubilden. Auch ich ver- ziehte auf entsprechende Bilder. — In meinem Besitz! unipuncta: 7 baton, 2 orbitulus, 2 anteros, 10 tithonus, 25 icarus, 33 bellargus, 34 coridon, 8 arion — impuncta: 2 orbitulus, 5 tithonus, 44 icarus, 12 bellargus, 16 coridon, 6 arion.)
B) Formae disco -reductae. - Fehlende Bogenaugen.
Hierher müssten. streng genommen, alle Fälle gezählt werden, wo von den normalen Bogenaugen auch nur eines fehlt, bis zu denjenigen, wo alle verloren gegangen sind. Denn alle Zwischenstufen kommen vor, und eine Grenze ist nicht zu ziehen. Ich habe aber 1907 schon gezeigt, dass von den 3 Vorder- und den 9 Hinterflügel- augen, welche für die Genera Lycaena und Chrysophanus der höchste Grad der Entwickelung zu sein scheinen, sehr oft die vordersten und hintersten an jedem Flügel fehlen. Ausgedehnte Beobachtung lehrt sogar, dass bei gewissen Arten (z. B. in der admetus-, damon-, alexis- [eyllarus] Gruppe) eine Verminderung der Augen auf die mittleren 5 bis 6 so häufig ist, dass man das bei ihnen kaum Aberration nennen darf. Im Allgemeinen wird man also besondere Namen nur für Abweichungen geben, wo die Reduktion und dadurch der Kontrast mit der Norm gross ist. Solche Vorkommnisse mussten von jeher auf- fallen und wurden abgebildet, oft wieder in der Meinung, man habe neue Arten vor sich. Das folgende Register bezieht sich auf diesbezügliche Fälle:
aegon „caeca“ Grund (Gub. Ent. 2.1908 p. 71) argus „maracandica“ Erschoff (Fedtschenkos Reise p. 10) er „tomyris“ Gr. Grshimailo (Mem. Rom. 1890 T.7 F.5)
orbitulus „caeca“ Muschamp (Bull. Lep. Geneve 1908 p. 264) pheretes„maloyensis“ Rühl (Soe. ent. 1892 p. 181) chiron „privata* Staudinger (lris 1895 p. 300)
= „speveri“ Hucz (Berlin. Ent. Nachr. 1881 p. 244) medon „vedrae“ Harrison (Ent. Record. I. p. 296) icarus „sub-obsoleta“ Tutt (IV.p.155)
Rn „vaeua“ Gillmer (Gub. Ent. Z. 1910 p. 4) escheri „rostagnoi“ Turati-Verity (Bull. Soe. Ent. Ital. 1910 hylas „obsoleta“ Gillmer (Gub. Ent. Z. 1904 p.6) |[T.1F.15)
5 „glycera“ Schultz (Soe. ent. 1904 p. 6)
62 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
bellargus „krodelii“ Gillmer (Jll. Ztschr. f. Ent. 1899 p. 50) 5 „einnides“ Staudinger (Cat. 1901 p. 12)
Mi „obsoleta Tutt (IN.T.42 F. 18,19) eoridon „einnus“ Hübner (F. 531) 5 „lueretia* Gaschet (Bull. Soe. E. France 1877 p. LXIV) » „sohni“ Rüh] (p. 279) 5 „obsoleta* Gillmer (Soe. ent. 1902 p. 68) = „obsoleta* Tutt (IV.p. 36 T.2F.13—16) amandus „caeca“ Gillmer (Soe. ent. 1904 p. 180)
stoliezkana „arene“ Fawcett (Proc.Zool.Soc. 1904 p.137 T.IF.4) meleager „obsoleta* Rebel (Berge p. 71)
damon „gillmeri“ Krodel (Allg.Ztsehr.f.Ent.1904 T.1 F.11—16) 5 „eaeca" Aigner (Gub. Ent. Z. 1906 p. 8)
alexis (eyll.) „dimus“ Bergsträsser (T.43 F.7, 8) A „phobos“ = (T. 54 F.7, 8) „subtus-impunctata* Oberthür (Et.xx. T.3 F. 21, 22 3 „lugens“ Caradja (Iris 1893 p. 177)
melanops „marchandii* Boisdoval (Rev. Silberm. 1807 T. 27) semiargus „caea* Fuchs (Stett. Ent. Z. 1883 p. 253)
e „spadae* Hellweger (Gub. Ent. Z. 1909 p. 312) alecon „cecinae“ Hormuzaki (Soe. ent. 1897 p. 18) euphemus „obsoleta“ Gillmer (Gub. Ent. Z. 1904 p. 6) arcas „inocellata“ Sohn (Soc. ent. 1893 p. 77) N lyeaonius“ Schultz (Gub. Ent. Z. 1904)
arion (ob.) „unicolor“ Hormuzaki (Vhdl.zool. hot. Ges. Wien 1892 h „arthurus“ Mellvill (Ent. Mo. Mag. 1872 p.263) [p. 138) „ (ob.) supra-impunct. Oberthür (l.c.T.3 F.19) »„ „subtus-impunctata“ h (ib. F. 20)
argiolus „hypoleuca* Kollar (Dkschr. Ak. Wien 1850 p. 52) „obsoleta* Tutt (U. p. 398) minima „obsoleta“ „.. »(IIE.P. 109) »„ „semi-obsoleta“ „ab. p&4110) lorquinii „nodibuja“ Ribbe (Iris 1910. p. 108) argiades „caeca“ Aigner (Gub. Ent. Z. XIX. p. 209) alcetas „depuneta* Hirschke (Vhal. zool. bot. Ges. Wien 1903 aleiphron (ob.)midas Wheeler (Bttfl. Switzld.p.15) [T.2F.4) „evanescens*“ Gillmer (Soc. ent. 1904 p. 178)
5 „extineta“ Fi (Gub. Ent. Z. 1904 Nr. 1) 5 „milena“ Schultz (Geb. Ent. Z. 1905 p. 131) ei „mutilata“ = (ib.) „.. (obr) vaduabar: » (ib.)
gsordius „diniensis“ Oberthür (Etud. 1910 T. 38 F. 245) 5 „herrichii“ y (ib. p. 115)
L. Courvoisier. Lycaeniden-Aberrationen. 63
hippothoe „decurtata* Schultz (Nyt: Mag. Nat. 1903 p. 24)
n „orba“ F (Soc. Ent. 1904 p.9) h „extineta“ Gillmer (Gub. Ent. Z. 1904 Nr. 1) 8 „obliterata* Turati-Verity (l.c.p. 244)
phlaeas „obliterata® Scudder (Bttfl.N. Engld. 1889 II. p. 1007) »„ „punctisremotis Oberthür (Et. XX.T.5 F.7, 5)
Rn „remota“ Mutt (Bpasah) ” „obsoleta“ ». (1.P2 8a) H „spoliata“ Schultz (Nyt. Mag. 1903 p. 25)
virgaureae „virgaureola* Staudinger (lris 1592 p.314)
Eine grössere Planlosigkeit und Zersplitterung, als sie sich in dieser Liste zu erkennen gibt, ist undenkbar! Auf 65 Aberrationsfälle bei 32 Spezien und Subspezien sind 48 verschiedene Namen erteilt worden, von welchen 3 zwei Mal, einer 6 Mal, einer 10 Mal vorkommt; ein Autor gibt für 9 Spezien 6, ein Anderer sogar für 8 eben so viele eigene Namen. Alciphron mit seiner Form gordius erhält allein 8 verschiedene Bezeichnungen. Deutlicher kann das Unsinnige der jetzt üblichen Namen- geberei nicht beleuchtet werden.
Untersucht man nun genauer, so findet man, dass es sich in allen Fällen um einen der beiden Zustände handelt, welche ich unterscheide als:
a) F. paucipuncta, mit stark verminderter Augenzahl (T. V F. 28 hylas).
b) F. eaeca, wo die sämtlichen Bogenaugen, even- tuell auch noch Mittel- und Randmonde fehlen (T. V F. 29 alexis-cyllarus, sowie meine F. 28 v. coridon & aus der Arbeit von 1907, reproduziert bei Seitz. T.S1 d. 5),
(In meinem Besitz paucipuncta: 2alcetas, 6 argiolus, 4 aegon, 5 argulus, 15 pheretes, l sajana, 2 pheretiades, 5 orbitulus, 8 donzelii, 3 tithonus, 3 chiron. 7 medon, 5 icarus, 5 amandus, 1 escheri, 8 hylas, 1 nivescens, 7 bellargus, 7 coridon, 10 damon, 2 menalcas, 1 perse- phatta, 5 sebrus, 2 lorquinii, 9 semiargus, 13 alexis, 2 mela- nops, 5 euphemus ob., 6 arion ob., l arcas, 1 trochilus, 10 minimus, 2 virgaureae, 4 hippotho&, 8 euridice, 2 aleiphron, 3 gordius. 2 rutilus, 2 phlaeas, 1 tityrus. — caeca: ?2argiolus, 1 annetta (Nd.-Amer), 1 pheretes, IMmipheres,.o, ‚ehiron. | medon, 2 icarus,. 1‘ ‚escheri,
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1 nivescens, 3 bellargus, 5 coridon, 1 damon, 1 perse- phatta, 5 semiargus, 4 alexis, 4 arion, 1 trochilus, 2 mini- mus; 1 hippotho®, 3 euridice, 1 splendens, 1 alciphron, 5 gordius, 1 tityrus.)
Zum Schluss füge ich folgende Bemerkungen bei: Die grosse Mehrzahl der beschriebenen Aberrationen kann überhaupt nur die Unterseite betreffen. Dies etwa durch Vorsetzen des Wortes „subtus“ oder „infra“ noch be- sonders zu markieren, erscheint überflüssig. Einzelne aber, z. B. centrojuneta, discojuncta, bicentrojuncta, parallela, radiata. bilunata, pluripuncta und einzelne Formae privatae sind auf Ober- und Unterseite möglich. Dann wird es geboten sein, das „supra“ oder „subtus“ vorzusetzen. Einzelne Aberrationen sind nur am Vorder-, andre nur am Hinterflügel denkbar, wo sie an beiden vorkommen können, wird man dies mit „antico* und „postico“ klar machen. -- Wer es endlich für unerläss- lieh hält, haarscharf festzustellen, ob die rechte oder die linke Körperseite betroffen sei, mag sein Gewissen mit Vorsetzen von „dextro“ und „sinistro“ beruhigen.
Sodann werden ohne Schwierigkeit allfällig neu ent- deckte Aberrationen, namentlich im Gebiete der Multikon- fluenzen, im Sinne meiner obigen Nomenklatur, eventuell durch Zusammensetzung der Bezeichnungen benannt werden können. Für guten Rat im Sinn einer Ab- kürzung der zu sammengesetzten Namen werde ich stets dankbar sein.
Im Vorangehenden war nur von solchen Aberrationen die Rede, welche im Bereich der typischen Flecken, Punkte, Augen und Monde sich einzustellen pflegen. Jhnen hauptsächlich habe ich meine Aufmerksamkeit ge- schenkt. Es wäre aber noch manches zu sagen über andere Aberrationen der Zeichnung, z. B. über Auftreten oder Verschwinden von Randpunkten auf den Hinter- flügeln, über Verbreiterung oder Verschmälerung der Flügelränder bei Bläulingen und Goldfaltern, der Quer- binden bei Theclen, über Vorhandensein oder Fehlen des weissen Hinterflügelwisches bei der admetus- und der damongruppe. Auch hinsichtlich dieser Vorkommnisse ist die Namengebung eine recht willkürliche und ver- worrene.
L. Courvoisier. Lycaeniden-Aberrationen. 65
Beschäftigt man sich aber mit den Färbungs-Aber- rationen, so entdeckt man vollends eine ganz unglaub- liche Planlosigkeit der Nomenklatur. Wie unendlich viele Namen sind z. B. für blaue Weiber der verschiedenen Lycaenen erteilt worden, während so wenige treffende, einheitliche dafür genügen würden — wenn nicht jeder, der eine neue derartige Variation entdeckt zu haben glaubt, ohne Kenntnis oder Berücksichtigung bereits vor- handener Bezeichnungen auch einen neuen Namen dazu erfinden wollte.
Von diesen Dingen hoffe ich gelegentlich später be- richten zu können.
Basel, im März 1912. Courvoisier.
Beitrag zur Lepidopterenfauna Unter-Aegyptens. Von Dr. H. Rebel (mit 11 Textfiguren).
Das K. K. Naturhistorische Hofmuseum in Wien er- hielt in letzter Zeit von mehreren Seiten kleine Material- einläufe aus Unteraegypten, so dass eine Zusammenfassung derselben, namentlich im Hinblick auf unbeschriebene oder für die Fauna Unteraegyptens neue Arten, wün- schenswert erschien.
Herr Karl Ritt. von Blumencron hielt sich seit längerer Zeit in Alexandrien auf und fand unter anderem auf den Oleanderbäumen im Garten des Hotel Beauri-
‘vage Anfang Juli 1908 Lepidopterenraupen, aus denen
sich eine Geometride und eine Tortrieide entwickelten.
Herr Julius Herzog überliess einen Teil seiner hauptsächlich in der Umgebung Kairos von Oktober 1909 bis Februar 1910 gemachten Ausbeute dem Hofmuseum. Unter derselben befindet sich eine sehr schöne, kleine
*5
66 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
neue Noctuide. Er hat inzwischen selbst über seine Ausbeute Mitteilung gemacht. !)
Eine sehr interessante Kollektion gezogener Arten, vorzugsweise Mikrolepidopteren umfassend, wurde von Herrn Bron. Debski, der sich zu botanischen Studien in Heluan aufhielt, dem Hofmuseum übergeben. Genaue Angabe über die Futterpflanzen und Notizen über das Aussehen der Raupen erhöhen sehr den Wert dieses leider nur schlecht konservierten Materiales.
Eine von Herrn Baron L. H. Fischer im Jahr 1891 (bei Luxor) erbeutete Art findet jetzt auch hier ihre Er- ledigung.
Ferner hatten die Herren Dr. Alfons Dampf und Dr. M. Draudt in Königsberg die grosse Freundlich- keit anlässlich von Bestimmungssendungen an mich ein- zelne erwünschte Arten aus Unteraegypten dem Hofmu- seum zu überlassen. Mit Genehmigung des Herrn Dr. Draudt führe ich auch die von M. G. Ferrante ge- sammelten Mikrolepidopteren -Arten hier an.)
Weiter sandte Hert AdolfAndresin Bacos Ramleh seinen ganzen Sammlungsbestand an aegyptischen Mikro- lepidopteren zur Revision ein und überliess Dubletten daraus dem Hofmuseum.
Die für die Fauna Unteraegyptens neuen Arten sind mit einem Sterne (*) versehen.
Schliesslich noch ein paar Lokalitätsangaben, welche sich auf das von Andres eingesandte Material beziehen:
Amrich, Station der Marioutbahn.
Bir Viktoria, halbwegs der Natron-Seen (Wadi Natron) in der libyschen Wüste.
I) Herzog Jul. Schmetterlingsfang in Aegypten und Syrien. (XXI. Jahresber. d. Wien. Entom. Ver. 1910 p. 85-91.) In der Liste der aegyptischen Arten (p. 86-87) sind nachstehende auffallende Be- stimmungsfehler: Statt Pieris napi muss es heissen Pieris ra- pae L. 1 3 und 1 aus der Ausbeute Herzogs im Hofmuseum, (über die Variabilität dieser Art in Aegypten vergl. Graves Ent. Rec. XIX. p. 65), statt Colias myrmidone zweifellos Colias edusa F. und statt Agrotis strigula v. suffusa Tutt. muss stehen Agrotis ypsilon Rott. (suffusa Hb.).
2) vergl. Bull. Soc. Ent. d’Egypte 1910 p. 96-97.
Dr. H. Rebel. Lepidopterenfauna Unter-Aegyptens. 67
Carlton, Bahnstation zwischen Alexandrien und Ramleh.
Choubrah, Vorort Kairos.
Hawaria, Ort in der Mariout.
Kingi, desgl.
Kobur el Omara, am Rande des kultivierten Nildeltas, schon in der libyschen Wüste.
Marg, Vorort Kairos.
Mariout, Gegend nördlich des Mariotis (Marjut) Sees in westlicher Richtung sich der Meeresküste ent- lang ziehend, später in die Marmonika und Cyrenai- ka übergehend.
Siout, Ort am Meeresstrand unweit Aboukir.
Noctuidae.
1. Scythocentropus (Centropodia) inquinatus. Mab.
Hmps. Cat. VII p. 453 fg. 90. — Joannis Bull. Soc. Ent. Fr. 1911 p. 183; . Turati ib. p. 287 Fig. 1 — ? ferrantei Draudt Bull. Soc. Ent. d’Egypt. 1910 p. 97.
Ein Pärchen von Herzog in Benhä bei Kairo anfangs Dezember erbeutet, stimmt im dunkleren, weiblichen Geschlechte bis auf die etwas geringere Grösse (30 gegen 34 mm Exp.) so gut mit der Abbildung bei Hampson überein, dass ich an der Artidentität keinen Zweifel habe. Das hier abgebildete % ist beträchtlich heller, die Vdfigl. gelblich sandfarben, beim Q vorherrschend grau, die Htfigl. rein weiss, -beim © aber bis gegen die Basis
Sceythocentropus inquinatus Mab. 3
stark grau bestäubt. Die Fühler des 5 zeigen starke Wimperpinseln, die Klaue an der Vorderschiene ist sehr auffallend. J. de Joannis u. Graf Turati haben sich kürz- lich eingehend über diese Art geäussert.
68 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
Mit der von Dr. Draudt als Seythocentropus ferran- tei (n. sp.) angeführten Art ist das vorliegende Pärchen höchst wahrscheinlich identisch, und wie ich glaube von Se. inquinatus nicht zu trennen. !)
*2. Bryophila algae F. — Stgr. und Rbl. Cat. N. 1592.
Ein abgeflogenes & mit der Bezeichnung „Bacos am Licht 15. Oktober 1911‘ (Andres) gehört sicher dieser Art an.
..*3. Segetia (Hadjina) viscosa Frr. — Stgr. und Rbl. Cat. N. 1634 — Hmps. Cat. VII p. 529.
Ein frisches & von Benhä aus der Umgebung. Kairos (Dezember, Herzog) ist.etwas heller als Stücke von den kanarischen Inseln.
4. Caradrina (Laphygma) exigua Hb. — Stgr. und Rbl. Cat. N. 1990 — Hmps Cat. VIII p. 262.
Von Herzog auch bei Kairo erbeutet.
5. Heliothis peltigera Schiff. — Stgr. und Rbl. Cat. N. 2325. — Hmps. Cat. IV p. 42.
Bei Heluan wurde von Debski am 4. April 1910 eine Raupe auf Hyoscyamus muticus gefunden und er- gab ein & am 2. Mai.)
*6. Eublemma spirogramma n. sp. (9). — Herzog l.c.p. 86.
Ein einzelnes, sehr gut erhaltenes weibliches Stück wurde von Herzog „Ende November im Gestrüpp am Mokattam-Gebirge bei Kairo“ gefangen und gelangie an das Hofmuseum. Sir G. F. Hampson, welcher eine Kopie der photogr. Abbildung zur Ansicht hatte, blieb die Art unbekannt.
I) Die von Draudt (Bull. Soc. Ent. d’Egypt. 1910 p. 97) an- geführte Odontelia megastigma Warr. (Seitz Pal. Gr. Schm. II p. 86 Taf. 20,b) steht der Thargelia gigantea Rbl. (Verh. Naturw. Ver. Karlsruhe 21. Bd. 1909 p. 55) von der Sinai-Halbinsel sehr nahe. Letztere Artist jedoch viel grösser und rein weissgrau sefärbt. Sie entbehrt an der Vorderschiene ebenfalls des Dornes, so dass sie auch in die (vielleicht kaum haltbare) Gattung Odon- telia Hmps zu stellen wäre.
2) Mit Armada eremophila Rbl. (Cat. N.1895) von Algier, Syrien und der Sinai-Halbinsel fällt Metachrostis costiplaga Warr. und N. C. Rothsch. (Entom. 1903 p. 225 Pl. 4 Fig. 1,2) aus dem Natron- tal in Aegypten als Synonym zusammen.
a,
aus Die RT ü 70 # i f r
Dr. H. Rebel. Lepidopterenfauna Unter-Aegyptens. 69
Was vorerst die generische Stellung derselben an- belangt, so gehört die Art zu Folge der gestielten Adern R, bis R, (Rippe 8, 9, 10) und des Mangels einer Anhangs- zelle der Vdilgl., sowie der glatt beschuppten Stirne zur Gattung Eublemma !}).
Eublemma spirogramma Rbl. @ (2)
Klein, von schneeweisser Grundfarbe der Vdfigl. mit auffallender, schwarzbrauner Ausfüllung des spiralig ver- laufenden hinteren Querstreifens.
Die kurzen Fühler sind bräunlich. Die Palpen schwach aufgebogen, von ca. 1!/;, Augendurchmesser- länge, ihr Endglied nur !/, des Mittelgliedes lang. Der Thorax schneeweiss, der Thoraxrücken grau bestäubt mit weissen Segmenträndern, die Beine weiss mit schwarz gefleckten Tarsen. Die Vdfigl. dreieckig geformt, schnee- weiss, nahe der Basis mit 2 schwarzblauen Vorderrand- fleckchen, deren äusserer den Beginn des nur unter- brochen angedeuteten vorderen Querstreifens darstellt. Der hintere Querstreifen bildet in der Mitte einen Bogen nach aussen und diese Biegung ist, unter Freilassung eines schmalen gebogenen weissen Streifens, durch schwarz- braune und stahlblaue Schuppen ausgefüllt. die mit einem ebenso gefärbten grossen Vorderrandfleck zusammen- hängen. Das Saumfeld weiss, längs des äusseren Quer- streifen schwach bräunlich, an der Fransenbasis blau- grau gefleckt. Die Htfigl. vor dem Saume bräunlich mit dunklem, geschwungenen Mittelstreifen und 3 solchen in der braunen Saumfärbung aufgehenden Streifen. Die Fransen aller Flügel blaugrau, jene der Htfigl. bräunlich gemischt.
Die Unterseite aller Flügel weiss, gegen Vorderrand und Saum bräunlich, die Vdflg. mit schwärzlichem, (viel
!) Hampson vermutete auch einen eventuelle Zugehörigkeit zu Tarache.
70 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
kleinerem) Vorderrandfleck, die Htflgl. mit zerrissenen solchen Querstreifen. Vor dem Saum dicke schwarze Fleckehen. Auch die Fransen schwärzlich. Vdilgllänge 8.5 Exp. 17 mm. Diese eigentümlich gezeichnete Art erinnert etwas an die kleine Eublemma (Erastria) sei- tula Rbr.
“. Thalpochares phoenissa Led. — Stgr. und Rbl. Cat. Nr. 2427. Ein Stück von „Sidi Haber 5. Sept.“ (Andres).
*s. Rivula sericealis (Sc.) tanitalis n. subsp. (2).
. Ein 9 aus der Umgebung Alexandriens von Andres eingeschickt ist beträchtlich kleiner als südeuropäische Stücke (Vdilgllänge 8, Exp. 16 mm, gegen 10.5:20 mm normaler Stücke) und zeigt eine trüb ockergelbe Färbung
Rivula sericealis tanitalis Rbl. 2 (?/,).
ganz ohne hellgelbe Aufhellung der Vdfigl. Von der Nierenmakelzeichnung derselben sind nur die beiden übereinanderliegenden schwarzen Punkte übrig geblieben. Die fleckartige graue Verdunklung zwischen ihnen ist Jedoch ganz geschwunden. Die Vorderrandstriche und die feinen weissen Punkte an der Fransenbasis sind er- kennbar. Die angegebenen Merkmale berechtigen zur Annahme, dass es sich um eine eigene Lokalform (tani- talis) handelt.
9. Plusia ni Hb. — Stgr. und Rbl. Cat. N. 2571.
Ebenfalls von Herzog bei Kairo erbeutet.
10. Pseudophia haifae Habich zool. bot. Ver. 1905 p. 21. — Draudt Bull. Soc. Ent. d’Egypt. 1910 p. 97 N. 26.
Bei Kairo erbeutete Herzog im Dezember das hier in Fig. 5 abgebildete %. Herr Debski zog am 3. Juni
Dr. H. Rebel. Lepidopterenfauna Unter-Aegyptens. 71
1910 bei Heluan ein & derselben Art. Der Vollständig- keit halber ist in Fig. 4 eine männliche Type von Haifa (coll. Habich) abgebildet.
Pseudophia haifae Habich &9.
Geometridae.
11. Nemoria faustinata Mill. — Stgr. und Rbl. Cat. N. 2908 — Draudt l. c. p. 97 N. 27.
Mehrfach von Herzog Ende November bei Benhä (Kairo) erbeutet. Die Stücke stimmen mit solchen aus Katalonien überein.
12. Acidalia ochroleucata HS. — Stgr. und Rbl. Cat. N. 3008.
Wie die vorige von Herzog mehrfach bei Kairo er- beutet.
*13 Tephroclystia ultimaria B. — Stgr. und Rbl. Cat. N. 3628.
Herr Debski zog bei Heluan aus einer am 4. April 1910 auf Tamarix gefundenen Raupe ein @ am 2. Septbr.
*]4 Tephroclystia pumilata Hb. — Stgr. und Rbl. Cat. N. 3685.
Herr von Blumeneron fand die Raupe anfangs Juli 1909 mehrfach auf den Oleandern (Nerium) des Hotels
2) Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
Beaurivage in Alexandrien. Die Falter erschienen schon Ende des Monats Juli.
15. Orsonoba aegyptiaca Rbl. zool. bot. Verh. 1906 p. 234 et larv. p. 236 Fig. — Andres Ent. Z. XXII p. 90 Fig. larv. — Coenina dentataria (?Swinh. Tr. Ent. Soc. 1904 p. 513) Joan. Bull. Soc. Fr. 1908 p. 214 et larv, Fig. p. 232, p. ‚266.
Orsonoba aegyptiaca Rbl. 2.
Ein sehr gut erhaltenes @ von Herzog wahrschein- lich Ende Oktober im Mokattam-Gebirge bei Kairo er- beutet, zeigt Ader R, (Ader 9) der Vdfigl. vorhanden, so dass vielleicht eine generische Verschiedenheit von der aus Palaestina bekannt gemachten Ors. paulusi Rbl. anzunehmen ist.
Ueber die von mir zuerst bekannt gemachte merk- würdige auf Acacia nilotica lebende Raupe haben seit- her Joannis und Andres Mitteilungen und Abbildungen publiziert.
Die Nomenklatur der Art liegt noch sehr im Un- klaren. Gegen die Annahme der Gattung Coenina WIk. sprechen vor allen die hier viel längeren Labialpalpen. Möglicherweise ist dentataria Swinh. aus Abyssinien der prioritätsberechti;ste Artname, wahrscheinlich handelt es sich aber doch um eine allerdings sehr nahe verwandte Art aus Aegypten, worüber nur ein Typenvergleich sicheren Aufschluss geben könnte. Jedenfalls dürfte eine Abbildung des 2 willkommen sein.
*16 Gnophos sacraria Stgr. — Stgr. u. Rhl. Cat. N. 3953.
Ein einzelnes gepflogenes 9 aus der Umgebung Kairos, im November von Herzog erbeutet, ist weissgrau, schwach bräunlich bestäubt und weicht von typischen Sacraria-
Dr. H. Rebel. Lepidopterenfauna Unter-Aegyptens. 73
Stücken aus Palaestina wesentlich nur durch das voll- ständige Fehlen der Mittelpunkte aller Flügel ab. Die Unterseite ist vollständig zeichnungslos weisslich. Mög- licherweise handelt es sich um eine Lokalform.
Nolidae. 17. Nola aegyptiaca Snell. — Stgr. u. Rbl. Cat. N. 4124.
Zwei ganz frische weibliche Stücke erbeutete Herzog in der Umgebung Kairos im November. Dieselben stim- men gut mit der Abbildung bei Snellen, der die Art nach einem & von Kairo beschrieb. Ein 5 von Bacos 8. November (mit ziemlich lang kammzähnigen Fühlern) hatte ich von Andres zur Bestimmung.
Pyralidae. *18. Arenipses sabella Hamps. — Rbl. Cat. N. 1. Drei anfangs Juli bei Luxor erbeutete Stücke erhielt ich von Dr. Draudt zur Bestimmung.
*19. Corcyra ? cephalonica Stt. — Rbl. Cat. N. 2.
Ein einzelnes sehr grosses, etwas defektes und ver- schimmeltes Stück (9) aus der Umgebung Alexandriens erhalten, weicht von gezogenen Stücken (La Plata, Nagel.) durch etwas breitere Flügelform ab. Die ockerbräun- lichen Vdfigl. zeigen unter dem Vorderrande eine kurze breite schwarze 'Längsstrieme und eine dünnere solche, welche die Mittelzelle teilt und etwas erweitert bis in die Fransen reicht. Die Form der Htfigl. und Palpen (2) wie bei Coreyra. Vdfigllänge c. 12, grösste Breite 5 mm. Möglicherweise liegt eine neue Art vor.
20. Lamoria anella Schiff. — Rbl. Cat. N. 15.
Mehrere Stücke beiderlei Geschlechts von Alexan- drien, Bacos Ramleh (Oktbr. a. Licht), und Kairo (Andres) stimmen mit solehen aus Südeuropa. Zwei sehr kleine schmalflügelige 9 von Herzog im November bei Kairo erbeutet gehören vielleicht zur Form imbella WIk. (Rag. Mon. II p. 437 Pl. 45 Fig. 12).
*21. Ancylolomia tripolitella Rbl. zool. Jahrb. (Abt. Syst) XXVI p. 283.
Ein frisches 5 aus der Umgebung Alexandriens von Andres stimmt ganz mit den Typen aus Tripolis überein.
74 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
22. Talis afra Bak. Tr. Ent. Soc. 1894 p. 47 Pl. 1, Fig. 16. — Rbl. Cat. N. 180. |
Zwei & mit der Bezeichnung „Kingi 29. September und 29. Oktober“ von Andres gehören dieser schönen Art an. Die männlichen Fühler sind einreihig gekämmt.
*23. Anerastia ablutella Z. — Rbl. Cat. N. 203.
Ein einzelnes 5 aus der Umgebung Alexandriens (Blumeneron) zeigt trüb ockergelbe Vdflgl. mit kleinem einfachen schwärzlichen Mittelpunkt und schwärzlich be- stäubten Adern. Die weisslichen Htflgl. sind gegen Spitze und Saum bräunlich. Bei der starken Variabilität der Art (vgl. Hmps. in Rag. Mon. II. p. 404 und Carad. Iris XXIV p. 117) ziehe ich das Stück unbedenklich zu ablutella.
*24. Saluria maculivitella Rag. — Rbl. Cat. N. 217.
Ein weibliches Stück von Aboukir, am 28. Septem- ber erbeutet (Andres). Die Art ist auch aus Syrien bekannt.
25. Ematheudes punctella Tr. — Rbl. Cat. N. 219.
Ein & aus der Umgebung von Bacos Ramleh von Andres zur Bestimmung erhalten. Die Art wurde be- reits von Baker für die Umgebung Alexandriens ange- geben.
26. Ephestia elutella Hb. — Rbl. Cat. N. 283.
Von Dr. Draudt, anfangs Juli bei Minia erbeutet, eingesandt.
*27. Heterographis hellenica Stgr. — Rbl. Cat. N. 341.
Zwei Stücke, am 6. Juli bei Luxor erbeutet, kamen mir von Dr. Draudt zur Bestimmung zu.
*28. Heterographis ephedrella HS. — Rbl. Cat. N. 369.
Eine Serie im April am Licht erbeuteter Stücke schickte Andres aus der Umgebung Alexandriens ein. Dieselben stammen zum Teil aus der Mariout. Die Art varriiert sehr stark. Die Vdfilgl. sind bald rötlich ocker- gelb mit mehr oder weniger dunklem, fast viereckigen Innenrandfleck bei 1/, der Flügellänge, bald vorherr- schend violettgrau.
Dr. H. Rebel. Lepidopterenfauna Unter-Aegyptens. 75
*29. Euzophera osseatella Tr. — Rbl. Cat. N. 449.
Zwei weibliche Stücke in Bacos Ramleh am 12. und 20. Novbr. erbeutet (Andres) stimmen ganz mit Stücken aus Syrien überein.
*30. Salebria cingilella Z. var. brucella Stgr. — Rbl Cat. N. 609 a.
Ein @ fiel am 12. Dezbr. 1910 aus einer Puppe aus, die ich von Herrn Debski erhielt. Er fand die Raupe in Heluan auf Tamarix.
31. Salebria psammenitella Z. — Rbl. Cat. N. 631.
Ein gezogenes 5 mit der Bezeichnung „Kafr. Zagar. Raupe an Acacia nilotica . Juni“ wurde von mir für Dr. Dampf bestimmt und nachträglich dem Hofmuseum freund- lichst überlassen.
*32. Salebria terrella Rag. Mon. I. p. 389, Pl. 13, Fig. 15.
Zwei weibliche Stücke von Herzog wahrscheinlich im November bei Kairo erbeutet, gehören fast zweifellos dieser nach ostafrikanischen Stücken (Natal, Zanzibar) beschriebenen Art an. Beide sind längs des Innenrandes schwärzlich verdunkelt, wie auch Ragonot angibt, und zeigen eine gebrochene schwärzliche (undeutliche) erste Querlinie erst bei ?/,;, der Vdflgllänge (M.C.) — Ein kleines 5 von Bacos 8. Novbr. gehört wahrscheinlich auch hierher.
*33. Salebria dionysia Z. — Rbl. Cat. N. 632.
Ein einzelnes @ von Bacos Ramleh bei Alexandrien im Juni erbeutet erhielt ich von Dr. Draudt. Die Art ist viel kleiner als die vorige, die Vdflgl. sind schwächer gezeichnet, mehr gelblich gefärbt.
*34. Triaenoneura albifascia Rbl. n. sp. (Q.)
Ein gut erhaltenes weibliches Stück mit der An- gabe „28. Mai 1911, Kobur el Omara“ von Andres aus der Umgebung Alexandriens erhalten gehört einer neuen Art aus der bisher für monotypisch gehaltenen Gattung Triaenoneura Rag. an, deren Flügelgeäder durch die langgestielten Ader C,, M, u. M, (Ader 3, 4 und 5) der Vdfigl. ganz isoliert unter den Phyeidinen steht (vergl. Rag. Mon. Pl. 2. Fig. 8).
Da die typische Art latieincetella Wlk. ebenfalls aus Aegypten stammt, dachte ich zuerst nur ein frisches
76 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
Stück dieser vor mir zu haben. Die schwarzbraune (bei latieinetella ockerbräunliche) Grundfarbe der Vdflg. und
Triaenoneura albifascia Rbl. 2 (2/,)
die von parallelen Rändern (bei laticinetella nach aussen eckig) begrenzte weisse Schrägbinde vor der Mitte schliesst jedoch jede artliche Zusammengehörigkeit aus.
Die schwärzlich braunen, fadenförmigen Fühler rei- chen über !/, der Vorderrandslänge. Das verdickte Basal- glied ist mässig lang. Scheitel und Palpen sind dick beschuppt, rotbraun. Das schwach gekrümmte Mittel- glied der Palpen reicht bereiis bis zur Scheitelhöhe, das viel schmälere Endglied von ca 1/; Länge des Mittel- gliedes ist stumpf zugespitzt. Die Nebenpalpen sind un- sichtbar, der Rüssel normal entwickelt.
Der Thorax ist schwärzlich braun, nach hinten, sowie die Schulterdecken, weissgrau. Der Hinterleib ist schwärzlich mit ockergelber Spitze, am Rücken mit breiten weissen Segmenträndern. Ein schwarzbrauner Schuppen- ‚büschel liegt am Rücken des ersten Segmentes. Brust und Bauchseite des Hinterleibes sind weissgrau, die Beine schwärzlich bestäubt mit weissgrau geringten Gliederenden.
Die breiten stumpfgerundeten Vdflgl. mit vor der Spitze stärker gerundeten Vorderrand zeigen eine schwarz- braune Grundfarbe mit rötlich brauner und silbergrauer Einmischung. Die Beschuppung ist rauh, an manchen Stellen fast erhaben. Bei !;; der Flügellänge liegt eine beiderseits tief schwarz begrenzte, rein weisse Schräg- binde, die sich gegen den Vorderrand nur wenig ver- engt. Das Saumfeld scheint zeichnungslos. Die sehr breiten, rotbraunen Fransen führen an der Basis eine
" Dr. H. Rebel. Lepidopterenfauna Unter-Aegyptens. 17
diehtere, mehr weissgraue Beschuppung. Die halbdurch- sicehtigen Htflgl. sind weiss, gegen den Saum schwach verdunkelt mit schwarzbrauner, weissdurchschnittener Saumlinie. Die breiten Fransen weiss, gegen die Spitze bräunlich verdunkelt mit undeutlichen feinen Teilungs- linien.
Die Unterseite aller Flügel weisslich, jene der Htägl. mit gelblich erscheinender Schrägbinde und an der Spitze rötliche Fransen. Vaäfigllänge 9, Exp. 17 mm (Type M.C.)
35. Nephopteryx (Centolopha) isidis 7. — Rbl. Cat. N. 648. Ein gezogenes % von Heluan von Debski mit der
Bezeichnung: larv. in floribus Albinia lebbek 14. Mai 1910, imago 3. Juni 1910.
*36. Nephopteryx rubromixta n. sp. (5):
Ein einzelnes %& mit der Bezeichnung „Mariout, Okt. 1911“ (Andres) steht wahrscheinlich der mir in natura unbekannten N. emussiatella Rag. aus Ostafrika zunächst, hat aber auch manche Aehnlichkeit mit der aegyptischen Salebria psammenitella Z., so dass die Angabe der Unterschiede von letzterer Art am besten zu ihrer Kenntliehmachung dienen dürfte. Der Schuppenbusch an der Basis der Fühlergeisel ist grösser, breiter und viel tiefer schwarz. Die Palpen (dem Gattungscharakter entsprechend) mit stumpfgerundetem Endglied, überragen nicht den Scheitel. Die Vdflgl. schwärzlich braungrau mit feinem schwärzliehen Mittelmond und doppelten solehen Querstreifen, die mehr oder weniger purpurrot au ‘gefüllt sind. Der erste Querstreifen nach !/; der Flügellänge zeigt die rote Ausfüllung in der Flügelmitte besonders deutlich, fast als Makel. Der hintere Quer- streifen ist viel undeutlicher, aber mehr geschwungen. Die Saumlinie (aller Flügel) diek schwarz. Die Fransen sehr breit. im Endtrittel weisslich mit 2 dunklen Teilungs- linien. Die Htfilgl. weisslich, gegen die Ränder ver- dunkelt, mit weisser scharfer Linie an der Fransenbasis (nach der schwarzen Saumlinie). Unterseits alle Flügel schmutzig grau, gegen den Vorderrand dunkel. Vaflgl.- länge 10, Exp. 20 mm. (in coll. Andres).
Das Exemplar schlüpfte am 11. Oktober aus einer in einem leeren Kokon von Taragama acaciae gefundenen
78 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
Puppe. Die Raupe dürfte daher auf Akazie leben. (Andres.)
37. Nephopteryx divisella Dup. — Rbl. Cat. N. 667.
Ein © mit der Bezeichnung „Siout 15. Oktober 1911.“ von Andres.
*38. Nephopteryx ochriplaga Rbl. Verh. Naturw. Ver. Karlsruhe 21 Bd. 1909 p. 64.
Ein 5 von Bacos Ramleh, Oktober (Andres) stimmt mit der Type von Sinai. )).
*39. Myelois nivosella Rag. — Rbl. Cat. N. 763.
Ein grosses & (Vdflgllänge 13 mm) in Mariout am Lieht im April 1911 von Andres erbeutet, gehört höchst- - wahrscheinlich dieser Art an. Die Vdflgl. erscheinen sehr schmal, reinweiss, glänzend, mit feinem dunklen Vorder- rand. Die Htfigl. weissgrau, gegen den Vorderrand schwach bräunlich, mit rein weissen Fransen.
Unterseite der Vdfigl. schwarzgrau, vor dem Saum, sowie die Fransen weiss, jene der Htflgl. weiss mit ziem- lich breit dunkelgrau gefärbtem Vorderrand. Fühler und Beine bräunlich, letztere mit weiss beschuppten Schienen. Die kurzen anliegenden Palpen gelblich. Der (verölte) Körper ist weiss. (Coll. Andres).
*40. Lepidogma tamaricalis Mn. — Rbl. Cat. N. 801.
Ein gut erhaltenes $& aus der Umgebung Alexan- driens. Von Andres zur Bestimmung erhalten. Die Art ist auch aus Palaestina (det. Rbl.) bekannt geworden.
*41. Endotricha jordana Hmps. — Rbl. Cat. N. 812.
Mehrere Stücke mit der Bezeichnung „Kairo 18. Juni, Minia 4. Juli 1910 und Luxor 8. Juli“ von Dr. Draudt dürften von Ferrante erbeutet worden sein. Dieselben stimmen vollständig mit der Originalbeschreibung Hamp- sons überein. (Ein Pärchen M. C.)
42. Aglossa pinguinalis asiatica Ersch., — Rbl. Cat. N."823ch.
Mehrere Stücke mit der Bezeichnung „Kingi 10. und 29. April an Licht“ von H. Andres erhalten. Ein scharf SER 2 Ein kleines schadhaftes Q einer Nephopteryx-Art von Bacos 20. Okt. gleicht am meisten N. rhenella Zk. ist aber viel kleiner mit feinem schwarzen Mittelmond der Vdälgl.
Dr. H. Rebel. Lepidopterenfauna Unter-Aegyptens. ‚79
gezeichnetes & von Kairo (Andres) gehört der Stamm- form an.
43. Aglossa cuprealis Hb. — Rbl. Cat. N. 831.
Ein sehr lichtes 53 von „Birket See“ bei Kairo im November von Herzog erbeutet (M. GC.) kommt der Type von Agl. ocellalis (Koll) Led. (Pyr. p. 165 Taf. 7, Fig. 9), welche die Bezeichnung „Kotschy 1845 Senaar“* trägt, durch Reduktion der dunklen Bestäubung der Vadflgl., wobei sich augenförmige lichte, kleine Flecke mit dunklen Mittelpunkten ergeben, so nahe, dass ich glaube, dass es sich auch bei ocellalis nur um eine Öuprealisform handeln dürfte. Organische Verschiedenheiten liegen keine vor.
44. Pyralis farinalis L. — Rbl. Cat. N. 836.
Zwei Stücke von Bacos Ramleh von Andres.
45. Constantia bella Bak. -— Rbl. Cat. sub. N. 865.
Zwei geflogene 5 von „Kingi, 20. April an Licht“ von Andres erhalten, gehören zweifellos zu dieser von Baker nach Stücken aus der Umgebung von Alexandrien publi- zierten Art, die von Hampson (und ihm folgend auch im Katalog) mit Unrecht als Synonym von C. syrtalis Rag. aufgeführt wurde. Schon die mehr oder weniger deutlich auftretende rosenrote Einmischung der Vflgl. schliesst eine artliche Vereinigung aus. Auch ist die Art viel robuster als syrtalis.
46. Constantia pectinalis HS. — Rbl. Cat. N. 574 — quadripunctata Bak. Tr. Ent. Soc. 1894 p. 45 T.1 Fig. 13.
Von dieser aus der Umgebung Alexandriens als quadripunctata beschriebenen Art liegen eine‘ Anzahl Stücke (3%) vor. Die meisten tragen die Bezeichnung „Kingi, 24. und 29. April an Licht“ und stammen von Andres und Dr. Draudt. Die Stücke vermag ich nur durch bedeutendere Grösse von einem korsischen Pärchen der ©. pectinalis HS. zu trennen. Vielleicht liegt eine aegyptische Lokalform dieser auch von Sizilien und Tunis (Joannis) bekannten Art vor. Sehr nahe kommt derselben auch die Const. caidalis Hmps. von Biskra, die aber im männlichen Geschlecht etwas bräunliche (bei pectinalis quadripunctata rein weisse) Hflgl. besitzt. Die ersten Stücke aus Aegypten bestimmte ich irrtümlich als caidalis. —
80 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
Ein sehr kleines lichtes @ mit der Bezeichnung „Aboukir, 28. Sept. 11* von Andres zur Bestimmung er- halten, ziehe ich auch hierher.
*47. Constantia infulalis Led. — Rbl. Cat. N. 876. Drei Stücke von Andres, davon 2 5 mit der Be- zeichnung „Kingi, 26. April 1911 an Licht“ gehören dieser bereits auch aus Tunis bekannt gewordenen Art an. “48. Constantia debskii n. sp. (Q).
Zwei weibliche Stücke, welche Herr Debski bei Heluan aus der Raupe gezogen hat, vermag ich mit keiner anderen Art zu vereinen.
Am nächsten verwandt mit der von mir ebenfalls nur nach weiblichen Stücken von der Sinai Halbinsel be- schriebenen sinaica (zool. bot. Verh. 1903 8.586), jedoch beträchtlich kleiner und schmälerflügelig, die Vflgl. eben- falls schmutzig gelbgrau, die weisslichen Querstreifen sehr breit und gegen den Innenrand stark konvergierend, so daß sie bei einem Stücke fast zusammenstossen. Uebrigens differieren beide Stücke ziemlich stark von ei- nander.
Fig.8 Const. debskii Rhl 9 (?/,) Fig. 9. Const. sinaica Rbl. 2 (?/,).
Der Körper ist robuster, die Palpen sind kürzer als bei sinaica, die zum Vergleiche mit abgebildet wurde. Eine ausführliche Beschreibung dieser Art kann erst nach Entdeckung männlicher Stücke erfolgen.
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Dr. H. Rebel. Lepidopterenfauna Unter-Aegyptens. 81
Herr Debski fand die Raupe am 3. und 26. März 1910 auf Zygophyllum album und erhielt die Falter am 29. Mai bezw. 3. Juni (MC.)
Wie Oonst. sinaica in der Nähe von Const. sanctalis Hmps. einzureihen.
*49. Actenia orbicentralis Rbl. — Iris XV. p. 102 T. 4 Fig. 4.
Ein 3 mit der Bezeichnung „Kingi, 29. September“ (Andres) stimmt ganz mit den Typen aus Palaestina.
*50. Cledeobia syriaca Rbl. — Iris XVI. p. 5.
Ein frisches & mit der Bezeichnung „Amrich, 6. Oktober 1911“ (Andres) stimmt ebenfalls vollständig mit den Typen aus dem Jordantal.
5l. Nymphula fuscomarginata Bak. — Rbl. Cat. N. 919. Ein sehr grosses (Vdfllänge 11,5 mm), auf den Flügeln dieht schwärzlichbraun bestäubtes Stück (ohne Fühler und Hinterleib) mit der Bezeichnung „Bacos an Licht 6. April 1911* (Andres) und ein kleines (Vdfllänge 9 mm) stark weissliches 9 mit der Bezeichnung „Dessonnes Mai“ (Dr. Dampf, M. ©.) gehören dieser von gleicher Lokalität (Alexandrien) beschriebene Art an, deren Abbildung (Tr. Ent. Soc. 1894 T. 1 Fig. 17) unkenntlich ist. -
52. Duponchelia fovealis Z. — Rbl. Cat. N. 927.
Zwei von Andres im Mai bei Bacos erbeutete Stücke dieser schon von Baker für Aegypten angeführten Art. Ein sehr grosses @ von Bacos wurde am 11. Oktober erbeutet (Andres).
*53. Bradina andresi n. sp. (5).
Ein sehr gut erhaltenes & mit der Bezeichnung „Choubrah 20. Mai 1910“ von Andres zur Bestimmung er- halten, gehört einer neuen Art bei admixtalis WIk. an, unterscheidet sich aber von ihr sogleich durch be- deutendere Grösse, strohgelbe, glänzende Färbung und das nicht verdunkelte Saumfeld aller Flügel.
Allgemeinfärbung glänzend strohgelb, die Palpen auf der Aussenseite schwärzlichbraun. Die Vdfigl. sind längs des Vorderrandes, namentlich gegen die Basis, schwärz- lich verdunkelt. Der erste schwärzliche Querstreifen bei ı/, nur schwach gebogen, der äussere stark geschwungen, am Vorderrand etwas verdickt. Am Schlusse der Mittel- zelle ein feiner hakenartiger Querstrich. Im Saumfelde
*6
82 Deutsche Entom. Zeitschrift Iris. Dresden 1912
aller Flügel die undeutliche, schattenartige dunkle Be- sgrenzung der Wellenlinie, die Htflgl. sonst nur noch mit der stark geschwungenen äusseren Querlinie. Alle Flügel mit schwärzlicher Saumlinie. Die Fransen weisslich mit undeutlicher dunkler Teilungslinie nahe der Basis.
Bradina andresi Rbl. 3 (Ch).
Die Unterseite beträchtlich blässer mit blass durch- scheinender Zeichnung der Oberseite. Vdfllänge 10, Exp. 21: mm.
Nach Herrn Adolf Andres benannt, in dessen Samm- lung sich die Type befindet.
Eine nahestehende kleinere Art liegt mir aus Süd- afrika \Holub M.C.) vor, welche aber viel schärfer ge- zeichnet ist und auch auf den Htfigl. 2 Querstreifen nebst der streifenartigen dunklen Begrenzung der Wellenlinie besitzt.
*54. Ercta ornatalis Dup. — Rbl. Cat. N. 987.
Zwei Stücke von Bacos Ramleh am 23. Sept. und 12. Nov. am Licht gefangen, schickte H. Andres ein.
55. Glyphodes unionalis Hh. — Rbl. Cat. N. 998.
Mehrere Stücke bei Bacos Ramleh im Juli erbeutet, von Andres zur Bestimmung erhalten.
56. Nomophila noctuella Schiff. — Rbl. Cat. N. 1039.
Zahlreiche Stücke von Andres in der Umgebung von Bacos Ramleh, Kingi, Mariout im April und Mai erbeutet. Herzog fand die Art auch im Mokattamgebirge im November.
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Dr. H. Rebel. Lepidopterenfauna Unter-Aegyptens. 83
*57. Pachyzancla licarsialis WIk. — Rbl. Cat. N. 1040. Mehrere Stücke bei Bacos Ramleh im August und am 31. Oktober 1910 am Licht (Andres). Herzog traf die Art im November bei Kairo.
*58. Phlyetaenodes ustrinalis Chr. — Rbl. Cat. N. 1059.
Ein © mit der Bezeichnung „Hawaria Juni“ von Andres aus der Umgebung Alexandriens zur Bestimmung erhalten. Die Art kommt auch in Palaestina vor (M.C.)
59. Phlyctaenodes nudalis Hb. — Rbl. Cat. N. 1058.
Von „Bacos Ramleh, 17. Mai“ (Andres) zur Bestimmung erhalten.
*60. Cybolomia arenosalis n. sp. (%).
Ein sehr gut erhaltenes männliches Stück von Baron Fischer im Jahre 1591 in Aegypten, wahrscheinlich bei Luxor erbeutet, gehört einer neuen Art an, welche mit ©. guyoti Rbl.!) von der Sinai-Halbinsel am nächsten verwandt ist, sich von ihr aber durch viel bedeutendere
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Cybolomia arenosalis Rbl. & (2/ı)
Grösse, viel hellere, gelblich sandfarbige Vdflgl. und viel schwächere Saumlinie, namentlich auf den weisslichen Htflgl.. sicher unterscheidet.
Die kurzen einfachen Fühler gelbgrau, Kopf sowie Palpen weisslich. Der Thorax gelblich sandfarben, die zeichnungslosen Beine heller, der Hinterleib weissgrau.
Die sehr gestreckten Vdflgl. bleich gelblich sand- farben, fein dunkel bestäubt mit einer feinen ge- schwungenen dunklen Querlinie nach 3/, der Flügellänge und einer Querreihe dunkler Fleckehen längs des Saumes bis nahe unter die Spitze. Eines derselben oberhalb des Innenwinkels bildet einen schwarzen Punkt. Die sehr breiten Fransen weisslich mit bräunlicher Teilungslinie
!) Verh. Naturw. Ver. Karlsruhe 21 Bnd. 1909 p. 66.
84 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
am Ende. Htflgl. durchaus weisslich mit kaum ange- deudeter dunkler Saumlinie. Unterseite der Vdflgl, sand- farben, jene der Htflg. weiß. Vdägl. 7, Exp. 13.5 mm (M. ©.)
Ich dachte anfänglich an eine Vertreterin der Gattung Krombia Chret. Die volle Zahl der Adern namentlich auf den Htflgl. schliesst jedoch eine Zugehörigkeit zu dieser Gattung aus. Auch blieb Mr. Chrötien, dem ich eine Kopie der Abbildung zusandte, die Art unbekannt.
*61. Metasia hymenalis Gn. — Rbl. Cat. N. 1116.
Zwei weibliche Stücke mit der Bezeichnung „Ha- waria Juni“ und „Marg Mai“ von Andres erhalten. Viel- leicht gehört Hypotia (Constantia) bilinea Bak. (Cat. 879) zu dieser Art.
*62. Metasia carnealis Tr. — Rbl. Cat. N. 1123.
Ein geflogenes % mit der Bezeichnung „Hawaria Juni“ 1911 von Andres zur Bestimmung erhalten.
63. Pionea ferrugalis Hb. — Rbl. Cat. N. 1151.
In Anzahl bei Bacos Ramleh und Mariout im April und Mai am Licht erbeutet. (Andres).
*64. Pyrausta nubilalis Hb. — Rbl. Cat. N. 1218.
Mehrere Stücke, darunter ein im Juli bei Bacos Ramleh erbeutetes 9%, von Andres erhalten. Wahr- scheinlich Kulturschädling.
#65. Noctuelia floraiis Hb. — Rbl. Cat. N. 1218.
Ein grosses & von Andres und ein sehr kleines, auch auf den Vafigl. ockergelb gefärbtes 5 mit der Bezeich- nung „Luxor 6. Juli 1910“ von Dr. Draudt erhalten.
Pterophoridae.
66. Pterophorus monadactylus L. — Rbl. Cat. N. 1587.
Kairo 14. Juni ein kleines, gelbgraues Stück (Dr. Draudt). Bereits von Baker für die Umgebung Alexan- driens angeführt.
*67. Agdistis frankeniae Z. — Rbl. Cat. N. 1420.
Nur Debski zog ein Stück bei Heluan aus einer auf Frankenia anfangs Juni gefundenen Raupe. Der Falter erschien am 25. Juni.
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Dr. H. Rebel. Lepidopterenfauna Unter-Aegyptens. 85
68. Agdistis tamaricis Z. — Rbl. Cat. N. 1428.
Im Februar und März gefundene Raupen ergaben bei Heluan mehrere Falter (Debski). Auch aus der Umgebung Alexandriens (Baker, Andres).
Tortrieidae. *69. Euxanthis ramessana n. sp. (&).
Ein einzelnes %& von Bir Viktoria Nov. 1910 gehört nach den gestielten Adern M, und ©, der Htfigl. in die Gattung Euxanthis, steht aber keiner mir bekannten Art besonders nahe.
Kopf samt spitzen Palpen, Schulterdecken und Fühler weisslich. Letztere erreichen nicht die halbe Vorderrand- länge und sind mit langen Wimperpinseln besetzt. Der Hinterleib gelbgrau (sandfarben). Ebenso gefärbt sind die annähernd wie bei elongana geformten Vdfigl., die durch graue Bestäubung namentlich im Saumfelde schwach gegittert erscheinen. Die Saumlinie in grau; die weiss- lichen Fransen mit 2 bräunlichen Teilungslinien. Die sehr breiten Htfigl. staubgrau mit weisslichen Fransen. Unterseite der Vdfll. ziemlich dunkelbräunlich, jene der Htflgl. schmutzig grau mit weisslichen Fransen. Vdflel. 9, Exp. 17 mm (M.C.)
*70. Polychrosis botrana Schiff. — Rbl. Cat. N. 1949.
Mehrfach von Andres in der Umgebung Alexandriens im Juli erbeutet, mit dem Bemerken erhalten, dass die Art an den in Gärten kultivierten Trauben sehr grossen Schaden bereitet.
H. v. Blumeneron erzog die Art aus Raupen, die er im ‚Juli auf den Oleanderbäumen im Hotel Beaurivage in Alexandrien gefunden hatte. Die Falter erschienen vom 25. Juli ab.
*71. Grapholitha planifrontana n. sp. (59).
Herr Debski fand in den Schoten von Fasetia aegyp- tiaca, einer Örucifere, bei Heluan schon im Jänner, Februar die Raupen und später die Puppen einer Tor- trieide, deren Falter vom 6. März bis 24. April erschienen. Leider ist der Erhaltungszustand der Stücke ein durch- aus schlechter. Trotzdem lässt sich die bei leplastri- ana Öurt. einzureihende kleine Art ausreichend er- kennen.
s6 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
Kopf und Thorax weiss, die Palpen aussen grau- staubig. Die auffallend flache Beschuppung der Stirne tritt. nach unten in einer Spitze vor und ist silberglän- zend weiss. Die Fühler sehr kurz, nicht bis !/, der Vorderrandslänge reichend, weissgrau, beim & sehr kurz bewimpert. Der Hinterleib gelbgrau (zumeist verölt), die}Beine weissgrau, alle Tarsen weiss, scharf schwarz geringt, die Vorder- und Mittelschienen aussen grau- staubig mit weissen Querbinden.
Die ziemlich kurzen, ganz stumpf gerundeten Vdfigl. sind weiss, namentlich in der Flügelspitze gelblich ge- mischt und dureh bräunliche Querstrichelehen, die an der Basis des Innenrandes fleckartig werden, unruhig gezeichnet. Längs des ganzen Vorderrandes, von der Basis bis zur Flügelspitze, liegen ca. 14, durch dunkle Zwischenräume von einander getrennte, einfache silber- graue Vorderrandshäckchen, die eine schräge Rich- tung nach aussen haben und sich zuweilen gegen das grosse Spiegelfeld in Bleilinien fortsetzen. Letzteres ist sehr ausgedehnt, glänzend bleigrau mit zerrissener weisser Begrenzung und ganz kurzen schwarzen Längsstrichen und Punkten. Die Saumlinie schwarzstaubig, die Fransen dicht grau bestäubt mit undeutlichen Teilungslinien. Die Htfigl. gelblich weissgrau, vor dem Saume zuweilen dunkler mit breiten weissen Fransen, die an der Basis eine graue Staublinie führen.
Die glänzende Unterseite der Vdflgl. grau, jene der Htfig. weiss. Vfigllänge 5, Exp. 11 mm. (M.C.) Durch die flache Stirne und grossen bleigrauen Flecken im Spiegelfeld der Vdflg. sehr ausgezeichnet.
72. Pamene pharaonona Koll. — Rbl. Cat. N. 2233.
Ein defektes Stück aus der Umgebung Alexandriens von Andres.
Glyphipterygidae.
73. Simaethis aegyptiaca Z. Stett. e. Z. 1867 p. 396; Dr. Eint330e. 18B77p.,461.. 7, 23. West.
Ein Stück mit der Bezeichnung „Choubrah 20. Mai 1910“ von Andres zur Bestimmung erhalten.
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. Dr. H. Rebel. Lepidopterenfauna Unter-Aegyptens. 37
Plutellidae.
74. Plutella maculipennis Curt. — Rbl. Cat. N.. 2447.
Ein Stück von Heluan (Debski) mit der Bezeichnung „in floribus Zilla myagroidea, larv. 17. Jänner 1908*. Auch von Luxor „6. Juli 1910* (Draudt).
Gelechiidae.
*75. Gelechia gossypiella Saud. Tr. Ent. Soc. Lond. III p. 284 (1842) — Maxwell-Lefroy Mem. Dep. Agriec. India (Ent.' Ser.) I, N. 2. p. 223 Fig.
Ich erhielt ein Stück von Andres mit der Bezeich- nung „R. Cherbin ges. 8. Juni“ und nachstehender brief- licher Bemerkung: „Ich erzog die Art aus einer roten Raupe, die in Baumwollsamen lebt und durch Anfressen desselben sehr schädlich wird. Die Raupe befindet sich im Oktober in der Baumwollkapsel und überwintert als solche zwischen zusammengesponnenen Samen. Der Falter erscheint im Juni. Es könnte sich um den bereits von Vosseler aus Deutsch -Ostafrika erwähnten roten Kapselwurm (Gelechia gossypiella) handeln, der dort den Baumwollkulturen sehr schädlich ist, dessen Vorkommen in Aegypten aber bis jetzt unbeachtet geblieben zu sein scheint.* Die Vermutung des Einsenders hat sich be- stätigt, es handelt sich zweifeilos um diesen in Ostindien weit verbreiteten Baumwollschädling. Da in der deut- schen Literatur keine deskriptiven Angaben über die ökonomisch so wichtige Art vorliegen, sei eine kurze Diagnose des eingesandten Stückes (5) gegeben.
Die Fühler reichen bis °/, der Vorderrandslänge, ihr kurzes Basalglied zeigt unten einige lange Borsten, die auf ihrer Innenseite gezähnelte und bewimperte Geissel (&) ist gelbbraun, undeutlich schwarz geringt. Kopf samt Palpen gelbbraun, letztere stark sichelförmig auf- gebogen, aussen schwarz bestäubt, mit rauh beschupptem Mittelglied und fast ebenso langem unter der Spitze schwarz geringten Endglied. Der Thorax mehr grau be- stäubt mit hellgelbbraunen Schulterdecken, der Hinterleib dunkelgrau mit gelblichem Afterbüschel. Die gelblichen Beine aussen schwarz bestäubt mit hellen Gliederenden. Die lange Behaarung der Hinterschienen gelbgrau.
Die relativ schmalen, sehr spitz endenden Vaflgl. rötlich gelbbraun mit zerrissener (wolkiger) schwarzer
88 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
Bestäubung im Innenrandsteil und der ganzen Spitze. Am Schluss der Mittelzelle ein schwarzer Punkt auf lichterem Grund. Die ausnehmend langen Fransen gelb- braun, in der Basalhälfte mit undeutlichen schwarzen Flecken und dunkler Staublinie vor der Spitze. Die in eine lange Spitze ausgezogenen Hinterflügel grau mit einfarbigen kaum lichteren Fransen. Unterseite der Vdilgl. schwärzlichbraun mit rötlichen Fransen. Vdfilgllänge 7, Exp. 14 mm.
Die Abbildung bei Maxwell-Lefroy ist offenbar zu breitflügelig geraten mit zu deutlichen dunklen Quer- binden der Vdfilgl. Das vorliegende (gezogene) Stück dürfte unter der Durchschnittsgrösse stehen.
*76. Gelechia sesostrella n. sp. (4%).
Ein einzelnes gezogenes & von Heluan (Debski) mit der Bezeichnung „larv. libera fusiformis, Tamarix, 15, 29. April 1910“ gehört einer neuen Art aus der Plutelli- formis-Gruppe an.
Die kurzen, nur bis !/; des Vorderrandes reichen- den Fühler braun, undeutlich dunkel geringt. Der Kopf und Thorax rötlichgrau, das sehr breit beschuppte Palpenmittelglied heller rötlich, das ebenso lange spitze Palpenendglied weisslichh, an der Basis und Spitze schwärzlich. Hinterleib und Beine gelbgrau, letztere mit schwarz gefieckten Tarsen.
Die schmalen Vdfigl. rotgelb (porphyrrot), in der Vorderrandshälfte braunstaubig. Eine mittlere schwarz- braune, geschwungene Längsstrieme beginnt erst ein Stück nach der Basis und ist in der Flügelmitte nach oben gebrochen. Als Fortsetzung finden sich noch einige abgesetzte schwarze Punkte in der Mitte gegen das Apikalfeld.e Das scharf abgesetzte Innenrandsfeld bleibt in seiner ganzen Länge ungetrübt rotgelb. Die blässer rötlichen Fransen auch längs des Vorderrandes schwärzlich bestäubt mit lichter Teilungslinie vor dem Ende. Die Htflgl. mit schwach vorgezogener, stumpfer Spitze hellgrau mit gelblichen Fransen. Vdfigllänge 5.5, Exp. fast 12 mm (M.C.)
Von den zunächst stehenden G. plutelliformis Stgr. und G. sieversi Stgr.!) durch viel geringere
!) Diese Arten sind mit Unrecht im Katalog (2584) zusammen- gezogen. (Vgl. Wlsghm. Pr. Z. S. 1907 p. 938).
Dr. H. Rebel. Lepidopterenfauna Unter-Aegyptens. 89
Grösse, kürzere Fühler, schmälere Flügel, und Mangel einer schwarzen Saumlinie der Vdflgl.. von plutelliformis überdies durch die erst nach der Basis beginnende Längs- strieme verschieden, die bei G. sieversi einen fast graden Verlauf hat. Mit der grösseren G. erubescens WlIsghm. (M. Mag. 1904 p. 265 Biskra) liegt keine nähere Verwandschaft vor.
*77. Lita spec.
Ein einzelnes & von Heluan (Debski) mit der Be- zeichnung „larv. in folii Zygophyllum album 5. Febr. 08, imago 26. Febr. 1908* gehört in die Diminutella- Gruppe und steht der pusillella Rbl. aus Aragonien zunächst. Wahrscheinlich liegt eine unbeschriebene Art vor.
*78. Lita zygophyliella n. p. (3).
Zwei weitere von Zygophyllum album und Z. guyoti im April gezogene Stücke, deren Raupen Ende März und anfangs April gefunden wurden, gehören einer von der vorigen sicher verschiedenen, fast zweifellos neuen Art an. Die Fühler weiss, schwarz geringt. Auch Gesicht und Palpen weisslich, das Mittelglied letzterer kaum verdickt, auf die Aussenseite ebenso wie das kurze, spitze Endglied mit schwarzem Fleck gezeichnet. Schulter und Thorax trüb ockergelb, etwas graustaubig. Hinter- leib und Beine weissgrau, letztere mit schwärzlich ge- fleckten Tarsen.
Die Vafigl. gleichbreit, trüb ockergelb in der heller gelben Spitze (bei einem der beiden Stücke auch längs des Vorderrandes) schwarzstaubig. Drei undeutlich be- grenzte, bräunliche Flecken liegen in gleichen Abständen von einander und bilden undeutliche Querbinden. . Die Fransen mit schwarzer Staublinie um die Spitze. Die Htflgl. mit lang ausgezogener Spitze gelblichgrau. Eben- so die etwas dunklere Unterseite der Vdfigl. Vdilgllänge 5, Exp. ca. 10 mm. (Debski, M. ©.)
*79. Teleia hyoscyamella n. sp. (5)
Zwei (leider defekte) weibliche Stücke von Heluan (Debski) mit der Angabe „larv. 4. April 1910 eunieuli Hyoseyamus muticus, imago 18. April 1910“ und „nympha Tamarix 9. April, imago 18. April 1910“ gehören einer neuen, eigentümlich gedrungen, fast durchaus ockergelb gefärbten Art an. Körper gedrungen. Kopf samt Fühler
90 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
und Palpen ockergelb. Die Fühler gegen die Spitze fein gezähnelt, das Palpenendglied (?/; des rauhbeschuppten Mittelgliedes) vor der helleren Spitze mit undeutlichem schwärzliehen Ring. Auch Thorax, Hinterleibsrücken und Beine ockergelb, letztere mit dunkler gefleckten Tarsen. Die Bauchseite des Körpers ist lichter ockergelb.
Die kurzen Flügel mit geradem Vorderrand sind ockergelb, bräunlich bestäubt mit bräunlichen, undeut- lichen, kurzen Längsstrichelehen in der Falte und auf der unteren Mittelader. Der Vorderrandsteil ist mehr gleich- mässig bräunlich bestäubt. Die am Innenwinkel sehr breiten Fransen sind gelbgrau mit 2 deutlichen Teilungs- linien am Ende. Die Htfigl. mit lang vorgezogener Spitze grau, gegen die Ränder ockergelb, mit ockergelb- lichen Fransen. Unterseite der Vdflgl. gelbbraun mit helleren Rändern. Vdfllänge 5.5 bis 6, Exp. 11 bis 12 mm (M. CO.)
*80. Teleia tamariciella 7. — Rbl. Cat. N. 2740.
Zwei Stücke von Heluan (Debski) mit der Bezeichnung „larva libera bicornuta, Tamarix, 14. Dezember 1909 bezw. 15. April 1910, imag. 14. Februar 1910 bezw. 4. Mai 1910“. Drei weitere gezogene Stücke ebendaher mit der Bezeichnung „e larv. tubicol. Tamarix April, imago 4. Mai 1910* vermag ich trotz der oekologisch gewiss bemerkenswerten anderen Lebensweise der Raupe nicht von tamarieiella sicher zu trennen !).
*S1. Anacampsis polychromella Rbl. Iris XV. p. 109.
Zwei Stücke von „Luxor, 7. Juli 1910“ hatte ich von Dr. Draudt zur Bestimmung. Die Art wurde von mir nach Stücken von Haifa (Syrien) beschrieben.
*82. Oegoconia quadripuncta Hw. — Rbl. Cat. 3056.
Ein weibliches Stück von Bacos Ramleh (Andres) im Oktober erbeutet.
*83. Depressaria ? siraminella Stgr. — Rbl. Cat. N. 3185.
Ein einzelnes schadhaftes weibliches Stück von Carlton Dezbr. 1911 (Andres) gehört vielleicht dieser un- genügend gekannten Art an.
1) Ich dachte zuerst an G. heligmatodes Wlsghm. (M. Mag 1904 p. 267 aus Algier), welche aber eine andere Art ist.
Dr. H. Rebel. Lepidopterenfauna Unter-Aegyptens. 91
Tinaegeriidae.
*84. Eretmocera ? microbarbara \Wlsghm., Month. Mag. 1907 p. 149 (Algeria).
Ein einzelnes © aus der Umgebung Alexandriens (Blumeneron) gehört vielleicht dieser kleinen Art an. Die schwärzlichbraunen Vdflgl. zeigen nur im Apikalteil eine ockergelbliche Bestäubung, die vor der Flügelspitze einen grossen Vorderrandsfleck bildet. Der Hinterleib ist rot- gelb, die Palpen sind reinweiss. Vadflgllänge nur 5 mm.
Tineidae.
*s5. Hapsifera palaestinensis Rbl. — Rbl. Cat. N. 4508. — ? luridella Bak. Tr. Ent. S. 1894 p. 56. —
Vier Stücke aus der Umgebung Alexandriens (Andres) mit der Bezeichnung „Mariout an Licht, April 1911, Kingi 20. März und Haisanich .‚JJuni“ gehören dieser von mir aus Palaestina beschriebenen Art an. Fast zweifel- los führt bereits Baker (l.e.) dieselbe Art als H. luri- della aus der Umgebung Alexandriens an. Auch ein etwas abweichendes @ von „Kingi, 29. Oktober 1911* (Andres) ziehe ich hierher.
86. Scardia mediterranea Baker — Rbl. Cat. N. 4523.
Zwei 5 aus der Umgebung Alexandriens von Andres mit der Bezeichnung „Kingi, Februar“. Nur das aus der Beschuppung des Mittelgliedes deutlich hervorstehende pfriemenförmige Palpenendglied sprieht für die Gattung Scardia, der die Art gewiss nicht angehört. Zu einer nähe- ren Untersuchung mangelt derzeit noch das erforderliche Material. Obwohl die Stücke nur 16 bis 17 mm Exp. (nach Baker 19 — 20) und beträchtlich schmälere Flügel als die Abbildung zeigen, glaube ich doch dieselbe Art vor mir zu haben.
87. Trichophaga swinhoei Butl. Pr. Z.S. 1854 p. 502; — Wilsghm ib. 1896 p. 230; — coprobiella Rag. Am S.Fr. 1894 p. 120 Fig. — Joannis Bull S. Fr. 1899 p. 248.
Von dieser aus Syrien, Arabien und Aegypten be- reits bekannten Art liegt eine Anzahl Stücke aus der Umgebung Kairos vor. Herr Andres schreibt darüber: Die Motten wurden durch Zucht aus Raupen erhalten, die sich in den Exkrementen eines Schakals befanden.
92 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
Dieselben wurden anfangs Mai in der Wüste bei Kairo gefunden und ergaben die Falter von Ende Mai ab. Die Raupen wurden auch in Kameldünger und Hunde- exkrementen gefunden.
ss. Tinea fuscipunctella Hw. — Rbl. Cat. N. 4583. Ein 2 von Bacos, Dezember (Andres).
*89. Tineola biskraella Rbl. — Rbl. Cat. N. 4627.
Von „Luxor, 6. Juli 1910“ hatte ich ein Stück von Dr. Draudt zur Bestimmung.
Beiträge zur Kenntnis der Elachista-Raupen. Von W. Martini. Sömmerda.
Blattmine, Raupe und Puppe der Elachista chrysodesmella Z.
Diese Elachista erzog ich als neue Nord - Thüringer Art bei Sachsenburg, Höhenzug der Hainleite, in der Um- gebung der Burgruinen, von Brachypodium pinnatum. lm südlichen Thüringen wurde sie bei Bad Blankenburg durch Professor Dr. Petry gefangen.
Die im Juli bis Anfang August gesammelten Raupen lieferten die Falter vom 6.— 21. August. Diese gehören der zweiten Generation an, da eine leergefundene Mine sicher alt war.
Der Nepticula-artige Anfang der Mine liegt neben dem Blattrande, erreieht denselben nach allmähliger Ver- stärkung und ist mehr oder weniger mit Kot erfüllt.
Die Raupe frisst nach aufwärts, oft fast bis zur äussersten Spitze des Blattes und wendet sich dann ab- wärts, indem sie die Mine nun streifenartig, mehrmals wieder von oben beginnend, verbreitert. In dieser Ver- breiterung verschwindet die Anfangsmine, da die Raupe auch noch den Kot entfernt, oft vollständig, seltener ist sie von den abwärts ziehenden Gängen getrennt. Die ungleichen Enden der verschiedenen Minengänge liegen in einer Mine nicht dicht aneinander, so dass deutlich zu sehen ist, wie die Raupe die Mine gebildet hat.
u.
Ueber Elachista -Raupen. 93.
In zwei langen Blättern sind die Enden der Nepticula- artigen Minenteile von der Blattspitze noch über 8 cm weit entfernt, aber die Raupen wendeten sich doch um und frassen nach unten zu.
Dieses spätere Abwärtsminieren ist also eine Eigen- tümlichkeit der Art, die nicht durch das Erreichen der Blattspitze bedingt wird, wie dies bei mehreren anderen Arten der Fall ist. So minieren die Raupen von tetra- gonella!), elegans, freyi, martinii?), megerlella Stt. Katalog II?) (nicht aber einctella Z. Katalog II, die nie aufwärts, sondern nur abwärts miniert), alle aufwärts und nur dann später abwärts, wenn sie, am Ende des Blattes angekommen, noch nicht erwachsen sind.
Eine dichte Kotlagerung befindet sich in den bis zur Blattspitze ziehenden Minen meist an zwei kurz getrennten Stellen unweit der Blattspitze, während der untere Teil nur wenige zerstreute Kotkörner enthält.
Bei der anderen Form (in den langen Blättern) ist bis ans Ende des 5 em langen Nepticula-artigen Teiles die. Mine dieht mit Kot erfüllt, sie dehnt sich dann noch 4 em längs des Blattrandes aus und enthält nur an einer Stelle eine geringe Kotlagerung. Dann beginnt von oben an die zweimalige Verbreiterung nach unten zu in 6 cm Länge, wovon 2 cm an der Anfangsmine, schmal getrennt, vorbeiziehen. In der Mitte befindet sich eine stärkere Kotlagerung.
Sämtliche Raupen haben sich an dem Glase des Zuchtbehälters mit einem Faden um den Leib fest- gesponnen, obgleich reichlich Gelegenheit gegeben war, dies an der Futterpflanze zu tun. Da es nicht gelang, an Grasbüschen mit leeren Minen festgesponnene Raupen oder Puppen zu finden, so scheinen auch im Freien die Raupen die bewohnten Pflanzen nicht zur Verwandlung zu benutzen. Bei Regensburg erfolgt die Verwandlung am Blatt.
!) Die Angaben Freys, die Raupen von tetragonella miniere nur abwärts, trifft für Thüringen nicht zu. 2) Die Herbstmine zieht nach abwärts; Iris 1902 p. 145 steht
fälschlich aufwärts. In den Regensburger Berichten ist es richtig angegeben. EI. martini, Katal. II ist Druckfehler.
3 Megerlella Stt. Katal. II halte ich für eine gute, von einstella Z. verschiedene Art.
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Die Raupenform weicht von der anderer Blachista- Arten etwas ab, indem die einzelnen Körperringe höher gewölbt erscheinen. Der hellbräunliche Kopf ist an den Rändern auffällig stark verdunkelt. Eine schwache Ver- dunkelung zeigt auch das gelbliche Halsschild in der Mitte. Das zweite Segment ist breiter und dicker wie die folgenden und gleich dem dritten viel matter als die übrigen, die bernsteingelb gefärbt sind.
Die hellgelbe runde Puppe hat eine sehr schwache Rücken- und kaum sichtbare Seitenkante.
Die Blattmine der Elachista serricornis S$tt.
Im Jahre 1904 am 24. Juli fing ich im Steiger bei Erfurt an einem Waldwege an den längs desselben zahl- reich wachsenden Büschen von Carex silvatica eine sichere Blachista obiger Art. Das Absuchen der Pflanzen ergab nur drei unvollständige Minen, eine leer und zwei mit toten Raupen. Gestochene Raupen verhalten sich gegen gesunde oft anders, wie aus folgendem hervorgeht:
Bei Sachsenburg (Station Heldrungen der Erfurt- Sangerhäuser Bahn) fand ich nämlich einmal eine Elach- ista-Raupe in Garex humilis, die ich mit der eingesetzten Pflanze gerade einen Monat im Zuchtapparate hatte. Die Mine verlief in der Mitte des Blattes mit ganz lockerem Kotstreif und sah gegen die einseitige Mine der freyi, mit dichtem Kotstreif im unteren Teile der Mine, so ver- schieden aus, dass ich sie für eine mir noch unbekannte Art hielt. In den letzten Tagen verlegte die Raupe die Mine plötzlich in die eine Blatthälfte und nun war kein Zweifel, dass die Art freyi war. Am 31. Tage fand ich den Schlupfwespenkokon vor.
Da aber serricornis eine nur an wenigen Orten ent- deckte seltene Art ist und die Minen in den drei Blättern bei einigen Abweichungen eine ganz gleiche Bildung zeigen, so gebe ich die vielleicht doch erwünschte Be- schreibung nach der grössten der drei Minen. Es ist wohl sicher anzunehmen, dass die Mine der serricornis ange- hört, denn diese Art lebt in Carax silvatica. Die Mine ist so charakteristisch und gut unterscheidbar, dass sie mit keiner anderen der mir bekannt gewordenen Sorten (37) zu verwechseln ist.
N an
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Sie verläuft zwischen den durch die feinen Längsrippen des Blattes gebildeten Feldern, sich immer mehr durch Hinzunahme solcher verbreiternd,. aber stets genau mit den Rippen abschliessend, ohne die geringste Ueber- schreitung derselben. Die Verbreiterungen oder auch Verschmälerungen sind also vollständig geradlinig.
Die aufwärts ziehende Mine beginnt mit einer schwachen Verdunkelung (Kotstreif) zwischen zwei Blatt- rippen als feine 6 mm lange Linie, an die sich drei neue Felder ansetzen, eins bis zur Mittelrippe und zwei nach aussen. Nach 4 mm setzen davon zwei Felder plötzlich ab, so dass nur noch zwei Felder in 3 mm Länge neben der Mittelrippe liegen, von denen das äussere mit Kot gefüllt ist. Nun kommen wieder vier Felder von 5 mm Länge dazu, die nach einander treppenartig beginnen. Eine zweite Kotstelle liegt dem Anfange des letzten Feldes gegenüber im zweiten, also im Verlaufe desselben Feldes wie vorher und kurz von dieser Stelle getrennt. Die letzte Verbreiterung von sechs Feldern erfolgt paar- weise nach einander in drei Absätzen und 12 mm Länge. An einer Beschädigung des Blattrandes fallen zwei Felder aus. Auch gegenüber, an der Mittelrippe entlang, sind in diesem letzten Teile der Mine einige kurze Strecken der beiden ersten Felder unminiert geblieben. Vor dem Ende der Mine liegt eine dichte, dunkle Kotstelle und unter dieser die Raupe. Eine Beschreibung der ver- trockneten Raupen war nicht möglich.
Leider wurde die Carex-Art an dieser Stelle durch das Heben der den Weg begrenzenden Gräben und Aus- rodung eines grossen Stückes Waldes vernichtet. Ander- weit konnte ich das Gras nur spärlich auffinden und mein Suchen war in den folgenden Jahren ganz ohne jeden Erfolg.
Grapholitha Hein. (Laspeyresia Meyr.) oxytropidis, eine neue Wicklerart aus Thüringen.
Von W. Martini, Sömmerda.
Vorderflügel graugelb, im Mittelraum mit dunkleren Längslinien; die Vorrandshäkchen und der Spiegel sehr unregelmässig, letzterer silbern eingefasst, mit Punkten
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oder Striehen im Innern und zwei Punkten vor der vorderen Einfassung, die scharfe Saumlinie schwarz; Hinterflügel grau.
Flügelspannung 55 15—17 mm, 99 13—16 mm.
Die Vorderflügel sind lang gestreckt mit schwach gebogenem Vorderrande. Der Saum ist verschieden stark geschwungen, lässt aber die Flügelspitze immer noch weiter als bei succedana hervortreten, auch ist die Lage mehr oder weniger schräg. Die Hinterflügel er- scheinen nach dem Innenrande zu flacher abgerundet als bei genannter Art.
Die Vorderflügel nehmen vorn eine lichtere gelbgraue bis bräunlichgraue Färbung an, indem daselbst die dicht liegenden langen Schuppen weniger gelblich erscheinen als hinten. Diese Färbung hellt sich gegen den Vorder- rand auf und wird begrenzt durch die zwischen dem 5. und 6. Häkchenpaare entspringende schräge braune Linie, die bis zum Querast zieht und sich dann im rechten Winkel, vor den vorderen Punkten der Spiegel- einfassung, schräg der Falte zu, meist wenig deutlich fortsetzt. Unter letzterer tritt die mehr graue Färbung noch weiter nach aussen vor. Die graugelbe Beschuppung hinter dieser Linie bis zum Saume ist ganz dicht, die @Querreihen ohne Zwischenräume, deshalb erscheint sie auch nicht als Bestäubung.
Am Innenrande liegen bis zur Falte matte Quer- wellen, die nur bei wenigen der zahlreichen Falter deutlich sind.
Die vier fast immer vorhandenen Längslinien im Mittelraume sind öfter kaum sichtbar, wenn man sie schräg von oben in der Richtung der Flügelspitze be- trachtet, sie scheinen in feinen nicht mit helleren Schuppen bedeckten Faltungen der Flügelmembran zu liegen. Die unteren ziehen der Wurzel zu, die oberen bis über den Spiegel.
Die Vorderrandshäkchen, die öfter eine geradere Stellung haben, besonders die der Flügelspitze am nächsten stehenden, sind weisslich, selten schwach glänzend, oder grau getrübt und erreichen, undeutlicher werdend, fast die Wurzel. Der aufgehellte Vorderrand zeigt die trennenden Schrägstriche als kleine dunkle
W. Martini. Grapholitha# oxytropidis n. sp. -97
Fleckehen. Die Häkchen der drei ersten Paare sind meist am regelmässigsten, sie stehen aber auch öfter weiter voneinander ab, so dass die trennenden dunkleren oder helleren Striche alle ziemlich gleich breit sind. Die Häkchen des 4. und 5., seltener auch die des 3. Paares nähern sich einander oder fliessen zusammen. Mitunter ist die Unregelmässigkeit so, dass die paarweise An- ordnung unkenntlich wird.
Die aus den Häkchen entspringenden, öfter schräger als diese liegenden Linien sind von trüber weisslich- oder bleigrauer Färbung. Die Linien aus dem ersten Häkchen des 1. und 3. Paares ziehen bis vor die Stelle des Augenpunktes und stossen daselbst fast rechtwinkelig zusammen. Auch die vereinigten Linien des 5. Paares und die aus den eingeschlossenen Häkchen des Winkels sind nach dieser Stelle zu gerichtet. Durch den ver- längerten Strich zwischen dem 3. und 4. Paare ist der Winkel dunkel angelegt. Die Linien aus dem 4. und den letzten Paaren sind verkürzt oder undeutlich. Einzelne dieser Linien sind etwas wellig.
Der glänzend silbergrau eingefasste, oben weit offene und unten verschmälerte Spiegel ist im Innern von gleicher Färbung wie die anliegende Fläche. Die hintere Einfassung besteht selten aus nur einer gebogenen, unten dem Saume genäherten Linie. Ofter ist sie an der Stelle des untersten Spiegelpunktes in zwei Linien zerlegt, deren obere die längere ist. Beide sind dann weniger gebogen und stumpfwinkelig gegen einander gerichtet. Die vordere kürzere Einfassung ist etwas breiter, winkelig gebrochen, oder sichelförmig, oder auch mehr gerade, und da sie unten von dem Ende der hinteren Einfassung mehr oder weniger entfernt bleibt, so ist der Spiegel auch unten stets offen.
Die drei schwarzen Striche oder Punkte im Innern des Spiegels sind sehr unregelmässig. Die unteren fehlen öfter oder sind viel feiner. Oben steht meist ein kürzerer oder längerer Strich, selten auch Doppelpunkte. Die beiden dicht vor der vorderen Spiegeleinfassung übereinander liegenden Punkte sind in gleicher Höhe wie der erste und dritte Strich oder Punkt im Spiegel. Nur bei einem Falter befindet sich noch ein kleiner Punkt in der Mitte, so dass diese drei Punkte die gleiche Lage
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wie die im Innern des Spiegels haben. Auch diese, mit- unter etwas lang gezogenen Punkte sind sehr unregel- mässig, nur selten beide sehr stark, oder fein bis zum Verschwinden, der obere oft kleiner.
Die scharfe schwarze Saumlinie beginnt hinter dem ersten Vorderrandshäkchen und endet etwas schwächer an dem Fransenanfang am Innenwinkel.
Die Fransen sind grau, nach aussen mit Metallglanz, ohne Augenpunkt. Die Hinterflügel grau bis dunkelgrau (einzelne @Q), die helleren Fransen mit Teilungslinie. Thorax nnd der obere Kopf heller gelbgrau. Fühler heller oder dunkler grau. Gesicht und Palpen hell gelb- grau, das kurze Endglied dunkler. Beine hellgrau, Tarsen dunkler, schwach gefleckt. Hinterleib grau, letztes Segment des & öfter heller gelbgrau, des © dunkler.
Die neue Art ist charakterisiert durch die gleich- mässige dichte gelbe Beschuppung, die nicht als Be- stäubung eines dunkleren Grundes erscheint, und durch die scharfe schwarze Saumlinie.
mierogrammana Gn. ist verschieden durch die weniger gestreckten breiteren Vorderflügel, den schwächer geschwungenen, nicht so schräg liegenden Saum und die weniger hervortretende Flügelspitze. Ganz abweichend ist die dunkelgraue, durch feine staubartige gelbe : Schüppchen hinter der Mitte aufgehellte Grundfarbe. Vor der vorderen Spiegeleinfassung liegt meist nur ein un- regelmässiges schwarzes Fleckchen. Die dunkele Saum- linie fehlt; die oft starken Querwellen in der vorderen Flügelhälfte sind nicht immer ein Unterscheidungszeichen, da sie bei einzelnen Faltern bis zum Verschwinden un- deutlich werden.
succedana Froel. ist verschieden durch das weissliche Mittelfeld und fehlende Saumlinie.
var. ulicetana Hw. (von Vannes) hat viel dunkler braune, hinten gelbstaubige Vorderflügel, das weissgraue Mittelfeld ist wie bei succedana gestaltet. Gegenüber dem unteren, oft fleckartig erweiterten Punkte vor der vorderen Spiegeleinfassung liegt am Rande des Mittel- feldes ein schwarzer Punkt oder strichartiger Fleck, der der neuen Art vollständig fehlt. Die kurzen dicken Striche im Spiegel sind viel regelmässiger. Ein englisches Stück ist durch die braunschwarze Grundfarbe noch viel
W. Martiri. Grapholitha oxytropidis n. sp. 99
unähnlieher. Nach der Mitteilung von Herrn Disqu& in Speyer unterscheiden sich die Raupen von succedana und der var. ulicetana durch die feinen auf den beiden ersten Segmenten stärkeren Punktwärzchen, die aber nur unter Vergrösserung erkennbar werden.
Für deutlich verschieden hält Herr Professor von Kennel in Dorpat auch negatana Rbl. aber derselbe ist noch nicht zu der festen Ueberzeugung gekommen, dass es sich bei oxytropidis um eine distinete neue Art handelt; er denkt zwar nicht mehr an ulicetana, aber meint
adenocarpi Rag. könnte in Frage kommen. Die Unterschiede seien so gering, dass man sie ganz gut in den Rahmen der Variation bringen kann, zumal ja beide Formen eine gewisse Variationsbreite zeigen.
Da ich adenocarpi nicht besass, so stellte Herr Stadtrat Meeß in Karlsruhe auf meine Bitte freundlichst einen genauen Vergleich an und teilte mir folgende Ab- weichungen der adenocarpi mit:
Die Vorderflügel sind nach aussen stärker verbreitert, der Saum ist etwas steiler, die Spitze schmäler und stärker vorgezogen, so dass die Saumlinie ziemlich stark eingeknickt, nicht geschwungen, erscheint. Die Gesamt- färbung ist dunkler, die gelbe Beschuppung über den ganzen Flügel verteilt, die einzelnen Schuppen stehen entfernter, wodurch die Flügel im Ganzen reicher be- schuppt sind. Einzelne Stücke haben auch Anzeigen von Längslinien im Diskus. Diese bestehen aber aus dunkleren Schuppen, nicht wie bei oxytropidis in Aus- sparungen der hellen Schuppen. Die Vorderrandshäkchen stehen schräger und die Verlängerung derselben ist dann fast geradlinig. Die Einfassung des Spiegels ist aussen schmäler und mehr eingezogen, so dass er höher und nicht so breit ist. (Ragonot bezeichnet den Spiegel als oval.) Die Fransen haben weniger Metallglanz und. die ganze Zeichnung ist matter. Die Saumlinie viel schwächer, oft kaum angedeutet. Herr Meeß möchte dieser vielen Unterschiede wegen oxytropidis nicht zu adenocarpi ziehen und hält sie nach wie vor für eine gute neue Art. Herr Disqu& und Herr Professor Dr. Petry sind derselben Ansicht.
Aus der Ragonot'schen Originalbeschreibung, die ich Herrn Dr. Petry verdanke, ist noch Folgendes hervor- zuheben:
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Die Verlängerungen des 6. u. 8, Häkchens erreichen und bilden die Einfassung des Spiegels; dies ist bei oxytropidis nicht der Fall. Die Spiegelstriche sind viel regelmässiger und die oberhalb derselben befindlichen angehängten kleinen schwarzen Punkte, die auch in der Abbildung dargestellt sind, fehlen bei oxytropidis. Auch die Raupenbeschreibung spricht gegen die Vereinigung: Sur cette derniere partie (l’@cusson) on remarque quatre taches noires le long du bord posterieur, Trapezoidaux et stigmataux grands, tres visibles a l’oeil nu, luisants, de m&me couleur (d’un roux noirätre, mais beaucoup plus päle) que l’ecusson. Herr Disque, der die präparierte Raupe besitzt, hält sie sicher für verschieden.
Bisher sind folgende Fundorte festgestellt: Der von West nach Ost ziehende südlich abfallende lange Hang der Weissenburg, zwischen Weissensee und Sömmerda belegen, die Schwellenburg bei Kühnhausen und durch Herrn Dr. Petry die Höhen bei Gangloffssömmern. (Letztere zwei Orte an der Bahnstrecke Nordhausen— Erfurt.) Herr Professor v. Kennel hat neuerdings ganz identische Falter von Zeitun am Südabhange des Taurus im östlichen Kleinasien erhalten.
Die genannten Höhen bestehen alle aus schwefel- saurem Kalk und haben eine eigene Flora von Kalkboden liebenden Pflanzen: z. B. Oxytropis, Glaucium, Nonnea, Astragalus, Adonis vernalis, Stipa.
Die Raupe lebt in den Schoten von Oxytropis pilosa und ist in der zweiten Julihälfte am häufigsten. Sie ist hellgelb, Kopf und letztes Segment hellbraun und voll- ständig unbezeichnet. Das hinten abgerundete Halsschild ist wenig dunkelfarbiger als der Körper und gleich dem Kopf schwach glänzend. Die Zucht scheint schwierig, denn die sehr zahlreich eingesammelten Raupen lieferten mir und Herrn Disqu& nur je einen Falter.
Die Flugzeit ist sehr ausgedehnt. Im Jahre 1911 fing ich die Falter vom 26. Mai bis 11. Juli.
Eine der neuen Art zugehörige Schlupfwespe, die er- zogen und stets in Anzahl an der Nährpflanze gefangen wurde, ist eine Braconida, deren Namen Ascogaster quadridentatus ich Herrn Professor Dr. Schmiede- knecht in Bad Blankenburg verdanke.
RN
Kleine Mitteilungen. 101
Kleine Mitteilungen.
Wohl auch eine Folge des abnorm warmen Sommers 1911, Unseren ältesien Sammlern ist es bisher hier noch nicht vorgekommen, dass von Apatura iris L. eine zweite Generation im Freien zur Entwickelung kam. Im Jahre 1911 aber fand ein Mitglied des hiesigen Entomologischen Vereins am 18. September eine fast erwachsene Raupe von Apatura iris. Am 30. Sept. fand dasselbe Mit- glied ein zweites Stück. Die Raupen ergaben am 28. Sept. bez. 15. Oktober die Puppen, aus welchen am 13. bez. 27. Okt. die Falter schlüpften. Diese Falter (25 8) erschienen abends 10 Uhr und wiesen im Gegensatz zur ersten Generation kleinere Formen auf; sonstige abwei- chende Merkmale sind nicht vorhanden.
Entomologischer Verein Mühlhausen i. Th.
Anmerkung der Redaktion: Wir gaben gern der obigen Mitteilung Raum, die schon anderweit veröffentlichte Beobachtungen eigenartiger Anomalien in der Erschei- nungszeit von Schmetterlingen im Jahre 1911 ergänzt. So wurden bei Hannover !) junge Raupen von Limenitis populi Anfang Juli gefunden, die bereits im August Falter ergaben, die etwas kleiner sind als die normalen. Auch bei Berlin ?2) wurde im Juli ein L, populi Raupe gefunden, die ein % von nur-58mm Spannweite ergab. In England !) wurden Falter von Limenitis sibilla am 19. Sept. beobachtet. Dr. Dampf?) macht ferner auf das Auftreten östlicher Steppentiere in Ostpreussen im Sommer 1911 aufmerksam. In der Umgebung von Dresden wurde die sonst seltene Pieris daplidice in auffallend grosser Menge beobachtet und ebenso traten die Raupen der zweiten Generation von Gelerio euphorbiae euphor- biae in ausserordentlich grosser Anzahl auf. Bemer- kenswert war ferner das Erscheinen der Raupen einer einwandfreien 3. Generation von Pieris brassicae und rapae. Diese Raupen wurden unmittelbar nach ihrer letzten Häutung Mitte November aufgefunden. Sie hatten schon mehrere starke Nachtfröste durchgemacht und lieferten im warmen Zimmer Ende November die über- winternden Puppen. DrD
wg 1) Entom. Zeitschr. Frankfurt a. M. 1912 Nr. 46. p. 239. 240. 2) Inter. Ent. Zeitschr. Guben 1912, Nr. 53, p. 379. 3) Ent. Zeitschr. Frankfurt a. M. Nr. 41, p. 222.
ERRN. ei: 2 Vorstand
WE las Entomologischen Vereins ‚„Iris” zu Dresden. De önder Prof.Dr.K.M.Heller, Dresden, Franklinstr.22. "Stellvertr.: "Dr. H. Walther, Dresden-N., Böhmertstrasse 4. . Schriftführer: Ad. Winckler, Dresden- Pl., Kaitzerstr. 137. |} Stellvertr.: Eduard Riedel, Dresden, Bahe Strasse 40 II. AU AR Rechnungsführ.: Greta Dresden, Bismarckpl!. 6. R Rihliorh,: Amtstierarzt Möbius, Dresden, Schlachthofring 3. ‚steur: Dr. P. Denso, Hellerau b. Dr., Auf d. Sande. ılvertreter: Dr. P. Husadel, Dresden, Gewandhanusstr. 3.
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sen, mit Ausnahme von Band I Heft 1—3 und Band VII ‚und VIII, welche vergriffen sind. Anfragen bittet man an den Bücherwart (E. Möbius, Dresden-F., Schlacht- hofring 3, II) zu richten.
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EN, 'Laut Vereinsbeschluss erscheint die Zeitschrift vom Jahre 1912 ab wieder in vier Vierteljahrsheften.
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nen der betreffenden Heike, an gerechnet, berücksichtigt "werden. be
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Die Grossschmetterlilge der Erde |
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Herausgegeben von Professor Dr. Adalbert ‚Seitz. RR
Komplell in ga. 460 Lielerungen oder in \ Bänden, in 2 Hann ”
1. Hauptteil Palaearktische Fauna. |, 2. Hauptteil Exoten. Urs
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„. U Spinner u. Schwärmer Eu » "IX--XILIndo-austr. ,, ‘„ 14518...)
in ca. 25 Lief. od. geb. ca. 35M. | „XII—XVIAfrikan. „ „ 85Lf. „IH Noktueni.ca.25 Lt. od.gb.ca.55M. Die Einteilung der einzeln. Binde „IV Geometriden„ 20 5 5» » B0M. entsprechend dem 1. HUBUmIL. Br
Hierzu erscheint noch ein Supplement-Band mit Allgemeinem Teil, Morphologie, Biologie, Geographie. a In beiden Hauptteilen zusammen werden auf ungefähr 1000 Taf, Ss rund 40000 Falter in vorzüglich kolor. Abbildungen dargestellt. BEN
Jeder Falter sofort bestimmbar. | Kein Museum, keine Sammlung mehr mit uinbestinunten Faltern !
Der zweite Teil ersetzt jedem Nur (durch eine ‚sehr hohe Auflage eine vollständige konnte der beispiellos billige Preis
yon ca. 1 Pfg. pro Abbildung er Exoten-Sammlung. |‘ zielt en KR: Ri
n
Im Jahre 1912 erscheint der Schluß der palaearktischen Schwärmer ; und Spinner, der. Noktuen und Spanner, sowie die 2. Hälfte der I Exotischen Tagfalter und Fortsetzung der Exotischen Nachtfalter. |
Das Gesamtwerk hät 1906 begonnen und wird 1913, also in rund 6!/, Jahren beendet sein. Das Werk erschien anfangs (1907). ‚in l4tägigen, dann in 10tägigen, 1910 in wöchentlichen Pausen und wird von 1911 ab in 3—-4tägigen Pausen erscheinen.
Seitz, Großsehmellerlinge der Brie ae a N billigste Werk seiner Art. ©. Ä
Keinem Museum, keiner Bibliothek, keinem Privatsammler ist dieses Werk entbehrlich.
Jedem, der Schmetterlinge sammelt, kauft, tauscht oder verkauft, von unschätzbarem di rek tem Nutzen, weil alle Werte der gesammelten Schmetterlinge sofort bestimmbar, und jedes ARERat sofort
& kontrollierbar. -
Wer im Auslande, in besitzt, a den Kolonien lebt und Seilz, Großsehmellerlinge ier Frie an Hand dieses ‘Werkes durch den Fang h Verkauf von Schmetterlingen lohnenden g Nebenverdienst. köstliche Unterhaltung verschaffen. & Das Werk kann mit deutschem oder englischem oder franz- sischem Text bezogen werden.
Zu jeder weiteren: Auskunft ist gern bereit der
Verl des Seil’schen Werkes (ur rm Sul 2
- APR Ra 7
EN We -skn)
0 Iris, Dresden, Band XXVI. Heft 2.
Deutsche u
‚ Entomologische Zeitschrift ‚aris’
herausgegeben
Entomologischen Verein Iris zu Dresden.
"Jahrgang 1912. Zweites Heft.
30. Juni 11
N 4d/fna una) I Dan h i
N _ Redakteur: Dr. Denso.
Preis für Nichtmitglieder des Vereins: 3 Mark.
Berlin.
R. Friedländer & Sohn. Carl-Strasse 11.
n:
14 i n T f 5
= 2, E Druckerei Schlenkrich, Inh. Edwin Jentzsch, Radehaul.
Ay \ Inhalts-Uebersicht. Seite Bang -Haas, Neue oder wenig - bekannte palacarktische RT A Makrolepidopteren RE N » 108-4110 Dr. A. Petry, Ueber die deutschen an Artemisia Ich A EN. den Arten der Gattung Buceulatrix 2. nebst EZ 5% Beschreibung einer neuen Art, . „2... 11-15 2 © Zur Biologie der Lita vieinella Frey. non Dougl. STiD® IS ENneR | Dr..H. Zerny, Neue Heteroceren aus der Sammlung des RER k. k. naturhistorischen Hofmuseums in Wien‘. 119-124 Dr. P. Denso, Palaearktische Schmetterlingsformen . . .125--136
Leo Sheljuzhko, Eine neue Form v. Melitaea didyma O0. 137—138
Bücherbesprechungen: um 0 eu a nm. \ Bi I NEW b
Für die Form "und den Inhalt der in dieser Zeitschrift ver- öffentlichten Aufsätze sind die Herren Autoren allein verantwortlich.
. In allen redaktionellen Angelegenheiten, die auf das Jahr 1912 Bezug haben, bitten wir, sich nur an den Redakteur Herrn Dr. Denso, Hellerau b. Dresden, auf dem Sand, ‚zu wenden.
Naturalien- u 2 Alexander Heyne # * Buchhandlung Berlin-Wilmersdorf, Landhaus-Str. 26a
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Liste entomologischer Gerätschaften, 4 Seiten.
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für Liebhaber, Anfänger usw., 8 Seiten.
D
Bang-Haas. Palaearktische Makrolepidopteren. IV. 103
Neue oder wenig bekannte palaearktische Makrolepidopteren. IV. *)
Von A. Bang-Haas. Blasewitz.
Parnassius intermedius forma fortuna B-H.
Aus dem Sajan-Gebiete (Arasagun-gol) erhielten wir eine Anzahl recht hervorragender Stücke, die sich .be- sonders durch leuchtend weisse Grundfarbe, starkes, schwarzes, glasiges Saumband und Submarginalbinde, so- wie durch sehr kräftige, schwarze Zell-Flecke der Vdilgl. auszeiehnen;, auch der schwarze Hinterrandfleck und die rote Kostal-Ozelle der Vdflgl.,. sowie auch die starken roten Ozellen der Htflgl. sind meist wesentlich kräftiger entwickelt als bei den nahestehenden Formen. Ein kleineres 5 (Spannweite 56 mm) zeigt sogar zwei be- sonders grosse. rote Kostal-Ozellen der Vdflgl. Bei den wenigen erhaltenen %9 sind auch die roten Ozellen sehr kräftig, ein © zeigt drei Kostal-Ozellen der Vdfilgl.; ein anderes © hat zwei sehr kräftige, rote Apikal-Flecke. Die hellere, weisse Grundfarbe ist auch bei diesen 9% hervor- tretend.
“
Das grösste 5 weist eine Spannweite von 69 mm auf, allerdings dürfte dieses doch eine Ausnahme sein. Das grösste misst nur 64 mm. Im allgemeinen ist die Durehsehnitts - Grösse höher als bei den verwandten Formen.
Colias croceus (edusa) ab. cremonae n. ab.
Diese herrliche Aberration wurde am 13. April 1910 in einem reinen, männlichen Stücke bei Hasmich im Libanon von Herrn Cremona gefangen und ich benenne diese auffallende Farbenvariation ihm zu Ehren.
Die Farbe hat etwas Aehnlichkeit mit derjenigen des C. europomene OÖ. aber mit einem Stich ins Grünliche. Die Vdfigl. haben eine reinere, gelbliche,
*) Frühere Beschreibungen in der „Iris“ siehe I, Band XIX 1906 pag. 127 — 144 U, „ _ XX 1907 pag. 69 —88 Il. „ XXIV 1910 pag. 27 —b5i1
x
104 Deutsche Entom. Zeitschr. Iris. Dresden 1912.
schwach grünliche Farbe, nur der Vorderrand zeigt schwache schwärzliche Bestäubung, während an der Basis des Innenrandes sich ein etwas kräftigerer, kurzer schwarzer Schatten bemerkbar macht. Die Htflgl. sind ziemlich regelmässig schwärzlich bestäubt und neigen mehr zu der obenerwähnten grünlichen Färbung. In dem kräftigen, schwarzen Saumband treten an der Flügelspitze einige gelbliche Adern hervor.
Spannweite 45 mm. Oeneis norna v. tundra n. var.
Die vielen Stücke der nordischen typischen O. norna Thnbg. in coll. Staudinger zeigen alle eine mehr oder weniger einförmige grau-gelb-hraune Grundfarbe, und sind im allgemeinen von kleinerer Statur als die sibirische Form. Wir erhielten aus dem Sajan-Gebiete eine Anzahl Stücke, die ich als v. tundra bezeichne, weil die Ober- seite wesentlich lebhafter, ockergelb gefärbt ist. Die dunkelbraune Mittelbinde der Unterseite der Htflgl. tritt sehr schwach hervor und ist viel weisser abgegrenzt, Auch das 9 ist entsprechend lebhafter gefärbt. Zu dieser neuen Form muss ich auch einige Stücke aus dem Central-Altai ziehen, jedoch ist die hellere Färbung meist nicht gar so hervortretend; auch die Unterseite der Htfigl. nicht so scharf weiss gesprenkelt, wie bei den Sajan-Stücken, aber mit der von Elwes aufgestellten, sehr dunkel gefärbten v. altaica können meine Altai- und noch weniger meine Sajan-Stücke jedoch nicht vereinigt werden. Im Katalog 1901 unter v. altaica muss die Lokalität Sajan vorläufig ausfallen, da das dazu gezogene blasse 2 besser zu v. tundra passt.
Spannweite 43--52 mm. Deneis norna v. saga n. var.
Diese der v. fulla Ev. im Flügelbau nahestehende Form lässt sich leicht durch die tiefe, schwarzgraue Färbung mit weit schwächerer und weniger hervor- tretender gelblicher Mischung unterscheiden; die dunkle Mittelbinde der Htflgl.-Unterseite ist kräftig weiss begrenzt. Meistens haben die Stücke ein ganz kleines Auge zwischen Rippe 5 und 6 der Vdilgl.; seltener ist ein solches noch schwächeres Auge am Analwinkel der Htflgl. zwischen Rippe 2—3 angedeutet.
Bang-Haas. Palaearktische Makrolepidopteren. IV. 105
Aus Saisan (Saur-Gebirge). Spannweite 40—43 mm.
Oeneis brunhilda n. sp. Taf. VI, Fig. 1. **®)
,,
Diese interessante Art aus dem Sajan-Gebiete unter- scheidet sich durch die (meist helle) lehmgelbe Färbung von der OÖ. nana Men. = hulda Stgr. aus dem Amur (Prokofka), die eine tiefe kastanienbraune Farbe aufweist; ausserdem sind sowohl die Vorder- wie Htfigl. in beiden Geschlechtern ziemlich gleichmässig gefärbt, während bei nana die innere Flügelhälfte ganz wesentlich dunklere Bestäubung als die äussere hat. Die Zahl der meist recht kleinen Augen variiert sehr bei den einzelnen In- dividuen, diese sind aber im allgemeinen so verteilt wie bei nana; sehr selten ist ein Auge weiss gekernt. Die Binde auf der Htflgl.-Unterseite tritt weniger scharf her- vor als bei nana, selten sind die Rippen weisslich gefärbt, die beiden Arten nanaund brunhilda unterscheiden sich dadurch sofort von OÖ. tarpeia Pall., bei welcher die Rippen ja besonders stark weiss angelegt sind.
Spannweite 44—50 mm.
Triphysa phryne Pall. v. glacialis n. var.
Von Arasagun-gol erhielten wir eine Anzahl Stücke beider Geschlechter, von denen besonders die 99 durch ihre Kleinheit auffallen, und die sich wohl als eine Lokal- form abtrennen lassen.
Die 58 zeigen nicht ganz so rein-weisse Fransen wie diev. dohrni Z., unterscheiden sich aber sonst wenig von dieser Form; die v. striatula Elw. war nicht vertre- ten unter den erhaltenen Stücken, eher solche der v.bio- cellata Stgr., wenn auch mit nicht sehr hervortretenden Augen, wogegen ein © mit zwei sehr scharfen, schwarzen Augen als unverkennbar zu dieser gezogen werden muss. Im allgemeinen sind die dunklen Zeichnungen der Unter- seite bei den @Q sehr stark durchschlagend und sichtbar auf der Oberseite, selbst die sehr breite, weisse, hufnagel- ähnliche Umrandung der Mittelzelle der Htflgl. hebt sich auf der Oberseite scharf ab.
**) Die Tafel VI, die ausser den zu dieser Arbeit gehörenden noch einige weitere Abbildungen enthält, wird mit einem späteren Hefte erscheinen.
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Die Zahl der Augen ist variabel; im allgemeinen ist die Neigung zu den für biocellata charakteristischen, grossen Flecken in Zelle 2 und 3 vorhanden; doch kommen auch Stücke vor, bei denen alle Augen gleich gross sind, ja bei einem Stücke fehlen die Augen der Vdfigl. so gut wie ganz oder sind doch höchstens durch Pünktchen angedeutet. |
Spannweite & 29—30, 2 27—29 mm.
Callophrys rubi v. caerulescens n. var.
Aus dem Kaukasus (Elisabethpol) erhielten wir eine Anzahl Stücke, die einen starken bläulichen Schiller auf der Oberseite haben, und ebensowohl einen Namen ver- dienen dürften, wie die stark goldige v. fervida Stgr.
Spannweite 27 mm.
Notodonta jullieni Obth.
Von dieser der Pheosia tremula Ül. etwas ähnlichen Art erhielt ich ein @ aus dem Karagai-tau, während Herr Oberthür den 5 erhielt und mir mit der Beschreibung (Etudes Comp. V. Fig. 629 5) zuvorgekommen ist. Die gute Abbildung lässt keinen Zweifel aufkommen, dass das 9, welches ich als Pheosia oberthüriü.l. bereits etikettiert hatte und so beschreiben wollte, dazu gehört. Die beiden Geschlechter scheinen keine grossen Zeichnungsunterschiede aufzuweisen.
Notodonta graeseri Stgr.
Die von Oberthür (Etudes Comp. V. Fig. 623 &) ab- gebildete und als arnoldi Obth. bezeichnete Art (aus der Mandschurei), kann ich nicht von dem graeseri- Originale Stgr. unterscheiden.
Allodonta ieucodera Stgr.
Auch diese Art hat Oberthür (Etudes Comp. V.Fig.645) als elongata Obth. neu aufgestellt; leider vermag ich auch hier nach Stgrs. Originalen keine neue Art zu erkennen.
Pygaera modesta Stgr. 1559 — moderata Graeser 1392.
Leider hat diese Art noch ein neues Synonym durch Oberthürs Beschreibung 1910 von Rhegmatophila akulini(von Fort Naryn) Etudes Compar. IV. T.51 Fig.441 erhalten; wir erhielten sie auch aus dem Karagai - tau.
Enge = En Se
ER
Bang-Haas. Palaearktische Makrolepidopteren. IV. 107
Dasorgyia alpherakii Gr. Gr.
In Etudes Comp. V. veröffentlicht Oberthür eine Triehosoma houlberti (Fig. 782); wie es mir scheint, fällt diese nach den in eoll. Stgr. befindlichen Stücken zusammen mit D. alpherakii. Das als Fig. 783 abgebildete Stück dürfte ein zeichnungslose var. dieser, wie es scheint variablen Art sein.
Stilpnotia surtur n. sp.
Obgleich nur ein (ganz reines) © vorliegt, muss ich doch dieses auffallende Tier als neue Art aufstellen. Sie steht wohl der S. sartus Ersch. am nächsten, unter- scheidet sich aber durch die gleichmässig schwarze Farbe (etwa wie die des Weibes von Oeneria detrita Esp.) sowohl auf der Ober- wie Unterseite, auch alle Körper- teile sind schwarz. Die Vdilgl. sind ein wenig breiter als bei sartus, und die Fühler haben etwas kräftigere Kammzähne.
Aus dem Julduss-Gebiete.
Spannweite 39 mm. Syntomis hyrcana n. sp. Taf. VI, Fig. 2.
Leider erhielten wir nur 2 Stücke dieser interessanten neuen Art, das eine davon ist ganz rein, aber mit abge- brochenen Fühlern, das andere etwas abgerieben, aber mit vollständigen Fühlern; beide erhielten durch das Eintüten sehr flachgedrückte Hinterleiber, aber das gelbe Rundband auf dem fünften Segment tritt deutlich hervor; dagegen fehlt der gelbe Fleck auf dem ersten Segment ganz. Die Fühler sind ganz schwarz ohne weisse Spitze. Die Art wäre in der Nähe von S. mestralii Bugnion einzureihen: Grundfarbe schwarz; die Flecke gelblich (etwa wie die der Farbe’ von mestralii v. palaestinae Stegr.));, Vdflgl. mit zwei grossen, rundlichen Flecken unter der Spitze, die zwei Flecke sind bei dem einen reinen Stücke sogar zusammenlliessend und dann mit drei schwarzen Rippen durchzogen; ein scharfer, flacher viereckiger Fleck steht etwas vom Vorderrande entfernt an der Querrippe, darunter befindet sich ein kurz vor der Basis beginnender, langer, breiter, etwas sgebogener, auch scharfeckiger Fleck, der sich bis kurz vor den Innen- winkel ausdehnt; bei dem zweiten, abgeriebenen Stück
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lässt sich aber erkennen, dass dieser lange Fleck mit-
unter auch in zwei geteilt wird. Htflgl. fast ganz gelb-
lich ausgefüllt, nur die Flügelspitze mit breiterem nach
dem Innenrand schmal verlaufendem schwarzem Band. Aus dem Sultanabad-Gebiet (Persien).
Spannweite 535 mm.
Ocnogyna rothschildi n. sp. Taf. VI, Fig. 3.
Diese der OÖ. parasita Hb. am nächsten stehende Art unterscheidet sich durch weniger breite, am Innen-
rand stark gerundete Flügel und durch viel kräftigere, ‘
schwarze Zeichnungen. Der schwarze Vorderrandstreifen ist weit seltener in Flecke aufgelöst als bei parasita; besonders kräftig ist der Innenrandstriemen, der fast bis zum Innenwinkel reicht. Ab und zu kann auch dieser Streifen einmal unterbrochen sein. Die im Saumfelde stehenden zwei Flecke sind diek und kräftig; zwischen diesen beiden Flecken befindet sich am Saume ein dritter, meist recht kräftiger, nach der Basis zu abgerundeter Randfleck. Dieser Fleck ist bei parasita meist nicht einmal angedeutet; auch schwarze Stricheichen kommen meist in der Flügelspitze vor. i
Die Grundfarbe ist dunkelgrau, meist mehr oder weniger ins bräunliche übergehend; ein Stück zeigt tief grau-schwarze Färbung. Auch die Htfigl. sind am Saume stärker gerundet und nicht so breit wie bei parasita; sie sind etwas glasig, haben drei mehr oder weniger kräftige, meist rundliche, schwarze Flecke am Saume; ein vierter steht an der Spitze und ist öfters am Vorderrand in einen langen Schattenfleck ausgedehnt; dieser Schatten tritt bei gespannten Stücken wenig hervor, weil die Vdilgl. die betreffende Stelle decken; die Unterseiten geben die schwarzen Zeichnungen meist recht kräftig wieder.
Da wir nur unvollkommen entwickelte 29 erhielten mit 4—5 mm langen krüppligen Flügellappen, lässt sich nicht sagen, ob diese rudimentären Flügel so gross und breit werden können wie bei parasita, diese meist aus den Puppenhülsen herausgeholten Stücke zeigen fast immer nur getrennte, schwarze, mitunter weisslich um- randete Fleekenzeichnung; der Hinterleib ist sehr kräftig entwickelt und zeigt sehr scharfe, schwarz gefärbte Segment-Ränder.
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Die 55 wurden schon Ende März im Sonnenschein fliegend an den Wiesen der Wolga (Gouv. Samara) ge- fangen.
Spannweite & 24—29 mm.
Hipocrita atra n.sp. Verwandt mit der H. diaphana Ev., aber leicht zu unterscheiden durch die schwärzliche Farbe der schwach bestäubten, glasigen Flügel, dem ganz einfarbigen schwarzen Hinterleib, und dem ebenfalls schwarzen Halskragen. Alle Stücke der H. diaphana in coll. Staudinger (aus Irkutsk, Urga und Amur), sowie auch spätere Stücke aus dem Sajan - Gebiete, haben gelben Hinterleib, oben mit schwarzen Segmentflecken und scharf gelbem Halskragen; ausserdem ist die Flügelfarbe hell aschgrau und weniger glasig, während die H. atra schwärzlieher mit einem etwas helleren, glasigen schwa- chen Submarginalschatten und am Innenrande der Vdflgl. ebenfalls einen etwas helleren Schatten aufweisen, der nicht bei diaphana vorkommt.
2 55 aus dem Arasagun-gol (Sajan).
Spannweite 30 mm.
Die H. diaphana Ev. ist wesentlich grösser und hat 355—35 mm Spannweite.
Amicta caucasica n. sp.
Diese in der Nähe von A. lutea Stgr. stehende Art zeichnet sich zunächst durch die auffallende (rösse aus. Sie hat eine Spannweite von 23—29 mm. Die Grundfarbe ist rötlich schwarz-grau, etwa wie die der Pachytelia villosella Oehs.;, die Vdflgl. sind etwas breiter, der Innenwinkel gerundeter als bei lutea Stgr. Die Rippen heben sich weisslich ab. Die Fransen etwas dunkler als die Grundfarbe, aber mit schwach helleren Spitzen. Die kräftigen Kammzähne der Fühler, Kopf, Thorax und der langgestreckte Hinterleib haben Flügelfärbung. Bei meinen beiden Stücken tritt der Penis stark hervor. Leider er- hielten wir weder Säcke noch %%9.
Aus dem Kaukasus (Elisabethpol).
Holcocerus tsingtauana n. sp.
Diese, der Gruppe volgensis Chr. — arenicola Stgr. angehörige, neue Art unterscheidet sich von den genannten Arten durch die schwarze Färbung der Basis
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der Vdflgl., die fast die Hälfte der Flügel einnimmt, be- sonders am Vorderrande. Anschliessend befindet sich ein russbräunlicher Schatten in der Mitte des Flügels. Die Saumhälfte ist etwas heller und besonders gegen die Spitze zu mehr grau gemischt.
Die schwarzen Gitter-Querstrichelchen sind besonders kräftig in der Saumhälfte, die am stärksten, fast regel- mässig zusammenhängende Gitterlinie läuft von der Spitze nach dem Innenwinkel und verästelt sich auch nach der Mitte des Flügels zu. .Die Spitze der Valflgl. ist am Vorderrande weniger gerundet. Htflgl. grauschwarz; auch hier stehen in der Saumhälfte schwarze Quer- Gitterlinien. Schon dadurch unterscheidet tsingtauana sich leicht von der volgensis etc., die ganz zeichnungs- lose Htflgl. haben. Die schwarzen, flachgedrückten Fühler sind kräftiger als bei den genannten Arten.
Die hellere, mehr mit grau gemischte Unterseite zeigt am Vorderrande der Vdflgl. eine Reihe schwarzer Fleckehen. Die Gitterzeichnung tritt deutlich hervor, sowohl auf Vd.- wie Htflgl. und verschwindet nur in den Mittelzellen.
Einige 55 aus Tsingtau (Deutsch-China).
Spannweite 56 mm.
Dyspessa tristis n. sp. Taf. VI, Fig. 4.
Eine eintönig, blass bräunlich-graue Art, die sich besonders durch das Fehlen stark hervortretender weisser Zeichnungen auszeichnet; sie muss wohl am nächsten der D. lacertula Stgr. eingereiht werden. Die Mittelzelle ist etwas schwach heller gefärbt. Die Querader und Rippe 2, sowie auch der Rippen 3. 4und besonders 7 sind tief bräunlich hervortretend. Auch Rippe 1a ist fast in der ganzen Länge deutlich braun. Diese dunklen Rippen he- ben sich am meisten aus derganzen Flügelfläche hervor.
Die Fransen mit schwach ins gelbliche übergehen- der Teilungslinie, am Ende der Rippen schwach und schmal gescheckt. ' Die Htflgl. grauschwärzlich, dunkler als die Vdflgl. Fransen hier ohne Zeichnung.
Die Fühler wie bei D. lacertula, doch wohl mit etwas stärkeren Kammzähnen.
Einige 55 aus dem Karagai-tau.
Spannweite 22 mm.
A. Petry. Deutsche Buceulatrix - Arten. 11
Über die deutschen an Artemisia lebenden Arten der Gattung Bucculatrix Z. nebst Beschreibung einer neuen Art.
Von Dr. A. Petry. Nordhausen.
Mit Artemisia campestris L., ihrer Nährpflanze, ist weit über Deutschland verbreitet die von Herrich- Schäffer beschriebene Buceculatrix artemisiae. Die Art lebt in der frühesten Jugend minierend, später frei an den Blättern in einer Frühjahrs- sowie 'einer Sommer- generation an der genannten Pflanze. Sie findet sich in folgenden Gebieten: Schlesien (Wocke), Oberlausitz (Schütze), Prov. Brandenburg (Sorhagen, Sommer, Pfütz- ner). Pommern (Büttner), Mecklenburg (G. Stange), Thürin- gen (nach eigenen Beobachtungen), Wiesbaden (Rössler), Pfalz (Disqu6), Baden (Reutti), Regensburg (A. Schmid), Umgebung von Wien (Mann), Süd-Tirol (v. Hedemann nach Rebel), Böhmen (©. Nickerl). Sie fehlt demnach an- scheinend dem nordwestlichen Deutschland sowie dem Mittelgebirge. Im übrigen kommt sie östlich von Deutsch- land auch in Ungarn, ferner in den russischen Ostsee- provinzen, Ost- Finnland und wahrscheinlich noch viel weiter verbreitet vor. Aus England wird sie zwar für den äussersten Südosten, die Grafschaft Kent, von Meyrik angegeben, doch gründet sich diese Angabe nur auf ein einziges, noch dazu von Achillea millefolium erzogenes Stück; es erscheint daher eine Nachprüfung jenes einzelnen Stückes sehr wünschenswert, zumal diese Pflanze bei uns eine andere Art, Buceulatrix crista-